Schlaf in himmlischer Ruh
aufgewärmte Version des
Sonntagsessens sein.«
»Es kann unmöglich schlechter sein als
die lauwarme Pappe, die ich zu Mittag hatte.«
»Eigentlich meinen wir, daß das Essen
im allgemeinen nicht schlecht ist. Die Mensa wird als Teil des Kurses für
Restaurantmanagement geführt, und die Köche bekommen ihre Noten nach ihren
Plätzchen.« Er erklärte ein bißchen von dem einzigartigen Lehr- und
Arbeitsprogramm, während sie den Hügel erklommen und das Restaurant betraten.
»Allmählich bekomme ich einen
beträchtlichen Respekt vor diesem Ort«, sagte Helen. »Es klingt nicht nach
irgendeinem der Lehrinstitute, wo ich bisher gewesen bin, aber es scheint die
Studenten ohne Zweifel auf die spätere Praxis vorzubereiten.«
»Präsident Svenson wäre entzückt, Sie
das sagen zu hören.«
»Ich bin entzückt«, dröhnte eine Stimme
in ihre Ohren. »Wer ist diese hellsichtige junge Dame, und wieso kenne ich sie
nicht?«
»Sie ist erst seit halb vier in der
Stadt.«
Shandy stellte sie einander vor. »Sie
ist die Verwandte von Timothy Ames Schwiegersohn, die gekommen ist, um, eh, in
die Bresche zu springen.«
»Nett von Ihnen, daß Sie so kurzfristig
abkömmlich waren. Mrs. Svenson muß Sie irgendwann mal zum Tee einladen.«
»Thorkjeld, was für eine Art, jemanden
einzuladen«, schalt Sieglinde. »Wir werden Sie am Donnerstagnachmittag um halb
fünf erwarten, Miss Marsh, und Sie müssen diesen bösen Peter Shandy mitbringen,
um ihn eine kleine Weile von Missetaten abzuhalten. Peter, Ihre neueste
Dekoration fand ich wirklich nicht amüsant.«
»Ich auch nicht«, versetzte er grimmig.
»Ich versuche herauszufinden, wer dafür verantwortlich ist.«
»Thorkjeld, weißt du das nicht?«
»Nein, weiß ich nicht«, schnappte der
Präsident. »Es scheint hier noch ein paar Dinge zu geben, die ich nicht weiß.«
»Wie überaus bemerkenswert.«
Mrs. Svensons hübsches Gesicht verlor
tatsächlich für einen Moment seine Heiterkeit. »Na, suchen wir uns einen Platz.
Zumindest werden wir erfahren, wer dafür verantwortlich ist, daß wir heute ein
gutes Dinner bekommen. Smaklig måltid, Fröken Marsh.«
»Tack, Fru Svenson«, antwortete Helen, ohne mit der Wimper
zu zucken.
Shandy war beeindruckt. »Sind Sie auch
Schwedin, Helen?«
»Nein, aber ich habe eine Zeitlang in
South Dakota gearbeitet.«
»Weshalb sind Sie dort gefeuert
worden?«
»Peter, das ist nicht nett.«
Helen ließ sich auf demselben Stuhl
nieder, den Timothy Ames tags zuvor eingenommen hatte, und studierte einen
Moment lang die Karte. »Eigentlich drehte es sich um eine unüberbrückbare
Meinungsverschiedenheit zwischen mir und dem Leiter des Fachbereichs Englisch.«
»Über welches Thema?«
»Das sage ich lieber nicht«, erwiderte
sie störrisch. »Wäre es zu empfehlen, die Truthahnplatte zu bestellen?«
»Es gibt nur einen Weg, das
herauszufinden. Zwei Truthahnplatten bitte, Miss.«
»Ja, Professor. Möchten Sie dazu etwas
Preiselbeer-Mousse?«
»Wer hat die Mousse gemacht?«
»Ich. Wir sind knapp an Leuten wegen
der Lichterwoche.«
»Dann müssen wir unbedingt davon
kosten.«
Das Mädchen errötete vor Freude. »Ich
bringe sofort die Suppe.«
Im Handumdrehen war sie zurück, bepackt
mit den Salaten, warmem Brot und zwei dampfenden Tellern der unvermeidlichen
Truthahnsuppe. Die Svensons, die noch nichts bekommen hatten, sahen etwas
verärgert aus. Shandy bemerkte es und lächelte Helen gequält zu.
»Als ob ich nicht schon genug Ärger mit
dem Boß hätte.«
»Weswegen haben Sie Ärger?«
»Zum Teil wegen diesem idiotischen
Weihnachtsschmuck natürlich. Mrs. Svenson ist nicht amüsiert. Die arme Jemima
war es auch nicht.«
»Peter, Sie dürfen sich nicht damit
belasten. Sie machen sich doch nicht wirklich für ihren Tod verantwortlich,
oder?«
»Ich glaube, wir reden besser später
darüber«, murmelte Shandy und warf einen Blick auf die anderen Tische. Trotz
des Aufgewärmten lief das Geschäft in der Mensa recht lebhaft.
Helen wirkte überrascht, aber wechselte
das Thema. »Sie hatten recht mit dem Essen, Peter, es ist ausgezeichnet. Und
Sie sagen, das Ganze wird von Studenten betrieben?«
»Unter Aufsicht natürlich.«
Er begann, den innovativen Lehrplan des
College weiter auszuführen. Seine Begleiterin sah Präsident Svenson allmählich
so anerkennend an, daß der große Mann sie zum Kaffee an seinen eigenen Tisch
beorderte.
»Miß Marsh findet Sie faszinierend«,
berichtete ihm Shandy.
»Das tut Mrs. Svenson auch«, sagte
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