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Schlaf in himmlischer Ruh

Schlaf in himmlischer Ruh

Titel: Schlaf in himmlischer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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den
rosenfarbenen Lippen. Shandy verbeugte sich und ging ihr nach, wobei er sich
fragte, ob Shirley Wrenne Jemima tatsächlich so herzlich gehaßt hatte, wie sie
behauptete. Wenn ja, war es dumm, weiter so zu tönen, seit Tims Frau ermordet
worden war. Aber niemand außer ihm selbst und Ames und Präsident Svenson wußten
das. Also mußte ihre Garstigkeit ein Beweis ihrer Unschuld sein.
    Andererseits konnte es eine schlaue
Verteidigung sein. Wenn die Fakten später durchsickerten, wie sie durchsickern
mußten, konnte sie sagen: »Wenn ich gewußt hätte, daß es kein Unfall war, meint
ihr, ich hätte so über sie geredet?« Präsident Svenson stellte keine dummen
Instruktoren ein.
    Pam Waggoner war auch kein Dummkopf.
Shandy fragte sich nicht zum ersten Mal, wie die Beziehung der beiden Frauen
genau aussah. Die Tatsache, daß sie gemeinsam ein Haus bewohnten und viel
zusammen umherzogen, bedeutete nicht unbedingt, daß sie die Gesellschaft des
anderen mochten, von einer engeren Verbindung ganz zu schweigen. Sich
zusammenzutun, war bei den Assistentengehältern wahrscheinlich eine steuerliche
Notwendigkeit, und unverheiratete Frauen, denen in dieser überwältigend
gattinnenhörigen Gesellschaft jede persönliche Beziehung zu den männlichen
Studenten versagt war, mußten wohl oft ein arges Verlangen nach Gesellschaft
empfinden.
    Vor lauter Grübeln hätte er beinahe die
Dysarts geschnitten. Adele aber ließ sich nichts dergleichen gefallen.
    »Peter, redest du nicht mehr mit deinen
Freunden? Willst du uns nicht bekannt machen?«
    »Oh, tut mir leid. Adele und Bob
Dysart, das ist Helen Marsh. Bob ist der mit dem Schnurrbart.«
    »Helen?« Mrs. Dysart lachte vergnügt.
»Ich war sicher, du würdest Susie sagen.«
    »Miss Marsh ist aus Kalifornien
hergekommen«, mahnte Shandy streng. »Wie du dich erinnern wirst, haben Timothy Ames
und ich heute morgen nach der Beisetzung davon gesprochen, daß sie kommt.«
    »Oh natürlich. Verzeihen Sie mir, Miss
Marsh. Es ist bloß so schwierig, mit Peters Frauen auf dem laufenden zu
bleiben. Ich hoffe, Sie werden Ihren Aufenthalt in Balaclava genießen.«
    »Da werden wir verdammt drauf
aufpassen«, sagte Bob und schwenkte Helens Hand viel zu lange und mit unnötigem
Druck. »Wir müssen ein kleines Beisammensein planen, sobald wir uns vom letzten
erholt haben. Zu schade, daß Sie unsere Weihnachtsparty verpaßt haben, Helen.
Der alte Pete hier auch. Passen Sie auf diesen Kerl auf. Wenn er anfängt, Ihnen
das Leben sauer zu machen, sagen Sie es mir.«
    »Danke«, sagte Helen und schaffte es
endlich, ihre Finger seinem Griff zu entwinden. »Ich bin sicher, das wird er
nicht. Guten Abend.«
    Sie war aus der Tür, bevor Shandy noch
weitere Vorstellungen inszenieren konnte. Er mochte ihr nicht verdenken, daß
sie entkommen wollte. »Vielleicht möchten Sie es bis morgen aufschieben, Porble
kennenzulernen?«
    »Ach nein. Die Leute sind überall
gleich, oder? Wer ist Susie?«
    »Eine weitere der Granaten, die nach
hinten losgegangen sind.«
    Während sie sich durch die wandernden
Schaulustigen schlängelten, berichtete er von seiner jüngsten Dummheit und
ihrem schrecklichen Widerhall.
    »Also fing Adele natürlich an, links
und rechts Andeutungen fallenzulassen, mit dem Resultat, daß man mich jetzt für
einen, eh, Schwerenöter hält.«
    »Oh Peter! Ich sollte nicht lachen,
denn ich bin sicher, daß Sie bis zu den Augenbrauen im heißen Wasser stehen,
aber Sie müssen zugeben, daß es komisch ist.«
    »Es freut mich, daß Sie es so sehen.
Das würde Tim auch, wenn er hier wäre. Er hat, eh, schauderhafte Konsequenzen
vorhergesagt.«
    »Haben sie schon angefangen, und sind
sie wirklich so schauderhaft?«
    »Ja auf die erste Frage. Was die zweite
betrifft: Noch nicht, aber ich erwarte, daß sie es bald werden. Ich nehme an,
ich hätte Sie warnen sollen, Helen. Mit mir in der Öffentlichkeit gesehen zu
werden, wird wahrscheinlich, eh —«
    »Meinen ehrlichen Namen beflecken? Das
Risiko muß ich eingehen, nicht? Welches ist Porbles Haus?«
    »Direkt hier unten. Das erste auf dem
Crescent, wie Sie sehen. Porble geht nicht gern weiter, als er muß.«
    »Warum? Ist er behindert oder einfach
faul?«
    »Weder noch. Er glaubt nicht an
Verschwendung von Bewegung. Deswegen hat er die Sammlung Buggins so lange Staub
fangen lassen. Er sagt, die Bücher hätten keinen praktischen Wert.«
    »Was für Bücher?«
    »Das weiß keiner. Die Bücher sind nicht
einmal aufgelistet, geschweige denn

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