Schläft das Personal auch an Bord?
Meter breiter als das Schiff selbst. Sie musste überdies mit viel Kraft der Maschinen angegangen werden, weil plötzlich Böen von vorne hochgingen, die das Wasser »fliegen« ließen. Ein Kollege stand zu diesem Zeitpunkt ganz vorne am Bug des Schiffes, um zu fotografieren, und war sehr froh, dass er den Flaggenstock direkt im Rücken hatte. Der Gegenwind (mit ca. 100 Stundenkilometern) hätte ihn sonst weggeweht. Zu allem Überfluss musste das Schiff gleich nach der Passage dieser Engstelle scharf nach Backbord abdrehen, weil mittschiffs voraus ein Felsen war. Ein spannendes Manöver, bei dem auf der Brücke höchste Konzentration und absolute Stille herrschte.
Diese Stille und die drei klitzekleinen Schweißtropfen auf der Stirn des Kapitäns waren für mich derletzte Beweis, dass dieser Job weder ein Wattebausch-Schubsen ist noch ein etwas größeres Computerspiel, bei dem man nach einem Fehler einfach an einem neuen Highscore arbeitet.
Ich habe mir übrigens nach dem Manöver einen 12 Jahre alten Highland Park gegönnt. Und wahrscheinlich hätte ich die ganze Flasche VOR dem Manöver getrunken, wenn ich gewusst hätte, wie der Lotse das Manöver NACHHER kommentierte. Der Lotse meinte nämlich: »Now I go down and change my underwear.« Wobei er offenließ, ob er damit das Unterhemd oder die Unterhose meinte.
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Luv & Lee
Diese beiden Seiten unterscheiden zu können macht nicht nur einen seemännischen Eindruck, der bei Erzählungen zu Hause gut ankommt – es erspart einem auch Reinigungskosten. Sowohl bei sich als auch bei anderen Passagieren. Sollte einen nämlich Übelkeit übermannen, verbunden mit einem ruckartigen Einschalten der Antiperistaltik Ihres Schluckapparates, ist es hilfreich, sich auf die dem Wind abgekehrte Seite des Schiffes hin zu übergeben. Diese Seite nennt man Lee.
Will man sich hingegen den Wind um die Nase wehen lassen, sollte man sich der Wind zugekehrtenSeite – nach Luv – zuwenden. Kann man Luv und Lee nicht der Backbord- oder Steuerbordseite zuweisen, kommt der Wind von vorne oder von achtern – also von hinten. Dann ist Luv und Lee wurscht.
Und wie kann man sich als Landratte die Unterscheidung von Luv und Lee merken?
Von Luvvvvv kommt der Wwwwind.
Nach Leeeee – auf die Seee – geht er hin.
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M
Mitesser
Der Mitesser ist keine Hautunreinheit, sondern der Herr und die Dame, mit denen man im Bordrestaurant das Tischtuch teilt. In vielen Schiffen sind das für die Dauer eines Reiseabschnittes immer dieselben Personen. Auf diese Weise entsteht eine Tischgemeinschaft. Ob man will oder nicht.
Deshalb kann man alle Passagiere in zwei große Gruppen unterteilen. Diejenigen, die froh sind über ihre Mitesser, weil sie sich mit ihnen gut verstehen. Und diejenigen, die die Herrschaften billigend in Kauf nehmen. Die erste Gruppe erkennt man durch gute Stimmung bei Tisch und stetig neue Weinbestellungen. Die andere Gruppe vermittelt eher den Eindruck von diplomatischen Arbeitsessen, in deren Verlauf sehr viel Konzentration auf die Aufrechterhaltung des Gesprächsflusses verwendet wird. Solche Tischgemeinschaften heben nach erfolgreicher Essensaufnahme sehr schnell die Tafel auf – meist ehepaarweise – und sitzen anschließend in der Bar NICHT zusammen. Diesen Reisenden, die mein ganzes Mitgefühl haben, sei hiermit mitgeteilt, dass es in jedem Schiffsrestaurant den Maitre D’gibt ( ⇒ siehe »Offizier«) , der den Serviceüberwacht und für die Wünsche der Gäste ein offenes Ohr hat. Und zwar für alle Gäste. Und weil deshalb alle Fäden bei ihm zusammenlaufen, weiß er am ehesten, welche Tischgemeinschaften nicht gesellschaftsfähig sind und wer wohin passen könnte.
Wechselwillige wird er deshalb mit der nötigen Diplomatie umpflanzen und so für mehr Spaß beim Kreuzen von Essbestecken und Gläsern an den infrage kommenden Tischen sorgen. Das ist in aller Sinne. Denn erfahrungsgemäß nehmen nicht nur die Gäste an Volumen zu, wenn ihnen das Essen Spaß macht, sondern auch das Trinkgeld für den Maitre und seine Mannen.
Nun läuft man allerdings bei längeren Reisen Gefahr, dass einem trotz angenehmer Gesellschaft mit der Zeit die Themen ausgehen können. Dagegen gibt es mehrere Mittel. Das eine ist der »Wechselsitzer«. Meist gilt nur beim Abendessen die Tischordnung. Und zwar aus organisatorischen Gründen, weil abends alle Passagiere gleichzeitig im Bordrestaurant die mehrgängige Speisenfolge in sich aufnehmen möchten. Morgens und mittags,
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