Schlaf in himmlischer Ruh
es, pflichtgemäß zu
kichern, obwohl sie offenbar eher verwirrt als amüsiert war. »Aber, Miss Marsh,
wenn Sie so hochqualifiziert sind, was ist dann in Sie gefahren, solch einen
albernen Job anzunehmen?«
»Ich habe ihn nicht eigentlich
angenommen, er wurde mir gegeben. Sie kennen Dr. Svenson besser als ich. Seine
Frau fragte mich, was ich tue, und ich sagte, ich bin Bibliothekarin, und das
war es. Ich kann wohl ebensogut einspringen, bis Sie jemand anderen gefunden
haben, wenn Sie möchten. Ich wollte Sie morgen früh aufsuchen, aber Peter
meinte, wir sollten einfach hereinschauen und guten Tag sagen. Ich glaube, wir
verschwinden jetzt wieder, bevor Ihr Essen kalt wird.«
Sie waren wieder auf dem Crescent,
bevor sich Porble aus seiner Erstarrung gelöst hatte. Auch Shandy kicherte in
sich hinein.
»Sie haben ihren Abend vergoldet.«
»Seinen, nicht ihren«, korrigierte
Helen. »Mrs. Porble fühlt sich vielleicht jetzt erst recht bedroht. Sie ist
eine nette Frau, meinen Sie nicht?«
»Ich meine, sie ist zu weit gegangen,
als sie häßlich zu Ihnen war.«
»Das wäre ich auch, wenn jemand genau
zur Abendbrotzeit in mein Haus stürmt und meinem Mann eine fremde Frau
entgegenwedelt. Sobald sie den Schock überwunden hat, wird sie ein kleines
Dinner für uns arrangieren. Es wird ein Büffet mit zwei verschiedenen Gängen,
einem muffigen Salat und einem schicken Dessert aus Better Homes and Gardens sein. Sie wird ein langes Plaidkostüm und eine schwarze Nylonbluse tragen, weil
das schick ist und man den Schmutz nicht sieht. Sie werden noch drei weitere
Paare einladen. Wir werden einen sehr viel vergnüglicheren Abend haben, als wir
erwartet hätten.«
»Erzählen Sie mir mehr.«
»Nein. Sie sind gemein. Aber warten Sie
nur ab.«
»Mit Vergnügen.« Er hörte gern, wie sie
von drei weiteren Paaren sprach.
»Wohin gehen wir als nächstes?«
»Lebensmittel. Auf der Hauptstraße gibt
es eine Art Supermarkt, der rund um die Uhr aufhat. Da können Sie einkaufen und
mich dann zum Frühstück einladen.«
»Peter Shandy, Sie Fuchs! Sagen Sie
bloß nicht, daß diese fischäugige Blondine doch noch recht hatte.«
»Adele hat nie recht. Das glaubt sie
bloß.«
»Sie ist diejenige mit dem Geld, nehme
ich an?«
»Haben Sie je daran gedacht, sich als
Hexe verbrennen zu lassen? Woher wissen Sie diese Dinge von Leuten, die Sie
kaum erst kennengelernt haben?«
»Ich begegne ihnen überall. Er ist von
der Sorte, die Geld heiraten, und sie ist von der Sorte, die auf Männer wie ihn
hereinfallen, weil sie eigentlich nichts über Menschen weiß bis darauf, daß man
sie als Publikum braucht. Ich nehme an, niemandem liegt viel an den beiden,
aber jeder tut so, weil sie so hart um Aufmerksamkeit kämpfen, daß sie einem
Schuldgefühle machen.«
Shandy lachte reumütig. »Daran habe ich
nie gedacht. Wenn ich ihre Parties verlasse, frage ich mich immer, wieso alle
anderen so viel mehr Spaß haben als ich. Vielleicht fragen sich die anderen das
auch.«
»Ich weiß. Viel Lärm, harte Drinks, und
Adele trägt eine Jellabah, die sie auf einer Marokko-Tour mit Führer erstanden
hat. Ich bin gemein. Was essen Sie zum Frühstück?«
»Was immer Sie mir vorzusetzen
belieben.«
Einem modernen Antäus gleich, der seine
Kraft mit jeder Rippe, in die er stieß, erneuerte, pflügte Shandy einen Pfad
für sich und Helen durch die Menge.
Zwölftes Kapitel
M it braunen Papiertüten beladen, bahnten
sie sich einen Weg zurück den Hügel hinauf. Shandy hatte versucht, ihre
Einkäufe zusätzlich zu seinen eigenen zu tragen, aber sie ließ ihn nicht.
»Nein, wirklich, Peter. Ich würde mir vorkommen
wie eine alte Frau.«
»Das ist unmöglich. Vermutlich wollen
Sie nur verhindern, daß ich mir wie ein alter Mann vorkomme. Apropos
Langlebigkeit — würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir ein paar Minuten bei
einem älteren Paar vorbeischauen, die Ihre Nachbarn sind, den Enderbles? Er ist
emeritierter Professor für die lokale Fauna. Ein recht bekannter
Wissenschaftler auf seinem Gebiet.«
»Nicht etwa der Enderble, der So
lebt man mit Wühlern und Biberdämme dämmt man nicht geschrieben hat?
Wie entzückend!«
»Er hat ein neues in Arbeit mit dem
Titel Heimisch werden bei den Schlangen. Mrs. Enderble hält es für die
Krönung einer langen und glänzenden Karriere. Sie ist, eh, vielleicht etwas
aufgeschlossener gegenüber den Reptilien als die meisten Damen.«
»Ich liebe es, wie Sie >Damen<
sagen, Peter. Sie
Weitere Kostenlose Bücher