Schlaf in himmlischer Ruh
sagte Shandy. »Warten
Sie, bis Sie die Küche sehen. Schauen Sie, Helen, wenn es zu fürchterlich ist,
wartet bei mir ein einigermaßen bequemes Gästezimmer.«
»Dankeschön, Peter. Ich werde darauf
zurückkommen. Allerdings bin ich gekommen, um dieses Haus zu verwahren, so daß
ich annehme, ich sollte die Zähne zusammenbeißen und es versuchen. Darf ich
rüberkommen und Staubwedel und solche Sachen borgen, wenn ich sie brauche?«
»Alles, was Sie möchten. Und, eh, das
College betreibt eine ausgezeichnete Fakultätsmensa. Tim und Jemima haben
normalerweise dort gegessen, und er tut es noch. Vielleicht gewähren Sie mir
etwas später das Vergnügen Ihrer Gesellschaft?«
»Ich versichere Ihnen, das Vergnügen
wäre ganz auf meiner Seite. Wann soll ich fertig sein?«
»Sie servieren Abendessen von halb
sechs bis halb acht. Wir gehen hier mit den Hühnern zu Bett, wissen Sie.«
»Sollen wir dann halb sieben sagen? Das
sollte mir Zeit geben, um mir einen Weg zwischen Bett und Bad zu sprengen.
Himmel, eine Alliteration!«
»Und eine sehr hübsche«, bemerkte er
sinnlos. »Dann, eh, überlasse ich Sie sich selbst.«
Das tat er widerwillig. Sie war
wahrscheinlich froh, einen so unfähigen Begleiter loszuwerden. Welche
Verrücktheit hatte ihn befallen, diese anmutige Frau nach der scheußlichen
Episode mit dem Plastiknikolaus in sein Haus einzuladen? Die Beleidigung hatte
einen direkten Bezug auf seinen so kürzlich und so unverdient erworbenen Ruf, daran
zweifelte er nicht im geringsten. Wenn Helen eine Nacht unter seinem Dach
verbrächte, wäre sie mit demselben Makel gezeichnet.
Auf halbem Weg über den Crescent hielt
Shandy plötzlich inne. Die Studenten hatten seine Puppe gekidnappt, aber die
Fakultät fabrizierte das Geschwätz. Wie zum Kuckuck war die Geschichte so
schnell von einer Gruppe zur anderen gelangt?
Die College-Gemeinschaft hatte ein
ungeschriebenes Gesetz: Was die Studenten nicht wissen, tut uns nicht weh.
Während der Tratsch ungehindert auf dem Crescent und über den Hügel zu den
oberen Regionen waberte, wo Präsident Svenson und einige andere Fakultäts- und
Verwaltungsleute wohnten, war man sich einig, daß niemand je ein Wort vor den
Studenten verlauten ließ. Da diese jungen Leute die Älteren ohnehin für einen
langweiligen Haufen hielten, wurde das Gebot nur selten verletzt und wenn, dann
nur durch allmähliche Osmose. In diesem Fall war etwas ungewöhnlich schnell
durchgesickert, und er fragte sich, wer dafür verantwortlich war.
Statt in sein Haus zu gehen, wie er
vorgehabt hatte, marschierte Shandy zur Haustür der Feldsters und hämmerte mit
dem Klopfer. Mirelle erschien. Er kam sofort zur Sache.
»Hast du gesehen, wer dieses Ding heute
nachmittag auf meine Schwelle gestellt hat?«
»Welches Ding?« Mirelle ließ ein
verlegenes Kichern hören. »Ach, das Ding meinst du. Ehrlich, Peter, ich
dachte, das geht ein bißchen zu weit.«
»Das dachte ich auch. Deswegen frage
ich dich, wer dafür verantwortlich ist. Und auch, warum nicht du oder sonst
jemand rübergegangen ist und irgendwas dagegen gemacht hat.«
»Wenn du dich erinnerst«, sagte seine
Nachbarin garstig, »ist die letzte Person, die versuchte, etwas mit deinen
abscheulichen Dekorationen zu machen, dabei umgekommen. Außerdem, woher sollten
wir wissen, daß das nicht noch eine von deinen komischen kleinen Albernheiten
war?«
Shandy schaffte es, sich zu
beherrschen. »In Ordnung, Mirelle. Das habe ich verdient. Jetzt, wo du es
losgeworden bist, kannst du vielleicht meine Frage beantworten. Wer war es?«
»Woher soll ich das wissen? Meinst du,
ich verbringe meine ganze Zeit damit, aus dem Fenster zu gaffen?«
Der Professor gab keine Antwort. Nach
einem Moment gab Mirelle zu: »Ich weiß nicht, wer sie waren. Sie hatten diese
Wichtel-Strickmasken an.«
»Männlich oder weiblich?«
»Entweder oder. Du weißt so gut wie
ich, daß alle Studenten und die halbe Fakultät Blue Jeans und Arbeitsstiefel
und diese wattierten, langen Parkas tragen, die einen völlig formlos machen. Es
hätte jeder sein können.«
»Wie haben sie die Puppe dorthin
geschafft?«
»Mit schwarzem Plastik umwickelt und
dorthin getragen. Ehrlich, das Ding sah aus wie eine Leiche. Das war es, was
meine Aufmerksamkeit erregte.« Jetzt war Mirelle gesprächig. »Ich hatte den
Eindruck, sie wollten es einfach abladen und abhauen, aber dann hatte wohl
einer von ihnen eine bessere Idee.«
»Faszinierend, daß du dieser Ansicht
bist.«
»Das ist nur so
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