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Schlaf in himmlischer Ruh

Schlaf in himmlischer Ruh

Titel: Schlaf in himmlischer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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echte Freundin.
Tun Sie das — machen Sie es so, wie Sie glauben, daß Jemima es gewollt hätte,
und schicken Sie mir die Rechnungen.«
    Mrs. Cadwall schneuzte sich. »Peter«,
schniefte sie, »achten Sie darauf, daß er etwas Anständiges ißt.«
    Es gab eine Menge Schulterklopfen und
Händedrücken, bevor Mrs. Cadwall zu ihrem Liebesdienst eilte. Die
Verabschiedung fand direkt vor der Mensa statt und wurde von einer befriedigenden
Anzahl von Fakultätsmitgliedern beobachtet. Beinahe verdarb Ames die
Vorstellung, als er bemerkte: »Mein Gott, Pete, du spielst auf ihr wie auf
einer Geige«, aber glücklicherweise vergaß er, den Ton aufzudrehen. Shandy
brachte ihn schnell hinein und bat die Kellnerin in angemessen gedämpftem Ton
um einen Tisch in einer ruhigen Ecke.
    Sie bekamen ihr Essen recht schnell.
Die Studentin, die sie bediente, war flink und umsichtig. Die anderen Gäste,
die herüberkamen, um ihr Beileid abzustatten, hielten sich nicht lange am Tisch
auf. Es war nie einfach gewesen, mit Professor Ames zu plaudern, und das Thema
war nicht erfreulich.
    »Die Beerdigung?« beantwortete Tim die
Frage zum sechsten Mal. »Morgen früh um zehn in der Collegekapelle. Ich will es
nicht hinauszögern und der Lichterwoche einen Dämpfer aufsetzen. Das hätte
Jemima nicht gefallen.«
    Er seufzte und griff zur Dessertgabel.
Der Frager verstand den Wink und ging.
    Tim sah furchtbar müde aus, dachte
Shandy. Das mußte eine schreckliche Anspannung für den tauben Mann sein, der so
daran gewöhnt war, in seiner stummen Welt zu leben. Wahrscheinlich wäre das
beste für ihn, ihn direkt nach Hause zu bringen. Für Shandy selbst konnte es
keine Ruhepause geben. Unter anderem mußte er die Dysarts anrufen — nicht nur, weil
er ihnen eine Erklärung schuldig war, sondern auch, weil er mehr über Jemimas
letzte öffentliche Taten erfahren wollte.
    Er zeichnete die Rechnung ab,
hinterließ ein üppiges Trinkgeld, weil er meinte, daß er besser so viele Leute
wie möglich auf seine Seite brächte, und geleitete seinen alten Freund den
Hügel hinab. Keiner von beiden sprach viel, bis sie in dem Haus waren, das
seine selige Herrin von außen so überschwenglich geschmückt hatte und das innen
ein so abscheuliches Durcheinander bot.
    »Macht es dir was aus, allein hier zu
bleiben, Tim?«
    »Warum zum Teufel sollte es? Ich nehme
sowieso an, daß Hannah sehr bald kommt, um dieses Kleid zu holen. Ich habe
vergessen, ihr einen Schlüssel zu geben.«
    »Wo wir gerade von Schlüsseln reden:
Ich habe mich gefragt, ob ihr einen Schlüssel für mein Haus hattet.«
    »Ich will verdammt sein, wenn ich das
weiß.« Ames blickte sich hilflos in dem überfüllten Raum um. »Wenn ja, ist er
irgendwo vergraben. Sie hatte ihn jedenfalls nicht dabei. Sie hatte nicht mal
einen Schlüssel für dieses Haus bei sich. Sie wußte, daß ich immer da war.«
    »Dann frage ich mich, wie sie
hereingekommen ist. Sie, oder wer auch immer sie gebracht hat. Ich konnte kein
Anzeichen für ein gewaltsames Eindringen finden.«
    »Vielleicht haben sie das Schloß
geknackt.«
    »Es soll von der einbruchssicheren
Sorte sein. Man muß beim Kommen und beim Gehen den Schlüssel benutzen. Tim, das
ist noch ein Fehler! Ich mußte meinen eigenen Schlüssel nehmen, um
hineinzukommen. Wenn sie keinen Schlüssel dabei hatte, wie zum Teufel sind die
Türen dann abgeschlossen worden? Ich glaube, wir müssen zurück und versuchen,
Ottermole ein bißchen Verstand einzubleuen.«
    »Unmöglich, Pete, glaub es mir. Er wird
behaupten, daß die Tür offen war und du es nicht gemerkt hast oder daß der Schlüssel
da war und du ihn versteckt hast oder irgendeinen anderen blühenden Unsinn. Er
will keinen Mord während der Großen Lichterwoche, und er wird keinen bekommen
und damit basta. Oh Himmel, Pete, ich werde nicht fertig damit.«
    »In Ordnung, Tim. Du konzentrierst dich
darauf, die Beerdigung zu überstehen und drüben bei Jemmy zu sein. Ich werde
nichts tun, was du nicht willst.«
    »In diesem Stadium wüßte ich nicht, was
ich will, außer ein paar Stunden Schlaf. Ich werde dich nicht bitten, dich
darauf einzulassen. Du bist Wissenschaftler. Wenn dir eine Pflanze eingeht,
hältst du es für einen Teil deiner Arbeit, herauszufinden warum. Wenn jemand in
deinem Haus getötet wird, muß dasselbe Prinzip gelten, nehme ich an. Ich habe
immer mit dir zusammengearbeitet, so gut ich konnte, und ich mache jetzt keinen
Rückzieher, insbesondere, wenn es meine eigene Frau ist, die tot ist.

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