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Schlachthof 5

Schlachthof 5

Titel: Schlachthof 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Vonnegut
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verhindern? Könnt ihr nicht den Piloten davon abhalten, auf den Knopf zu drücken? «
    »Er hat immer darauf gedrückt und wird es immer tun. Wir lassen ihn immer und werden ihn das immer tun lassen. Der Augenblick ist so strukturiert. «
    »Demnach « , sagte Billy vorfühlend, »nehme ich an, daß der Gedanke, Krieg auf Erden zu vermeiden, gleichfalls dumm ist. «
    »Natürlich. «
    »Ihr habt hier doch einen friedlichen Planeten. «
    »Heute ja. An anderen Tagen haben wir Kriege, die ebenso schrecklich sind wie irgendeiner, den Sie jemals gesehen oder von dem Sie gelesen haben. Es gibt nichts, was wir gegen sie tun können, also lassen wir sie einfach unbeachtet. Wir ignorieren sie. Wir verwenden die Ewigkeit, um angenehme Augenblicke zu betrachten — wie heute im Zoo. Ist es nicht ein hübscher Augenblick? «
    »Ja. «
    »Das ist etwas, was die Erdbewohner lernen könnten, wenn sie es ernsthaft genug versuchten: Die schrecklichen Zeiten zu ignorieren und sich auf die guten zu konzentrieren. «
    »Hm « , sagte Billy Pilgrim.

    Kurz danach legte er sich in jener Nacht schlafen.
    Billy reiste zeitlich zu einem anderen Augenblick, der recht nett war: seiner Hochzeitsnacht mit der gebürtigen Valencia Merble. Seit einem halben Jahr hatte er das Krankenhaus für ehemalige Kriegsteilnehmer verlassen. Es ging ihm recht gut. Er hatte sein Studium an der Iliumer Schule für Optik abgeschlossen— als dritter seiner Klasse von siebenundvierzig.
    Nun war er mit Valencia im Bett in einer bezaubernden Atelierwohnung, die am Ende eines Kais auf Cape Ann, Massachusetts, lag. Auf der anderen Seite des Wassers konnte man die Lichter von Gloucester sehen. Billy lag auf Valencia und gab sich dem Schauer echter Lust hin. Ein Ergebnis dieser Tat würde die Geburt von Robert Pilgrim sein, der auf der Hochschule ein Problem werden, sich dann aber zu einem Mitglied der berühmten »Green Berets « entwickeln würde.
    Valencia war keine In-der-Zeit-Reisende, aber sie verfügte über lebhafte Phantasie. Während Billy in sie eindrang, stellte sie sich vor, sie sei eine historisch berühmte Frau. Sei Königin Elisabeth die Erste von England — und Billy Christoph Kolumbus.

    Billy machte ein Geräusch wie eine kleine rostige Türangel. Er hatte gerade seinen Samen in Valencia entleert, hatte sein Teil zu den »Green Berets « beigetragen. Gemäß den Tralfamadorianern allerdings würden die »Green Berets « insgesamt sieben Elternteile haben.
    Nun wälzte er sich von seiner riesigen Frau herunter, deren hingerissener Ausdruck sich auch nicht änderte, als er sich von ihr löste. Er lag mit den Knoten seiner Wirbelsäule am Matratzenrand, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Er war jetzt reich. Er war dafür belohnt worden, daß er ein Mädchen geheiratet hatte, das niemand, der im Besitz seiner fünf Sinne war, geheiratet hätte. Sein Schwiegervater hatte ihm einen neuen Buick Roadmaster und ein mit allen elektrischen Geräten ausgerüstetes Heim geschenkt und ihn zum Leiter seiner erfolgreichsten Filiale, des Iliumer Büros, gemacht, wo Billy erwarten konnte, mindestens dreißigtausend Dollar im Jahr zu verdienen. Das war gut. Sein Vater war nur Friseur gewesen.
    Wie seine Mutter sagte: »Die Pilgrims bringen es in der Welt zu etwas. «
     
    Die Flitterwochen spielten sich vor dem Hintergrund des bittersüß-geheimnisvollen Spätsommers in New England ab. Die Wohnung der beiden Liebenden hatte eine romantische Wand, die ganz aus großen Glastüren bestand.
    Sie öffneten sich auf einen Balkon und darüber hinaus auf den ölig schimmernden Hafen.
    Ein grünes und orangefarbenes Schleppboot, schwarz in der Nacht, brummte und knatterte an ihrem Balkon vorbei, keine zehn Meter von ihrem Ehebett entfernt. Es stach in See, nur von seinen Positionslichtern beleuchtet. Sein leerer Laderaum dröhnte, und der Gesang der Maschinen ertönte kräftig und laut. Der Kai begann dasselbe Lied zu singen, und dann sang auch das Kopfbrett am Bett der Flitterwöchner. Und es sang noch lange, nachdem der Schlepper verschwunden war.
    »Ich danke dir « , sagte Valencia schließlich. Das Kopfbrett sang einen Mückengesang.
    »Gern geschehen. «
    »Es war nett. «
    »Das freut mich. «
    Dann fing sie zu weinen an.
    »Was ist denn los? «
    »Ich bin so glücklich. «
    »Das ist schön. «
    »Nie hätte ich geglaubt, daß mich jemand heiraten würde. «
    »Hm « , sagte Billy Pilgrim.
    »Dir zuliebe werde ich an Gewicht abnehmen « , sagte sie.
    »Was?

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