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Schlaf in himmlischer Ruh

Schlaf in himmlischer Ruh

Titel: Schlaf in himmlischer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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ich weiß, daß ich es auch nicht
war«, sagte Adele. »Im Gegensatz zu dem, was mein Göttergatte dir erzählen
will, war ich stocknüchtern. Ich würde vor dieser Meute nicht wagen, irgendwas
anderes zu sein. Ich konnte nicht mit Jemima zur Tür gehen, weil ich etwas im
Ofen hatte. Sie war ein paar Minuten zuvor zu mir gekommen und sagte, sie müßte
gehen, und ich sagte, sie könne nicht gehen, weil sie noch keine von meinen
Kalmarpastetchen probiert hatte.«
    »Deinen was?«
    »Kalmarpastetchen. Ein griechisches
Rezept. Sie müssen auf die Minute genau gebacken werden. Ich rannte raus, um
eine Ladung in den Grill zu schieben, und das nächste, was ich weiß, ist, wie
Bob johlte: >He, ihr alle, werft mal einen Blick auf den Berg, der zum
Propheten geht.< Also schaute ich aus dem Fenster, und da schwankte Jemima
den Weg zum Trampelpfad hinab. Ich muß sagen, daß ich ein bißchen sauer war, wo
ich mir extra wegen ihr so viel Mühe gemacht hatte.«
    »Weißt du zufällig genau, wann das
war?«
    »Ja, weiß ich, weil ich auf die
Pastetchen aufpaßte. Ich mußte sie um genau neun Uhr neunundzwanzig
herausnehmen. Komisch, wie einem solche Sachen im Kopf bleiben.«
    »Das stimmt«, sagte Bob. »Das
Glockenspiel fing zu läuten an, während wir noch am Fenster standen und uns die
bedröhnten Köpfe schieflachten. Gott, war das komisch.«
    »Mach dich nicht lächerlich, Darling«,
flötete seine Frau. »Die anderen haben deinen schlechten Witz nur mitgemacht,
weil du den Schnaps bezahlst, was du selbstverständlich nicht tust. Ich hoffe,
du glaubst nicht allen Ernstes, du kannst hier jemandem vormachen, daß du bei
uns die Rechnungen bezahlst.«
    Das Gespräch war dahin gelangt, wo das
Geplänkel der Dysarts früher oder später stets anlangte. Shandy stellte sein
noch fast volles Glas ab und erhob sich.
    »Ich fürchte, ich muß gehen. Ich habe
Tim versprochen, ein paar Anrufe für ihn zu erledigen. Die Beisetzung ist
morgen früh um zehn in der Kapelle, wißt ihr. Ihr kommt doch hoffentlich auch?«
    »So bald?« schrillte Adele. »Ich habe
noch nichts wegen der Blumen arrangiert. Gott, ich frage mich, ob Harry der
Ghoul ans Geschäftstelefon geht? Vielleicht kann er den Floristen wecken oder
so was. Es mußte aber auch genau am Sonntag sein! Warum hast du nicht früher
Bescheid gesagt?«
    »Reg dich ab, Dell«, sagte ihr Mann.
»Sie werden da sein. Diese Kerle verpassen nie eine Chance, Dollars zu machen.
Du kannst mit uns rechnen, Pete. Adele hat einen neuen schwarzen Nerzmantel,
den ihr der Weihnachtsmann gebracht hat, und es juckt sie, ihn vorzuführen. Ich
glaube, du findest die Tür?«
    »Das nehme ich wohl an. Danke für den
Drink.«
    »Danke für die Kuhfladen. Bis morgen.«
     
     
     

Siebentes
Kapitel
     
     
     
     
     
     
     
    N achdenklich spazierte Shandy den Weg
zum Trampelpfad hinab. Das war der Weg, den Jemima gekommen war. So mußte es
sein. Jemima war eine große Freundin von Abkürzungen gewesen. Er versuchte, sie
sich vorzustellen, wie Dysart sie beschrieben hatte: eine gewaltige, torkelnde
Masse aus flatternder roter Wolle.
    Es ging nicht auf. Der Pfad war
ordentlich freigeschaufelt, weil Adele ein Talent hatte, männliche Studenten
dazu zu kriegen, Kleinigkeiten rund ums Haus zu erledigen, obwohl sie mit ihren
Anliegen verschwiegen sein mußte, da Mrs. Svenson bezüglich der Beziehungen
zwischen Studenten und Fakultät einen hohen Standard gesetzt hatte. Und
trotzdem hatte der Schaufler sich nicht dazu hinreißen lassen, breiter zu
graben, als er mußte. Es war einfach kein Platz für eine große Frau zum Torkeln
und Flattern, ohne den aufgehäuften Schnee zu beiden Seiten herunterzufegen,
und Shandy konnte keine Stelle finden, wo der glatte Wall beschädigt war.
    Sie konnte nicht so weit hinüber
gewesen sein, wie Bob angedeutet hatte. Das hieß nichts besonderes. Es war
typisch für den Assistenzprofessor für Elektrotechnik, den Anschein zu erwecken,
als wären seine Parties die reinsten Orgien. Tatsächlich waren sie alles in
allem, selbst nach Mrs. Svensons Prinzipien und dem Temperament des
Präsidenten, eher ziemlich gesittete Angelegenheiten.
    Jedenfalls hatte Jemima die Dysarts
tatsächlich aus eigener Kraft um kurz vor halb zehn verlassen — mit der
geschworenen Absicht, Shandys Haus zu verwüsten. Er hätte fragen sollen, ob
jemand mit ihr gegangen war, hielt es aber für unwahrscheinlich. Grimble hätte
es erwähnt, und Bob hätte keine Gelegenheit versäumt, einen zweiten Zecher

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