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Schlaf in himmlischer Ruh

Schlaf in himmlischer Ruh

Titel: Schlaf in himmlischer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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hinauftragen«, sagte sie nachdrücklich
und packte einen Griff.
    »Meine liebe Dame, ich habe nicht die
Absicht, auch nur eine der beiden zu tragen. He, Hanson!«
    Shandy winkte einen älteren Studenten
heran, der auf dem Parkplatz auf der anderen Straßenseite herumlungerte.
»Wollen Sie sich ein vorschriftswidriges Stipendium verdienen?«
    »Wenn damit Geld gemeint ist,
sicherlich.«
    Der robuste Jüngling schnappte sich die
Taschen wie ein paar Brezeln und war halb den Hügel hinauf, bevor die anderen
sich auch nur in Bewegung gesetzt hatten.
    »Wir haben ein ungeschriebenes Gesetz
hier in Balaclava«, erklärte der Professor. »Tun Sie nie etwas selbst, wozu Sie
einen Studenten beschwatzen können.«
    »Wieviel wird der Schwatz in diesem
Fall kosten?« fragte Miss Marsh und öffnete ihre Handtasche.
    »Erlauben Sie doch bitte. Ich komme
nicht oft dazu, den Galan zu spielen.«
    Sie lachte erneut, noch entzückender
als zuvor. »Das kann ich mir gar nicht vorstellen, so gut machen Sie es. Sie
sind schrecklich nett gewesen, Professor Shandy.«
    »Eh — mein Vorname lautet Peter.«
    »Er steht Ihnen gut.«
    »Meinen Sie? Eh, Helen ist immer einer
meiner Lieblingsnamen gewesen.« Das war ihm allerdings gerade erst klar
geworden.
    »Warum?« neckte sie. »Hieß eine
Kinderliebe Helen?«
    »Nein, eigentlich war es eine Guernsey
—« Shandys Stimme erstarb.
    Der Student hatte in einem
wahrscheinlich begreiflichen Irrtum die Koffer auf dem kurzen Weg vor dem
Backsteinhaus abgeladen und studierte mit heiterem Interesse die Schwelle. Nach
ein paar Schritten konnte Shandy erkennen, warum.
    Den Plastikweihnachtsmann hatte er ganz
vergessen. Einer der perversen Einfälle der Dekorateure war eine lebensgroße
Puppe des alten Sankt Niklas gewesen. Das letzte Mal, als Shandy das Ding auf
seinem Weg zur Singapore Susie gesehen hatte, stand es neben der
Haustür, als ob es hinaufklettern und die Rentiere auf dem Dach füttern wolle.
Nun war das Ding wieder da. Sein Rücken war den Passanten zugekehrt, seine
Hände hielt er vor dem Körper, seine roten Flanellhosen lagen auf den Stiefeln,
und über den Plastikhintern hatte jemand mit Leuchtstift geschrieben: »Sankt
Nikolaus ist ein alter Lustmolch.«
    »Helen, ich entschuldige mich«, sagte
Shandy steif. »Eine weitere meiner, eh, ästhetischen Sünden ist zurückgekommen,
um bei mir zu spuken. Hanson, wissen Sie zufällig irgend etwas darüber?«
    Der Student zuckte mit den Achseln.
Shandy zog der Puppe die Hosen hoch und legte sie auf die Schwelle.
    »Ich werde diese Abscheulichkeit in den
Keller bringen, sobald wir uns eingerichtet haben, Helen. Ohne Zweifel haben
die Studenten dies Ding über den ganzen Campus gekarrt, seit ich weggefahren
bin. Ich hätte es besser wissen und es überhaupt erst gar nicht herbringen
sollen. Hanson, Miss Marsh ist eine Verwandte der Ames und wird in deren Haus
wohnen.«
    »Oh. Ach, Professor, was ist mit Mrs. Ames
passiert?«
    »Sie soll gestürzt sein und sich den
Schädel gebrochen haben, als sie, eh, meine Weihnachtsdekorationen überprüfte,
während ich in Ferien war. Polizeichef Ottermole ist aufgrund der vorliegenden
Indizien zu diesem Schluß gekommen, ebenso wie ich aus dem blöden Grinsen in
Ihrem Gesicht schließe, daß Sie ganz genau wissen, wer mit dem Nikolaus
herumgezogen ist, aber vorziehen, es mir nicht zu erzählen.«
    Mit rotem Gesicht nahm Hanson die
Taschen auf. »Ach, Sie wissen, wie es ist. Diese Stoffel erwarten von uns, daß
wir ständig albernes Zeug machen. Irgend jemand hatte die schlaue Idee, den
Nikolaus zu kidnappen und als Geisel festzuhalten, aber da Sie nicht in der
Gegend waren, ging der Gag ziemlich daneben.«
    »Und wo ist die Puppe die ganze Zeit
gewesen?«
    »Ach, hier und da.«
    »Zuletzt gesehen in der Gesellschaft
von Till Eulenspiegel, nehme ich an?«
    Shandy seufzte und zog eine Note aus
der Brieftasche. »Dankeschön, Hanson. Wir, eh, nehmen es von hier aus mit.«
    »Okay, Professor. Schönen Aufenthalt,
Miss Marsh.«
    Der Student eilte in großen Schritten
den Hügel hinab. Shandy fischte das Schlüsselbund heraus, das dazulassen sich
Timothy Ames wunderbarerweise erinnert hatte.
    »Am besten bereiten Sie sich auf einen
Schock vor, Helen. Jemima glaubte, ihre Seele wäre zu gut gewesen für
Hausarbeit.«
    »Jemmy warnte mich, was ich zu erwarten
hätte.«
    Als sie eintraten, fügte sie mit einem
tapferen kleinen Lachen hinzu: »Meine Güte, es war nicht übertrieben, oder?«
    »Im Gegenteil«,

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