Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schläfst du schon?

Schläfst du schon?

Titel: Schläfst du schon? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Shalvis
Vom Netzwerk:
miteinander reden, meinst du nicht?”
    “Reden?” Taras Augenbrauen verschwanden unter ihrem Pony. “Worüber?”
    “Ich bringe dir etwas zu trinken”, sagte Hannah hastig. Sie holte schnell eine Tasse aus dem Schrank und nahm die Kaffeekanne in die Hand, während ihre Gedanken sich überschlugen. Was sah eigentlich die Etikette für den “Morgen danach” vor? Denn obwohl es kein richtiges “Davor” gegeben hatte, waren sie am Morgen doch immerhin im selben Bett aufgewacht. Gab es ein bestimmtes Ritual für solche Fälle? Einen bestimmten Code?
    Sie könnte Michael fragen, aber ihr kam langsam der Verdacht, dass er nicht das Geringste über sein eigenes Geschlecht wusste. Musik, Kerzen und ein Kondom, das war alles, was er ihr zu bieten hatte. Und auf die Sache mit dem Kondom wäre sie auch ohne ihn gekommen.
    Sie hielt Dwight die Tasse hin. “Kondom?” Oh, Gott! Entsetzt starrte sie ihn an. “Ich meine, Kaffee! Kaffee!”
    “Was hast du da eben gesagt? Kondom?”, fragte Alexi ungläubig.
    Hannah wagte es nicht, sie anzusehen, oder Tara, die sich inzwischen kugelte vor Lachen.
    Leugne, sagte sie sich verzweifelt. “Nein”, heuchelte sie mit all der Würde, die sie aufbringen konnte. “Ich habe auf keinen Fall … so was gesagt.”
    “Du meinst, Kondom?”, warf Tara hilfsbereit ein und grinste. “Ist es das Wort, was du suchst?”
    “Ich glaube schon”, meinte Alexi lachend.
    “Das habe ich nicht benutzt”, erklärte Hannah und gab jeden Versuch, ihre Würde zu retten, auf. Nach so einem Schnitzer konnte sie keine für sich in Anspruch nehmen.
    “Oh, doch.” Taras Lächeln wurde noch breiter. “Und ob du es benutzt hast. Nicht wahr, Alexi? Hat sie nicht ‘Kondom’ gesagt?”
    Dwight betrachtete eingehend seine Tasse, seine Mundwinkel zuckten verdächtig. Aber das musste Hannah ihm lassen, bis auf dieses kaum merkliche Zucken blieb er bemerkenswert ungerührt. Erleichtert dachte sie, dass wenigstens er nichts tun würde, um ihre Verlegenheit noch zu vergrößern.
    “Danke”, sagte er leichthin und pustete in den dampfenden Kaffee, bevor er fortfuhr: “Oh, wenn es dir nichts ausmacht, ich nehme ihn extra large … ich meine, ohne Zucker.”
    Er warf ihr ein unschuldiges Lächeln zu, während ihre angeblich besten Freundinnen sich ausschütteten vor Lachen.

6. KAPITEL
    Dwight wusste nicht, was er davon halten sollte. Er war nach Avila gekommen, weil er sich von seiner Verletzung erholen und neue Kräfte sammeln wollte, sowohl körperlich als auch geistig. Und dieser Urlaub war nötiger, als ihm bewusst gewesen war. Er hatte schlafen, essen, sich ausruhen und wieder schlafen wollen. Das war sein ursprünglicher Plan gewesen. Sobald er all das getan haben würde, hatte er die verschlafene Stadt wieder verlassen und nach Los Angeles zurückkehren wollen, erfrischt und bereit, sich neuen Aufgaben in seinem Job zu stellen.
    Aber das war vor gestern Nacht gewesen. Obwohl zwischen ihm und Hannah nichts vorgefallen war – weil auch nichts zwischen ihnen vorfallen durfte, verdammt noch mal –, war es eine unglaublich erotische Nacht gewesen, und er sah seinen Plan plötzlich infrage gestellt.
    Am besten vergaß er das Vorgefallene und genoss seinen Aufenthalt hier, so gut es ging. Aber irgendwie schien ihm das unmöglich zu sein. Die letzte Nacht hatte ihn zu sehr verwirrt. Er war sich über seine Gefühle zu Hannah nicht mehr im Klaren. Bisher hatte er angenommen, dass sie brüderlicher Natur waren, aber gestern Nacht hatte er ganz anders als brüderlich empfunden.
    Er brauchte Abstand, und um den zu bekommen, machte er einen Spaziergang über das Grundstück. Das Hotel war wunderschön mit seiner Holzhaus-Architektur, die in den Dreißigerjahren so beliebt gewesen war. Jedes Zimmer mit seinen hohen Deckenbalken und den glänzenden Holzwänden und Holzfußböden war ein Meisterwerk. Und der Garten, der so idyllisch mit Blick auf den Pazifik lag, erstrahlte in exotischen Farben.
    Die salzige Brise, der weite Ozean und das Krachen der Wellen berührten ihn sehr viel stärker, als er je für möglich gehalten hätte. Er hatte hier gelebt, war hier aufgewachsen und hatte es nicht erwarten können, von hier zu verschwinden. Sein größter Wunsch war gewesen, Avila ein für alle Mal den Rücken zu kehren.
    Und warum war er dann so glücklich, hier zu sein?
    Noch während er sich diese Frage stellte, erinnerte Dwight sich an das Versprechen, das er sich selbst gegeben hatte, ein Surfboard zu nehmen

Weitere Kostenlose Bücher