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Schläft das Personal auch an Bord?

Schläft das Personal auch an Bord?

Titel: Schläft das Personal auch an Bord? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Lukoschik
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dem Wetter zum Beispiel in der ›Nordwest-Passage‹ oder der ›Antarktis‹ sehr klein und unbedeutend. Da mobilisiert der Gedanke an eine übergeordnete Macht, die einem wohlgesinnt ist, sicherlich die letzte Energiereserve. Und hilft – nach überstandener Krise –, das Erlebte zufriedenstellend in den eigenen Wissens- und Erfahrungsschatz zu integrieren.« Hmh.
    Ist der Glaube an den Klabautermann also alles nur ein Trick einer den Elementen ausgelieferten Seele? Kann sein. Aber auch ohne Sturm und Nebel bleiben die unerklärlichen Klopfgeräusche an der Außenhaut des Schiffes ein Thema. Auf JEDEM Schiff. Auch auf Passagierschiffen. Ob man will oder nicht.
    Deshalb gibt es immer wieder Momente, in denen der Kapitän verstohlen – und ohne dass es die Passagiere merken würden – einen Schnaps über die Reling schüttet. Zur Besänftigung des Klabautermanns. Der soll nämlich bleiben, wo er ist. An Bord.

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L

Landgang
    Man wird als Reisender, der schon drei Meilen mit einem Schiff gefahren ist, immer gerne gefragt, wo es denn am schönsten sei. Das lässt sich glasklar beantworten: Es ist überall schön – bloß anders. Und wer diesen Unterschied nicht herausfinden will, für den gibt es einen guten Rat: Bleiben Sie daheim. Denn so wie es da ist, ist es sonst nirgendwo. Definitiv nicht. Und das soll es auch gar nicht!
    Will man also Reisen nicht als Wechsel einer dreidimensionalen Fototapete bei unterschiedlichen Außentemperaturen missverstehen, ist man flugs bei sich selbst angekommen. Denn: Zuallererst lernt man beim Reisen etwas über sich und das Land, in dem man lebt. Was? Das kommt drauf an, auf was Sie sich einlassen. Man begegnet anderen Erfahrungen, wenn man auf der 286-Seelen-Insel »Tristan da Cunha« im südlichsten Südpazifik von Bord geht, als im Big Apple New York. Man erlebt anderes in den steilen Fjorden Norwegens, als wenn man in Stockholm anlegt und in null Komma nix mitten in herrlichen Straßen flanieren kann. Man ist anders berührt in einem Straßencafé in La Valletta auf Malta, als wenn man in Istanbul liegt. Oder imsüdindischen Cochin. Banal? Richtig. Aber manchmal muss man es sich in Erinnerung rufen, dass es etwas gibt, was alle diese Plätze verbindet: die Bereitschaft zu STAUNEN . Und das bedeutet, das Gesehene nicht den bisher gemachten Erfahrungen unterzuordnen und zu filtern, sondern sich von ihm berühren zu lassen. Das kann eine sehr starke Kraftquelle sein. Und sehr viel Spaß machen. Egal wo! Und mal ehrlich: Ist das Bewusstsein »Die Welt ist schön!« nicht eine optimistisch stimmende, positive Einstellung zum Leben? Die man auch wunderbar mit nach Hause nehmen kann?
    Der Ordnung halber möchte ich aber noch anfügen, dass es auch Passagiere gibt, die regelmäßig eine Weltreise machen, ohne allzu oft von Bord zu gehen. Das verblüfft den einen oder die andere vielleicht. Muss es aber nicht. Diesen Passagieren ist das Schiffserlebnis das Wichtigste an der Reise. Und weil sich ein Schiff auf See bewegen muss, nehmen sie die ständigen Destinationen billigend in Kauf. Aber schön ist es für sie nur an Bord. Das zeugt von einer großen Liebe zu »ihrem« Schiff und der Schifffahrt. Wobei die Betonung auf FAHRT liegt.

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Liegestühle
    »Der Liegestuhl ist ein Teil der Kabine. Egal wo er steht!« Das stimmt zwar nicht, wird aber von einigen Passagieren so praktiziert, weshalb sie fröhlich nicht nur ein Auge auf »ihren« Liegestuhl werfen, sondern auch gleich ein ganzes Bündel an Ansprüchen hinterher. Es soll Gäste geben, die nicht davor zurückschrecken, sich an Land in einem Eisenwarenfachgeschäft eine Kette samt Vorhängeschloss zu kaufen, um sich so »ihren« Liegestuhl – und den Platz, an dem er stehen »muss« – zu sichern. Dass diese Reservierungslust kein deutsches Leiden ist, kann man daran sehen, dass es Handtücher zu kaufen gibt, in die über die gesamte Länge das Wort »reserviert«, »reserved« oder »reservée« in die Wirkware gewebt ist. Sein Revier abzustecken, scheint wohl ein archaischer Reflex zu sein. Wie bei Hunden, die dazu ihr Bein heben.
    Auch wenn die meisten Passagiere davon dankenswerterweise absehen, markieren einige (sehr zum Missfallen der Schiffsleitung aller Vergnügungsdampfer dieses Erdballs) »ihr« Territorium gerne mit »persönlichen« Gegenständen. Diesen Gedanken haben einige Schiffe aufgegriffen und die Handtücher aus der Anonymität herausgerissen, indem sie dazu übergegangen sind, die

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