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Schlaf in himmlischer Ruh

Schlaf in himmlischer Ruh

Titel: Schlaf in himmlischer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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berühmt sein wie ein paar Stinktiere auf einer
Gartenparty. All die Leute, die Jemima nicht leiden konnten, als sie noch
lebte, werden sich schuldig fühlen und uns vorwerfen, daß wir sie haben töten
lassen. Du kommst besser mit mir nach Kalifornien.«
    »Nein, ich trotze dem Sturm. Du hattest
nichts damit zu tun.«
    »Ich habe sie drei Tage liegenlassen.
Sie werden mich einen brutalen Schurken nennen. Nehmen wir mal an, ich bin es.«
    »Nein, bist du nicht«, sagte sein
Freund loyal, obgleich er wußte, daß die Nachbarn es sagen mußten, und noch
eine Menge mehr. Die Bestätigung erschien in Form von Jemimas treuer
Verbündeten Hannah Cadwall, die mit feurigem Blick auf sie niederstieß. Shandy,
der wußte, daß seine einzige Verteidigung im Angriff lag, zog schneller.
»Hannah, wir haben Sie gesucht.«
    Seine direkte Lüge stoppte ihre
Attacke. Shandy vergrößerte seinen Vorsprung.
    »Tim sagte gerade, wir bräuchten die
Hilfe einer Frau in dieser schrecklichen Zeit. Ich nehme an, Sie haben von der,
eh, Tragödie gehört?«
    Mrs. Cadwall nickte, unsicher, was sie
erwidern sollte. Auch Professor Ames nickte und war geistesgegenwärtig genug,
das Reden Shandy zu überlassen.
    »Vielleicht macht es Ihnen nichts aus,
uns zum Speisesaal zu begleiten. Ich versuche, ihn dazu zu bringen, daß er
etwas ißt«, fügte Shandy in verschwörerischem Flüsterton hinzu.
    »Aber natürlich. Alles, was ich tun
kann — solch eine fürchterliche — kann noch gar nicht fassen, daß sie —« Mrs.
Cadwalls ernsthaftes Gestammel war ein willkommener Ersatz für die Vorwürfe,
die sie zweifellos bereits parat hatte. Sie zeigte eine lästige Neigung, den
erschütterten Witwer am Arm zu führen, aber das mußte man hinnehmen. Wenn er
sie dazu bringen konnte, Ames als Opfer statt als Schurken und ihn selbst als
wohlmeinenden Tollpatsch zu sehen, könnte die öffentliche Meinung noch zu ihren
Gunsten umschwenken, denn Hannah war ein Klatschweib, und ihr Mann desgleichen.
Shandy zog das Tremoloregister noch eine Raste weiter.
    »Leider kann keines seiner Kinder bei
ihm sein. Roy ist am Südpol, und Jemmy bekommt ein Baby, wie Sie sicherlich
wissen. Sie ist so schrecklich verstört wegen ihrer Mutter, daß Tim ihr
versprochen hat, nach der Beerdigung hinzufahren. Wirklich herzzerreißend,
finden Sie nicht auch?«
    Mrs. Cadwall pflichtete mit einem
Schniefen bei. »Die arme Seele, was wird nur aus ihm werden. Jemima war so — so
—«
    »Das war sie wirklich. Es ist ein
schmerzlicher Verlust für uns alle. Hannah, vor Ihnen, einer alten Freundin,
gebe ich zu, daß ich starke Schuldgefühle wegen dieser garstigen Sache habe.
Nach diesen, eh, kleinen Vorträgen, die Sie beide mir gehalten haben, habe ich
versucht, eh, etwas gutzumachen, wie Sie wohl gemerkt haben. Sie können nicht
behaupten, ich hätte es nicht wenigstens versucht.«
    »Nein, versucht haben Sie es gewiß«,
mußte Mrs. Cadwall zugestehen.
    »Polizeichef Ottermole meint, daß
Jemima im Begriff gewesene sein muß, meine Bemühungen zu, eh, modifizieren, als
sie ausrutschte und stürzte. Ich werde mir nie verzeihen.« Der letzte Satz
zumindest war kein Unsinn.
    »Also, Peter, es hat keinen Sinn, daß
Sie über etwas nachgrübeln, was nicht mehr zu ändern ist. Ich nehme an, es ist
genausosehr meine Schuld wie Ihre. Ich habe Sie reichlich bedrängt, daß Sie
dekorieren. Nächstes Jahr würde ich gerne —«
    »Es ist genau dieser Moment, Hannah, in
dem wir Sie am dringendsten brauchen. Meinen Sie, Sie könnten Jemima vielleicht
als ihre, eh, engste Freundin und Vertraute einen letzten Gefallen erweisen?«
    »Aber ja, alles, was Sie wollen!«
    »Tim sagte gerade — Tim«, brüllte er
dem Witwer ins Ohr, »warum fragen wir nicht Hannah wegen des Kleides?«
    Ames, der von den Lippen abgelesen
hatte, so gut er konnte, nahm das Stichwort auf.
    »Goulson wollte wissen, worin er sie
aufbaren soll. Versuchte mir ein Stück Unsinn aufzuschwätzen, das er da unten
hat. Sah nicht nach ihrem Stil aus. Können Sie nicht aus ihren Sachen was
raussuchen, was sie mochte, worin sie sich wohl fühlte?«
    Die letzten Worte kamen freilich etwas
wirr heraus, vielleicht weil sein Gebiß rutschte. Hannah nahm es für Erregung
und war besiegt.
    »Überlassen Sie das mir, Tim. Ich werde
Harry dem Ghoul den Kopf zurechtrücken. Soll ich auch die Blumen bestellen? Der
Florist ist sein Schwager, und sie ziehen Ihnen das Fell über die Ohren, wenn
Sie nicht energisch werden.«
    »Hannah, Sie sind eine

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