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Schläft das Personal auch an Bord?

Schläft das Personal auch an Bord?

Titel: Schläft das Personal auch an Bord? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Lukoschik
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einem wohlbeleibten Besatzungsmitglied – und seiner Gattin Tetis, deren Fuß der Täufling küssen musste. Das wäre nachall dem ekeligen Zeug nicht weiter schlimm gewesen, hätte auf ihrem Fuß nicht ein leicht angefaulter Fisch geruht (selbstverständlich übelriechend und grünlich schimmernd in der prallen Sonne des Äquators). Hatte der Täufling all dies überstanden, bekam er einen neuen Namen von Neptun – und ward als vollwertiges Mitglied aufgenommen in die Gemeinschaft der Seeleute. Puh!
    Dieses Finale (und winziges Relikt aller praktizierten Erniedrigungsrituale) ist bei den Äquatortaufen für unsereinen als Passagier erhalten geblieben. Die Verleihung eines neptunischen Schwachsinnsnamens wie »Delphimina von Makrelenschlitz« ist die tourismustaugliche Version der Niederwerfung der eigenen Identität vor Neptun. Sehr nett. Sehr kurz. Sehr harmlos. Aber manchmal ist es auch ganz schön, »nur Tourist« zu sein.

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Offiziere
    Auch wenn man als Landratte glaubt, dass es auf einem Schiff sehr geregelt zugeht, so hat doch jede Reederei ihre eigene Struktur und farbliche Einteilung der Ränge, die für den reibungslosen Ablauf sorgen. Um den interessierten Passagier nicht zu irritieren, hier nur eine grobe Einteilung, die in seinem Feintuning von jeder Reederei anders gehandhabt werden kann:
    An oberster Stelle steht – natürlich – der Kapitän . Er hat disziplinatorisch das letzte Wort an Bord. Er verfügt über vier Streifen am Ärmel (manchmal ist einer davon dicker, manchmal hat er zusätzlich eine Schlaufe aufgestickt, manchmal legt er noch einen halben Streifen zu. Wie auch immer: Er hat das meiste Lametta am Tuch und alle anderen Offiziersränge haben entsprechend weniger am Ärmel). Der Kapitän leitet das Schiff, ist der Mann, der mit der Reederei in Kontakt steht, und hält seinen Kopf für alles hin, was mit dem Schiff geschieht. Deshalb übernimmt er auch das An- und Ablegen. Er muss sich aber nicht um die Fahrt des Schiffes kümmern, oder gar auf der Brücke Wache schieben. Dafür hat er seine Leute, die ihm berichten.
    Der Kapitän kümmert sich im Normalfall um den Brückenbetrieb und die Einhaltung der Routenplanung. Änderungen muss er entscheiden und sie vertreten. Auf Kreuzfahrtschiffen braucht er dafür manchmal sehr viel diplomatisches Geschick, da den Passagieren nicht immer die nötigen Fakten zugänglich gemacht werden können, warum er sich so entschieden hat und nicht anders. Alle seine Gründe wird er niemals offenlegen, da unerfahrene Gäste zum Beispiel bei der Möglichkeit aufziehender Stürme schnell in Panik geraten, weil sie deren Ausmaße nicht einschätzen können – ebenso wenig wie die Ausweichmöglichkeiten des Schiffes bei der Route. Ein erfahrener Kapitän und Nautiker sieht das meist – eben weil er seit Jahr und Tag über die Weltmeere schippert – sehr entspannt.
    Generell bespricht sich der Kapitän mit dem Führungspersonal aller Abteilungen und lässt sie ihren Job machen. Im Bedarfsfall kann er natürlich jeden Bereich beeinflussen. Da er gegenüber den Passagieren aber viele repräsentative Pflichten hat, verlässt er sich auf sein Führungspersonal. Das sind für den nautischen Bereich der »Staff-Kapitän« (manchmal ist das der »Leitende 1. Offizier«), für den technischen Bereich der »Chief«, für die Reiseleitung und das Bordprogramm der »Cruise Director« und für Hotel und Restaurant der »Hot. Man«.
    So weit der Aufgabenbereich. Aber was macht einen guten Kapitän aus? Ein guter Kapitän bringt es fertig, am Ende einer zweiwöchigen Antarktisreise die gefürchtete Drake-Passage ( ⇒ siehe dazu »Destinationen«) bei ruhiger See nicht gemütlich zu durchschippern (um der Reederei Treibstoff zu sparen), sondern sie in einem Parforceritt zu durchqueren, damit sein Schiff einen Tag früher im nächsten Hafen ankommen kann. Das hat für die Crew den unschätzbaren Vorteil, eine Overnight mehr im Hafen verbringen zu können. ( ⇒ Siehe dazu auch »Crew«) Und warum macht er das? Weil er es spürt, wenn die Crew eine solche Auszeit braucht.
    Den Passagieren erklärt er die aquamarine Stampede damit, dass er auf diese Weise zwischen zwei Tiefdruckzentren hindurchrasen kann – was er sogar durch Satellitenfotos belegen kann. Daran sieht man: Ein guter Kapitän denkt immer mit beiden Gehirnhälften gleichzeitig!
    Nautischer Bereich:
    Der Erste Offizier ist der Vertreter des Kapitäns. Er hat drei, manchmal auch dreieinhalb Streifen. Er

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