Schlaf in himmlischer Ruh
zur Shropshire Avenue hinaus,
der Straße, die sich vom College bis zur Hauptstraße von Balaclava Junction
hinabschlängelte. Aber der Crescent zählte das hübsche schindelgedeckte
Bruchsteinanwesen zu seinem Bereich, weil es der Nachbarschaft zum Vorteil
gereichte. Das taten, wie die meisten Leute meinten, die Dysarts auch.
Sie waren das einzige Paar der
Fakultät, das so verrückte Dinge anstellte, wie zum Mardi Gras nach New Orleans
hinunterzujetten oder zum Oktoberfest nach Milwaukee. Sie waren die einzigen
Leute in der Stadt, die einen Porsche besaßen, und gehörten zu den wenigen, die
wußten, wie man das ausspricht. Außerdem besaßen sie einen verbeulten
Volkswagen.
Niemand brauchte zwei Autos in einem
Dorf, in dem alles zu Fuß erreichbar war, aber das gehörte zur Aura der
Dysarts. Adele bestand darauf, den VW etwa einmal im Monat zum Supermarkt zu
kutschieren. Das betagte Vehikel brach fast jedes zweite Mal auf dem Parkplatz
zusammen und gab ihr Gelegenheit zu demonstrieren, daß sie genauso eine
gehetzte Hausfrau war wie alle anderen. Adele war diejenige mit dem Geld.
Außerdem hatte sie eine Menge Zähne.
Professor Shandy wunderte sich stets über die Zähne von Adele Dysart, aber
niemals mehr als jetzt, da er ihr seinen Sack bukolischer Köstlichkeiten
übergab und seine Entschuldigung stammelte, daß er ihre Weihnachtsparty
geschnitten hatte, ohne Bescheid zu geben.
»Ich wurde, eh, unerwartet aus der
Stadt gerufen.«
»Das hörten wir, nur haben wir es ein
bißchen anders gehört. Hallöchen, Pete.«
Bob Dysart schlingerte vorwärts. Bob
schlingerte immer. Nun, da Shandy in der Lage war, zu vergleichen, erinnerte er
ihn an die Singapore Susie.
»Nimm einen Drink, und erzähl uns alles
darüber.«
»Es, eh, gibt nicht viel zu erzählen.
Danke, gerne. Einen kleinen Scotch und Wasser, wenn es nichts ausmacht. Etwa
halb so viel wie das, was du bei einer älteren Dame mit leicht angegriffener
Gesundheit für ein vernünftiges Quantum halten würdest.«
Bob verteilte Schnaps wie alles andere:
in großem Stil. Shandy wollte sein Register gesellschaftlicher Schnitzer nicht
dadurch komplettieren, daß er sich halb besäuselt den Crescent hinaufkämpfen
mußte. Er bahnte sich einen Weg durch die Möbelsammlung der Dysarts, mied den
Kamelhocker und den Stuhl aus Büffelhorn und ließ sich auf einem Rattanthron
mit einer Lehne wie ein Pfauenrad nieder. Man saß nicht allzu schlecht, und er
mußte nicht auf das blicken, was hinter ihm war.
»Wie schmeckt’s?«
Sein Gastgeber drückte ihm ein Glas mit
einem großen orangen »D« darauf in die Hand. Shandy kostete die Mixtur
aufmerksam und beschloß, das Eis ein bißchen schmelzen zu lassen.
»Gut, Bob. Ich nehme an, ihr habt von
den, eh, schrecklichen Neuigkeiten gehört?«
»Wir haben gehört, daß Jemima gestürzt
ist und sich die Birne aufgeknackst hat.« Bob hielt sich etwas darauf zugute,
das Kind bei einem möglichst vulgären Namen zu nennen. »Ob das schrecklich ist,
darüber habe ich noch nicht nachgedacht.«
»Achte nicht auf ihn, Peter«, sagte
Adele. »Er ist in einer seiner Oscar-Wilde-Launen. Ich selbst halte es für ganz
gräßlich. Die arme Jemima war so eine vitale Persönlichkeit.«
»Das kommt darauf an, wie du vital
definierst«, lenkte ihr Mann ab. »Immer in Bewegung und nirgendwohin kommen,
aber viel Lärm darum machen wie eine Stimmgabel? Wenn du das meinst, bin ich
völlig deiner Meinung.«
»Das ist nicht schlecht, Schatz.
Vielleicht schreibst du es besser auf. Bring mir auf dem Rückweg einen Bourbon
mit.«
»Du hast schon einen Bourbon gehabt.«
»Ich hatte zwei, aber was gibt’s da zu
zählen. Sag, Peter, war sie ganz blutig und entsetzlich?«
»Nein, nichts dergleichen. Sie, eh, lag
einfach da.«
»Oh.«
Adele bemühte sich, nicht enttäuscht
auszusehen. »Hannah erzählte mir, sie ist von einer Leiter oder so etwas
gefallen, als sie versuchte, deine phantastischen Nikoläuse abzuhängen. Ich
weiß, daß sie sagte, sie würde das tun.«
»Das sagte sie? Das habe ich nicht
gewußt.«
»Das hättest du aber, du böser Bube, wenn
du nicht meine Party geschwänzt hättest. Wie heißt sie?«
»Wer — sie?«
»Die, mit der du Weihnachten verbracht
hast. Warum sonst hättest du mich versetzen sollen?«
Shandy fühlte sich von einem weiteren
jener höllischen Impulse gepackt.
»Eh, sie heißt Susie. Strengstens
vertraulich, natürlich.«
»Ich werde kein Sterbenswörtchen
sagen«, meinte Adele mit einer
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