Schläft das Personal auch an Bord?
ausspricht. Deshalb sei hier nur so viel angedeutet: Es gibt sie, die absolut unvergessliche, unvergleichliche und durch nichts zu übertreffende Fahrt mit einem Schiff …
Stellen Sie sich vor – der Vollmond ist gerade aufgegangen. Mittschiffs voraus. Himmel und Meer verschwinden im tiefen Dämmerdunkel. Die See liegt ruhig und spiegelglatt vor Ihnen. Sie stehen auf der Brücke oder auf dem Vordeck und Ihr Schiff fährt auf die sich im Meer spiegelnden Strahlen des Mondes zu. Und wenn Sie auf die silbernen Schleier im Wasser und den dahinter liegenden Mond schauen, spüren Sie, wie sich das Schiff leicht hebt und aufwärts fährt. Hinauf. Dem Mond entgegen. Lassen Sie Vernunft und Ratio ausgeschaltet und genießen Sie – solange Sie es aushalten – dieses einzigartige Gefühl.
»Trinkt, oh Augen, was die Wimper hält,
von der goldnen Fahrt zur Anderwelt.«
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N
Nachts
»Nachts sind alle Katzen grau«, sprichwortelt der Dichter.
»Und alle Cruiseships sind auf Fahrt«, ergänzt der Seemann.
Eine in ihrer Bedeutsamkeit nicht zu unterschätzende Information. Kämpft doch der mit einer Kreuzfahrt liebäugelnde Novize oftmals mit der Fantasie, er wäre auf einem Dampfer »eingeschlossen« und käme tagelang nicht von Bord, weil sich das Schiff auf den unendlichen Weiten des Meeres aufhielte. Das trifft auch zu. Aber nur auf Transatlantiküberquerungen. Da ist man in der Tat tagelang an Bord – aber das will man auch, weil man es so gebucht hat. Ansonsten ist man meist nur nachts unterwegs und bekommt fast jeden Morgen eine neue Stadt vor das Kabinenfenster gezogen, die man umgehend nach dem Frühstück betreten kann, um sie den ganzen Tag über zu erkunden.
Wer’s nicht glauben will, befolge Laotses Weisheit: »Jede Reise von 1000 Meilen beginnt mit dem ersten Schritt«. Und der führt ins Reisebüro – um sich beraten zu lassen. Dazu gehört, dass Sie sich im Katalog nicht nur anhand der Bilder einen Eindruck von der Innenausstattung des Schiffes verschaffen. Man sollte sich auch die Reiseabläufe der infrage kommenden Routen anschauen. Da steht dann zum Beispiel:
Das bedeutet Folgendes: Am 22. 8. legt das Schiff in Antalya um 23.00 ab (1). Das kann man sich schon mal schön vorstellen: Der weiße Dampfer gleitet hinaus in die tiefdunkle Nacht. Man steht mit einem belebendenGetränk auf dem Achterdeck und sieht allmählich die Lichter des Hafens im Dunkel verschwinden. Die große Fahrt hat begonnen. Schöne Szenerie. Schöne Vorstellung. Guter Anfang.
Der folgende Tag – also der 23. 8. (und auch der 25. 8.) – fehlt als Datumsangabe in der Liste. Das bedeutet, dass es sich hierbei um Seetage handelt. An diesen Tagen ist man tagsüber auf See unterwegs. Also abhängen. Sonnenbaden. Swimmingpool durchpflügen. Und die anderen Annehmlichkeiten des Schiffes genießen. An den anderen Tagen ist man tagein, tagaus an einem anderen Ort. Sehenswürdigkeiten. Kaffee trinken. Leute gucken.
Und vom 28. auf den 29. (2) liegt man sogar nachts im Hafen von Istanbul und hat dort eine sogenannte »Overnight«. Sinn und Zweck: das Nachtleben der Bosporus-Metropole erkunden. Bis in die frühen Morgenstunden. Danach gibt’s noch einen Nachmittag auf See, um sich von der turbulenten Nacht in Istanbul zu erholen – und dann geht’s bis ans Ende der Reise so weiter: nachts fahren, tags an Land Eindrücke sammeln.
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Neptun
Neptun ist als Herrscher der Meere seit den Römern (bei den alten Griechen war’s Poseidon) ein gefürchteter Gott. Ist er doch nur schwer einzuschätzen und in seiner Gestaltungsfreiheit der Meeresoberfläche unvorhersehbar ( ⇒ siehe dazu auch »Wellen«) . Es wird ihm sogar ein Hang zur Übellaunigkeit nachgesagt, die besonders dann eintritt, wenn ihm nicht die nötige Achtung entgegengebracht wird.
Rätselhafterweise ist seine Bereitschaft, sich mit den seefahrenden Erdenwürmern zu beschäftigen, an der Gürtellinie des Globus – also dem Äquator – am größten. Allerdings nur, wenn man diese Linie zum ersten Mal überfährt. Danach interessiert »Ihro Meerheit« das zur See fahrende Festlandsgekreuch bestenfalls als Spielball seiner Wellen. Damit dieses Spiel nicht zu arg ausfällt, werden im Sinne einer Unterwerfungsgeste die maritimen Novizen bei der Erstüberquerung des Äquators der Äquatortaufe unterzogen. Sie dient der Beschwichtigung ihrer unterseeischen Matjes-tät für das weitere Fortkommen auf seinen salzigen Gewässern.
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