Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlaf in himmlischer Ruh

Schlaf in himmlischer Ruh

Titel: Schlaf in himmlischer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
Vom Netzwerk:
Ich frage
nur, wieviel du damit zu erreichen hoffst, wenn du einen Skandal machst. Du
bist bereits in Ungnade gefallen, weil du versucht hast, die Lichterwoche zu
sabotieren. Du weißt verdammt gut, daß es das ist, was du vorhattest, und das
weiß auch jeder andere hier, der kein kompletter Idiot ist, trotz deiner prima
Beinarbeit eben mit Hannah Cadwall. Werden sie nicht denken, das sei einfach ein
neuer Plan, um Ärger zu machen, weil dein erster geplatzt ist?«
    Shandy zuckte mit den Schultern. »Du
hast mich noch nie schlecht beraten, Tim. Ich werde warten, bis ich etwas
Greifbares vorzeigen kann. Eh — du planst nicht zufällig eine Feuerbestattung, oder?«
    »Nein, wir habe eine Familiengruft oben
bei Groton. Ich lasse sie dort beisetzen, sobald man die Erde aufgraben kann.
Inzwischen werden sie sie in so einer verdammten Gefriergruft aufbewahren, die
sie irgendwo haben. So daß wir die nächsten paar Monate an die Leiche können,
ohne eine Exhumierung beantragen zu müssen. War es das, woran du gedacht hast?«
    »Eh — ja. Obwohl die Todesursache klar
genug zu sein scheint. Tim, ich kann diese gräßliche Geschichte nicht so
einfach vor meiner Haustür liegenlassen. Es schadet doch sicher nichts, im
Stillen herumzuschnüffeln?«
    »Es könnte eine Menge schaden, wenn die
falsche Person Wind davon bekommt, worauf du aus bist. Du weißt selber, daß die
Geflügelzuchtstudenten immer zimperlich sind, wenn sie ihr erstes Huhn töten,
aber danach geht es ihnen leicht von der Hand.«
    »Für jemanden, der nicht viel redet,
hast du ein ansehnliches Talent für Worte, alter Freund. Ich werde versuchen,
nicht in der Suppe zu landen.« Shandy legte seinen Schal wieder um. »Florence
Nightingale ist im Begriff, an deiner Tür zu klingeln. Ich überlasse dich ihr.«
    »Danke, Alter. Begleitest du mich zur
Beisetzung? Ich sollte früh da sein, damit die Leute über mich weinen können.«
    »Ich hol dich um viertel nach neun ab.«
    Shandy öffnete Hannah Cadwall die Tür,
drückte ihr die Hand, wurde mit einem wäßrigen Lächeln belohnt und trat hinaus,
um sich abermals den Fluten der Heiterkeit entgegenzustemmen. Er hatte keine
Skrupel, seinen Freund mit Hannah alleinzulassen, denn sein Hörgerät konnte Tim
jederzeit abstellen.
    Diese Bemerkung von Tim über die Hühner
war peinlich scharfsinnig. Er selbst hatte nicht an die Möglichkeit gedacht. Es
schien eine Menge Dinge zu geben, an die er nicht gedacht hatte. Aber zumindest
hielt er sich für sicher genug, um sich bei den Dysarts zu entschuldigen.
    »Vorsicht, Professor!«
    Da war dieses verfluchte Mädchen wieder
und bugsierte irgendeinen armen Kreischer auf ihrem vermaledeiten Schlitten
über die vereisten Spuren.
    »Selber Vorsicht, junge Frau«,
schnappte er. »Ihr sollt die Schlitten von den Gehwegen halten.«
    Sie flitzte mit provozierendem
Hinterngewackel vorbei, bevor er die Worte herausbrachte. Eine andere falsche
Wichtelin, anonym hinter ihrer Strickmaske, gellte aus einem der
Lebkuchenhäuschen: »Seien Sie kein Spielverderber, Professor. Wie wäre es mit
einem heißen Apfelwein, um dieses kalte, kalte Herz aufzutauen?«
    »Ich habe gerade gegessen, danke sehr«,
erwiderte er mit dem Rest von Würde, der ihm geblieben war. »Ich nehme aber ein
Paket von diesen, eh, Kokos-Kuhfladen.«
    Die Dysarts standen sehr auf
Schnickschnack.
    »Sie werden es nicht bereuen«,
versicherte ihm die Studentin, nahm eine Fünf-Dollar-Note entgegen und gab ihm
eine schockierend geringe Menge Kleingeld zurück.
    »Ich bereue es schon«, versetzte der
Professor und starrte betrübt auf das Häufchen in seinem Handschuh. »Aber ich
habe nicht vor, sie selbst zu essen, so daß mir das Schlimmste erspart bleibt.
Eh — wo wir gerade vom Überleben sprechen: Können Sie mir sagen, wie diese, eh,
blonde Granate heißt, die ständig versucht, mich mit ihrem Schlitten zu
überfahren? Ich frage mich, ob sie das aus persönlicher Animosität oder aus
Kurzsichtigkeit tut.«
    Die Wichtelin starrte ihn aus
garngesäumten Sehlöchern an. »Sie meinen, Sie kennen Heidi Hayhoe nicht?«
    »Offenbar nicht. Gibt es einen Grund,
warum ich sie kennen sollte?«
    Während die Wichtelfrau noch nach
Worten rang, wurde ihr Stand plötzlich von einer Horde Leute überfallen, die
wild darauf waren, kaltes Bargeld gegen warmen Apfelwein einzutauschen. Shandy
schnappte sich seine Tüte Fladen und kämpfte sich frei.
    Die Dysarts wohnten im letzten und
größten Haus auf dem Crescent. Eigentlich lag es

Weitere Kostenlose Bücher