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Schlachthof 5

Schlachthof 5

Titel: Schlachthof 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Vonnegut
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die Evangelien lehrten in Wahrheit dies:
    Bevor du jemand umbringst, versichere dich ganz genau, daß er keine einflußreichen Beziehungen hat.  So geht das.
     
    Der Fehler in den Christus-Geschichten, sagte der Besucher aus dem äußeren Weltraum, war, daß Christus, der nicht nach viel aussah, in Wirklichkeit der Sohn des mächtigen Wesens im Universum war. Die Leser verstanden das, wenn sie daher zu der Kreuzigung kamen, dachten sie natürlich, was Rosewater nun wieder laut vorlas: Junge! Junge! Diesmal haben sie bestimmt den Falschen ausgesucht, um ihn hinzurichten! Und dieser Gedanke hatte einen Bruder: »Es gibt die richtigen Menschen zum Hinrichten. « Welche? Leute ohne gute Beziehungen. So geht das.
     
    Der Besucher aus dem äußeren Weltraum machte der Erde ein neues Evangelium zum Geschenk. Darin war Jesus wirklich ein Niemand und ein Ärgernis für viele Leute mit besseren Beziehungen, als er sie hatte.  Noch immer hat er alle die hübschen und verwirrenden Dinge zu sagen, die er in den anderen Evangelien sagte.
    Also belustigte sich das Volk eines Tages damit, ihn an ein Kreuz zu nageln und dieses Kreuz in den Boden zu pflanzen. Hier konnten keine Rückwirkungen entstehen, dachten die Totschläger. Der Leser würde auch das glauben, da ihm das neue Evangelium immer wieder einhämmerte, was für ein Niemand Jesus gewesen war.
    Und dann, gerade bevor dieser Niemand starb, öffneten sich die Himmel, und es donnerte und blitzte.  Gottes Stimme kam zerschmetternd herunter. Er sagte dem Volk, daß er den Landstreicher als seinen Sohn annehme und ihm die vollen Machtbefugnisse und Vorrechte als dem Sohn des Schöpfers des Universums für alle Ewigkeit einräume. Gott sagte:
    Von diesem Augenblick an wird Er jeden schrecklich bestrafen, der einem Landstreicher, der keine Beziehungen hat, Böses antut!

    Billys Verlobte hatte ihre Drei-Musketiere-Schokoladenstange aufgegessen. Jetzt aß sie Milky-Way Schokolade.
    »Denken wir nicht mehr an Bücher « , sagte Rosewater und warf das fragliche Buch unter sein Bett. »Zum Teufel mit ihnen! «
    »Dieses hat interessant geklungen « , meinte Valencia.
    »Du lieber Himmel — wenn Kilgore Trout nur schreiben könnte! « rief Rosewater aus. Seiner Absicht nach verdiente Kilgore Trout seine Unbeliebtheit. Seine Prosa war schauderhaft. Nur seine Ideen waren gut.
    »Ich glaube nicht, daß Trout jemals aus Amerika herausgekommen ist « , setzte Rosewater hinzu. »Mein Gott — er schreibt die ganze Zeit über Erdbewohner, und sie sind alle Amerikaner. Praktisch ist niemand auf Erden ein Amerikaner. «
    »Wo lebt er? « wollte Valencia wissen.
    »Niemand weiß es « , erwiderte Rosewater. »Ich bin der einzige, der jemals von ihm gehört hat, soviel ich weiß. Keine zwei von seinen Büchern sind bei demselben Verleger erschienen, und jedesmal, wenn ich ihm an die Adresse eines Verlegers schreibe, kommt der Brief zurück, weil der Verleger Pleite gemacht hat. «
    Er änderte jetzt das Thema und beglückwünschte Valencia zu ihrem Verlobungsring.
    »Danke « , sagte sie und hielt ihn ihm hin, so daß Rosewater ihn genau betrachten konnte. »Billy bekam diesen Brillanten im Krieg. «
    »Das ist das Reizvolle am Krieg « , meinte Rosewater. »Einfach jedermann bekommt ein kleines Etwas. «

    Was den Aufenthaltsort von Kilgore Trout betrifft, so wohnte er tatsächlich in Ilium, Billys Heimatstadt, freundelos und verachtet. Billy sollte ihn bald kennenlernen.

    »Billy — « , sagte Valencia Merble.
    »Hm? «
    »Möchtest du über unsere Silbermuster reden? «
    »Aber gewiß. «
    »Ich habe mich so ziemlich entweder für ›Königlich Dänisch‹ oder für ›Kletterrose‹ entschieden. «
    »Kletterrose « , sagte Billy.
    »Es ist nicht etwas, was wir überstürzen sollten « , meinte sie. »Ich meine — wofür wir uns auch entscheiden, damit werden wir für den Rest unseres Lebens zusammen leben müssen. «
    Billy sah sich die Abbildungen an. »›Königlich Dänisch‹ « , sagte er schließlich.
    »›Koloniales Mondlicht‹ ist auch hübsch. «
    »Ja, das stimmt « , sagte Billy Pilgrim.

    Und Billy reiste zeitlich zu dem Zoo auf Tralfamadore. Er war vierundvierzig Jahre alt und wurde unter einem geodätischen Kuppelbau zur Schau gestellt. Er streckte sich auf der Chaiselongue aus, die während seiner Reise durch den Raum sein Liegestuhl gewesen war. Er war nackt. Die Tralfamadorianer interessierten sich für seinen Körper — alle seine Einzelheiten. Tausende von

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