Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlaf in himmlischer Ruh

Schlaf in himmlischer Ruh

Titel: Schlaf in himmlischer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
Vom Netzwerk:
vermute, seine Großmutter war einer der Wale.«
    » Balaena mysticetus? «
    » Orcinus orca, der Mörderwal, würde ich sagen«,
versetzte Porble düster. »Man sagt, er tötet nicht aus Spaß, aber wir wollen
kein Risiko eingehen. Richtig, Shandy?«
    »Ganz und gar, Porble. Ich glaube, Sie
handeln sehr weise, daß Sie gerade jetzt Volldampf voraus auf die Sammlung
Buggins befehlen. Mrs. Ames Tod wird wohl bei der nächsten Generalversammlung
Fragen aufwerfen. Ich weiß, daß Sie bei den Campusintrigen nicht mitspielen,
aber es kann nicht schaden, denen zuvorzukommen, die es tun.«
    Nachdem er seinen goldenen Apfel
geworfen hatte, kam Shandy zu dem Schluß, es sei Zeit zu gehen, und handelte
entsprechend. Er schaute in das Keimlabor, belächelte stolz die
Vermiculittabletts, unter deren beschlagenen Plastikdächern die Hoffnung auf
eine Portulaca Purple Passion heranwuchs, und ging dann, um den Wachdienstchef
aufzusuchen. Grimble war in seinem Büro und schrie ins Telefon. Die Sache, um
die es dabei ging, war bemerkenswert trivial, verglichen mit dem Getue, das er
darum machte. Shandy lernte eine Menge über die Kunst des Drohens, bevor er
dazu kam, sein Anliegen vorzutragen.
    »Ich frage mich, wie Mrs. Ames in mein
Haus gekommen ist.«
    Grimble starrte ihn an. »Durch die Tür,
glaube ich. Wie sonst?«
    »Genau das ist der Punkt. Um
hereinzukommen, brauchte sie einen Schlüssel. Um die Tür hinter sich
abzuschließen, brauchte sie ebenfalls einen Schlüssel. Die Türen waren
verschlossen, aber als ich heimkam, wurde weder bei ihr noch neben der Leiche
ein Schlüssel gefunden. Wo ist er hingekommen?«
    Der Wachdienstchef blies die Backen auf
und kratzte sich am Kopf. Nach einer Weile antwortete er: »Na und? Jemand
anders muß ihr aufgeschlossen und den Schlüssel mitgenommen haben.«
    »Ja, aber wer?«
    »Woher zum Teufel soll ich das wissen?
Wer halt einen Schlüssel hatte.«
    »Niemand hatte einen Schlüssel außer
mir, Ihnen und Mrs. Lomax, meiner Haushälterin. Mrs. Lomax hat ihre Tochter in
Portland besucht und ihren Schlüssel mitgenommen.«
    »Wozu?«
    »Ich nehme an, weil er in ihrer
Handtasche war und sie sich nicht die Mühe gemacht hat, ihn rauszunehmen.«
    »Wie die diese Koffer mit sich
rumschleppen, geht über meinen Verstand. Und da behauptet man, die Frauen sind
das schwächere Geschlecht.«
    Grimble schien geneigt, sich über
dieses abgedroschene Thema zu verbreiten, aber Shandy ließ es nicht zu.
    »Grimble, ich bin von Natur weder ein
achtloser Mensch noch ein vergeßlicher. Sie haben Ottermole erzählt, daß die
Leute auf dem Crescent immer die Schlüssel bei den Nachbarn lassen, und ich
möchte behaupten, daß manche das tun. Ich selbst habe es in all den achtzehn
Jahren, die ich hier wohne, nie getan. Ich habe keine Haustiere zu füttern und
keine Wertsachen zu bewachen, so daß kein Anlaß für jemanden besteht, ständig
rein und raus zu rennen. Mrs. Lomax wird bezahlt, um sich um das Haus zu
kümmern, und sie ist immer bereit gewesen, ihre Ferienpläne den meinen anzupassen.
Meiner Erinnerung nach war es das erste Mal, daß wir beide gleichzeitig nicht
in der Stadt waren. Soweit ich es beurteilen kann, muß der Schlüssel mit
Sicherheit von hier stammen.«
    »Na verdammt, das tut er bestimmt
nicht«, schrie Grimble. »Schauen Sie, Professor, ich verstehe meinen Job.
Niemand kommt an diese Schlüssel ran außer mir persönlich. Kommen Sie hier
rein.«
    Er führte Shandy in sein
Privatheiligtum, ein winziges Büro, dessen Hauptbestandteil tatsächlich ein
gewaltiges Schlüsselbrett war, das um den ganzen Raum lief. Eine Wand war den
Fakultätswohnungen gewidmet und jeder Haken mit einem hübschen Aufkleber mit
Nachnamen und Adresse versehen. Jeder Schlüssel am Haken trug einen Anhänger,
auf dem stand, wem er gehörte und auf welche Tür er paßte.
    »Sehen Sie das?« Grimble zeigte mit
völlig berechtigtem Stolz auf das Brett. »Niemand außer mir nimmt hier einen
Schlüssel weg. Wenn einer seinen eigenen haben will, muß er draußen zum Büro
kommen und darum bitten. Wenn einer den von jemand anders haben will, muß er
mir einen verdammt guten Grund angeben, oder er kriegt ihn nicht. Ich kann auf
einen Blick sagen, welcher fehlt und welcher nicht. Dieses Brett wird jeden Tag
überprüft, und wenn Ihr Schlüssel fehlen würde, würde ich es wissen, verdammt noch
mal. Und sehen Sie das?«
    Er zog eine immense Kladde hervor und
warf sie auf den Tisch. »Alle sind hier aufgelistet. Jedesmal,

Weitere Kostenlose Bücher