Schläft das Personal auch an Bord?
– also in Bezug auf die Entfernung zwischen Bug und Heck – umso näher ist sie am Drehpunkt des Schiffes, und damit umso weniger bewegt geht’s in ihr zu, wenn’s in den anderen Kabinen hoch hergeht. (Hebelgesetz!)
Es gibt allerdings auch einen Nachteil bei diesen Kabinen – denn nichts gibt’s auf der Welt ohne einen Preis, den man dafür zahlen muss: Diese Kabinen haben – eben weil sie auf dem untersten Deck und damit nahe an der Wasserlinie liegen – keine großen Fenster, sondern nur Bullaugen. Und die sorgen nicht unbedingt für einen von Sonnenlicht durchfluteten Raum. Und einen Balkon kann es auch nicht geben – so nah an der Wasserlinie. Das gibt’s nur bei den Außenkabinen weiter oben.
Und damit ist das Stichwort gefallen. Denn wo es »Außenkabinen« gibt, muss es auch »Innenkabinen« geben. Letztere heißen so, weil sie keine Fenster haben. Überhaupt keine. Und deshalb günstig gebucht werden können. Bewohner von Innenkabinen träumen manchmal davon, sich eine vom Licht verwöhnte Außenkabine zu leisten. Das ist ein verständlicher und durchaus sinnvoller Traum. Für alle Routen. Außer für die Nordkap-Touren. Und alle Fahrten, die über die Polarkreise hinausgehen. Und das hat seinen Grund.
Im Juli / August ist’s dort oben nicht nur (relativ) warm, sondern vor allen Dingen hell. Und zwar 24 Stunden am Tag. Sie ahnen, worauf ich hinauswill? Genau! In dieser Erdengegend ist es gut, wenn man im Sommer nachts ein dunkles Plätzchen hat. Und hier kommt die Innenkabine ins Spiel.
Ich habe es erlebt, wie ich nachts um drei (!) auf dem Achterdeck noch eine Sonnenbrille brauchte und mindestens sechs Wodka trinken musste, um die nötige Bettschwere bei solch intensiver Sonneneinstrahlung aufzubringen. Hat man jedoch eine Innenkabine, kann man seine Leber entlasten, denn sie ist fensterlos – die Leber UND die Innenkabine. Deshalb sind Innenkabinen auf Nordkap-Spitzbergen-Grönland-Reisen gesundheitsfördernd und ein innerer Standortvorteil, der die Reise zu einem angenehmen Erlebnis macht. Ehrlich! Und sie haben den Vorteil, dass sie budgetentlastend günstig sind.
Nun sind die Temperaturverhältnisse des hohen Nordens aber nicht jedermanns Geschmack für die kostbarsten Wochen des Jahres. Manche wollen Sonne und Wärme satt. Die sollten dann die warmen Routen wählen ( ⇒ siehe »Destinationen«) – und eine Kabine mit Balkon.
Übrigens ist eine Balkonkabine sogar für eine Antarktisreise sehr empfehlenswert. Bei meiner ersten Antarktisreise hatte ich das Vergnügen, über ein solches Privileg zu verfügen. Es war ein Privileg, da die Reise sich durch grandioses Wetter auszeichnete und uns die ganze Zeit hindurch strahlenden Sonnenschein bescherte. Unser Kapitän, der diese Route seit dreizehn Jahren befahren hatte, bat uns am Reiseende, nie wieder in die Antarktis zu fahren. Sein Argument: »So schön erleben Sie sie nie wieder!«
Und sie war wirklich grandios: Ich weiß noch, wie ich eines Tages auf dem Balkon saß, den Feldstecher in der Hand, um damit die vorbeiziehenden Eisberge zu betrachten. Mit einem Mal hörte ich ein tiefes Seufzen neben mir. Es war natürlich kein Seufzen, sondern das tiefe Schnaufen eines Wales – der genau vor meinem Balkon durch sein Atemloch die verbrauchte Luft verblies. Ich schaute zu ihm hinunter und erlebte mit meinen eigenen Augen, mit welcher Eleganz diese Kolosse der Meere durch das Wasser gleiten können. Auf und ab. Immer wieder zeigte er mir seinen Rücken, während er den Krillschwarm aberntete, der sich an dieser Stelle unterhalb der Wasseroberfläche aufhielt. Wenig späterzeigte er mir seine Fluke und tauchte in die kalten Tiefen des antarktischen Meeres hinab. All das mit großer Stille und Bedachtsamkeit. Es war ein großer Moment und eine fast schon persönliche Begegnung mit diesem beeindruckenden Vertreter der Natur. Sie hat sich fest in meine Erinnerung eingebrannt und wird mir unvergesslich bleiben. Dem Balkon sei’s gedankt. (⇒ Mehr zum Thema »Balkon« ebendort)
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Kaltabreise
Das ist ein ernstes Thema. Wirklich.
Jedes Schiff muss einen gut gekühlten Raum haben, in dem ein auf See Verstorbener zwischengelagert werden kann. Das ist Vorschrift. Sonst darf es keine Passagiere befördern. Also Lebende. Wie lange »man« in diesem unterkühlten Raum mitreisen muss, kommt auf den Zeitpunkt und Ort des Ablebens an. Zunächst muss der mitreisende Schiffsarzt natürlich den »Exitus« feststellen. Logisch. Damit aber
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