Schlaf in himmlischer Ruh
katalogisiert. Und weil sie es nicht sind,
dürfen wir nicht hineingehen und sie stören.«
»Sie dürfen es dem Bibliothekar nicht
vorwerfen«, sagte Helen. »Er ist wahrscheinlich überarbeitet und unterbezahlt,
wie wir alle. Die meisten Bibliothekare haben irgendwo einen Haufen alter
Bücher verstaut, die sie sich nicht trauen wegzuschmeißen, aber für die sie
auch keine Zeit haben, sich darum zu kümmern. Sie nehmen sich immer vor, sie
irgendwann zu katalogisieren, tun es aber gewöhnlich nicht, bis sie jemand dazu
treibt. Wer sitzt Mr. Porble im Nacken? Mrs. Svenson?«
»Nein, ich«, meinte Shandy unglücklich.
»Wieso sind Sie an der Sammlung Buggins
interessiert?«
»Ich dachte einfach, es könnte etwas
dabei sein, was ich gerne lese. Das ist eine Vorstellung, die Porble nicht versteht.
Jemima auch nicht. Svenson hat ihr den Job nur gegeben, um mir das Maul zu
stopfen, und sie benutzte ihn, um mich draußen zu halten.«
»War das einfach?«
»Ja, sehr. Sie werden sehen. Passen Sie
auf hier. Er hat keine Bewegung darauf verschwendet, den Weg zu streuen.«
Shandy läutete beim Bibliothekar. Ein
Mädchen von etwa vierzehn Jahren kam an die Tür.
»Guten Abend, Lizanne. Ist dein Vater
da?«
»Er setzt sich gerade zum Abendessen«,
sagte das Kind zögernd.
»Es dauert nur einen Moment. Ich möchte
nur Miss Marsh vorstellen, die Mrs. Ames Stelle in der Bibliothek einnehmen
wird.«
»Oh.« Lizanne musterte Helen
erschrocken, rannte davon und rief: »Daddy! Professor Shandy will dir eine Dame
vorstellen.«
»Was für eine Dame?«
Nicht der Bibliothekar, sondern seine
Frau erschien. »Also Peter, ist das eine Überraschung. Ich war gerade dabei,
den Tisch zu decken. Ich fürchte, ich kann Sie so kurzfristig nicht
dazubitten.«
»Nein, nein, wir haben oben im College
gegessen. Deswegen kommen wir zu einer so ungünstigen Zeit vorbei. Der
Präsident war da und schlug vor, daß Miss Marsh die Assistentenstelle für die
Sammlung Buggins übernimmt. Ich dachte, Phil sollte sie kennenlernen, bevor er
es über die Buschtrommeln erfährt, aus, eh, Respekt vor seiner Position. Helen
ist gekommen, um für Timothy Ames die Stellung zu halten. Sie erinnern sich:
Wir haben heute morgen bei den Cadwalls darüber gesprochen.«
»Ach ja. Ich muß schon sagen, daß nicht
viele Frauen von einem Moment zum nächsten die Zelte abbrechen und quer durch
das Land fliegen können.« Sie ließ ein besonders häßliches kleines Lachen
hören. Helen weigerte sich, beleidigt zu sein. »Eigentlich hatte ich sowieso
vor zurückzukommen. Ich habe Buck und Jemmy meine Pflanzen und meine Möbel
geschenkt, und sie bewahren meine Bücher und den Kleinkram auf, bis ich mich
entscheide, wo ich mich niederlasse.«
»Ach, dann bleiben Sie nicht auf
unbestimmte Zeit bei Tim?«
»Ich habe keine Ahnung. Ich versuche
nur, in einem Notfall nützlich zu sein. Jemmy ist so ein Schatz, und sie machte
sich große Sorgen, wo das Baby jetzt kommt und ihre Mutter tot ist und sie
ihren Vater bei sich haben wollte und Angst hatte, was passiert, wenn er das
Haus während der Lichterwoche leerstehen lassen würde, so daß ich einfach
sagte, ich fahre.«
Mrs. Porble taute langsam auf. »Ich
sage immer, die Familie muß in Notzeiten zusammenhalten. Jemimas Tod war für
uns alle ein schrecklicher Schock. Ich sagte zu Phil —«
Sie erfuhren nie, was sie gesagt hatte,
da Phil selbst in die Diele geschlurft kam.
»Also, Peter. Nett von Ihnen, daß Sie
meine Arbeit für mich tun. Ich habe erfahren, daß ich eine neue Assistentin für
die Sammlung Buggins eingestellt habe. Miss Marsh, nicht wahr? Wäre es
unhöflich zu fragen, ob Sie so etwas wie Bibliothekserfahrung haben? Vielleicht
besitzen Sie einen Benutzerausweis? Sie sind doch wenigstens mal in einer
Bücherei gewesen?«
»Ziemlich oft«, entgegnete Helen
gelassen. »Ich habe meinen Doktor in Bibliothekswissenschaft am Simmons College
in Boston gemacht.« Sie erwähnte ein paar ihrer früheren Stellen, und Porbles
Verachtung verwandelte sich in Ehrfurcht.
»Mein Gott«, schluckte er. »Ich fühle
mich, als hätte ich eine Auster gegessen und mich an der Perle verschluckt. Und
Svenson hat Sie angestellt, um in der Sammlung Buggins zu arbeiten. Der
Sammlung Buggins!«
Zum ersten Mal in ihrer
achtzehnjährigen Bekanntschaft sah Shandy Porble außer Fassung. »Die Sammlung
Buggins! Grace, hast du das gehört? Der Präsident hat mir eine Dr. bibl. für
die Sammlung Buggins besorgt.«
Seine Frau schaffte
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