Schlaf in himmlischer Ruh
uns
klopfen können, um unser Badezimmer zu benutzen. Es ist nicht so, als ob wir
Fremde wären. Außerdem war sie nur ein paar Minuten von ihrem eigenen Haus
entfernt. Ich glaube kaum, daß Jemima das Risiko eingegangen wäre, in einer
unwürdigen Position ertappt zu werden, wenn sie es verhindern konnte. Und dann
hätte sie Spuren im Schnee hinterlassen, und ich hätte sie bemerkt. Mary und
ich gehen jeden Tag zum Gebüsch, um die Vogelhäuschen aufzufüllen, und wir
achten immer auf Tierspuren und Eulendreck.«
»Und menschliche Fußspuren?«
»Nicht im tiefen Schnee. Der Pfad ist
natürlich gut festgestapft.«
»Apropos stapfen«, sagte Helen, »meinen
Sie nicht, Peter, wir sollten mal? Ich möchte den herzlichen Empfang nicht beim
ersten Besuch überstrapazieren.«
»Keine Angst«, versicherte ihr Mary
Enderble. »Kommen Sie herüber, wann immer Ihnen danach ist. John und ich gehen
nicht viel aus, und wir sind immer froh über angenehme Gesellschaft. Macht es
Ihnen nichts aus, allein dort drüben zu schlafen?«
»Oh nein. Ich schlafe seit mehr Jahren
allein, als ich zählen möchte.«
»Dann verriegeln Sie Türen und Fenster.
Dies ist gewöhnlich ein friedliches Dorf, aber man weiß nie, wer während der
Lichterwoche hier herumstrolcht. In letzter Zeit hatte ich ein Gefühl, wie wenn
man in den Wald geht und einen ein Tier beobachtet. John weiß, was ich meine.«
»Ja, das tue ich«, sagte ihr Mann, »und
wenn ich es auch nicht selbst gefühlt habe, will ich es doch nicht
herunterspielen. Mary ist intuitiver als ich. Wir versuchen nicht, Ihnen Angst
zu machen, Helen, aber denken Sie daran, daß Nachbarn zur Hand sind und ein
freies Zimmer, wenn es Ihnen unheimlich wird.«
»Vielen Dank. Ich werde versuchen,
tapfer zu sein.«
»Wir würden Ihnen den alten Rex hier
leihen, aber er ist stocktaub und als Wachhund auf dieser Welt nicht mehr von
Nutzen. Außerdem würde er sich wahrscheinlich die ganze Nacht Sorgen machen und
Sie wachhalten wegen Imogene und den Kätzchen.«
Mary Enderble packte sie in ihre
Mäntel, erinnerte sie an ihre Einkäufe und winkte noch von der Türschwelle, als
Shandy Helen zu ihrer neuen Heimstatt geleitete.
Dreizehntes Kapitel
P eter, das ist bizarr! Noch etwas
Kaffee?«
»Danke, Helen, ich kann nicht mehr. Das
war ein hervorragendes Frühstück. Dann glauben Sie nicht, daß Tim und ich uns
nur einbilden, daß Jemima ermordet wurde?«
»Ich wüßte nicht, was Sie sonst denken
könnten, insbesondere, seit diese Murmel bei den Cadwalls aufgetaucht ist.«
Miss Marsh begann, die Teller
zusammenzuräumen. »Besteht die geringste Chance, daß sie selbst darin
verwickelt sind?«
»Im Moment kann ich mir niemand
Wahrscheinlicheren vorstellen.«
Shandy erzählte ihr, warum. »Natürlich
ist das Motiv bisher reine Theorie.«
»Ja, aber es ergibt einen Sinn, und sie
hatten die beste Gelegenheit. Die naheliegendste Antwort ist
höchstwahrscheinlich die richtige. Wo wohnen sie?«
»Direkt hier.« Er deutete aus dem
Fenster auf das Haus nebenan.
»Dann könnte dies der Grund sein, wieso
niemand Jemima aus dem Gebüsch hat kommen sehen. Mrs. Cadwall wartete zu Hause
auf sie. Sie hatten vor, zusammen zu Ihrem Haus herüberzugehen. Um die Menge
auf dem Crescent zu umgehen, hat Jemima die Abkürzung durch die Gärten
genommen.«
»Wobei sie den ganzen Weg durch
Schneewehen gestapft ist? Ich verstehe nicht viel vom Putz der Damen, aber ich
schätze, daß nicht einmal Jemima soviel Verachtung für ihre Partykleider
gezeigt hätte.«
»Nicht einmal bei dieser
Nacht-und-Nebel-Aktion?«
»Die sie in höchsten Tönen im ganzen
Dysartschen Wohnzimmer angekündigt hatte. Außerdem hätte sie eine Spur
hinterlassen wie eine Herde Elefanten.«
»Es hätte schneien und ihre Spuren
bedecken können.«
»Es hätte, aber offenbar hat es nicht.
Ich kann noch die Spuren der Arbeiter erkennen, die diese verfluchten Lichter
auf meine Fichten gesteckt haben, und das passierte an dem Nachmittag, bevor
sie getötet wurde.«
»Oh, Peter, Sie machen mir die Sache
schwer. Ich werde mir eine andere Theorie ausdenken müssen. Fürs erste gehe ich
wohl besser Dr. Porbles Tag verschönern. Werden Sie mich zur Bibliothek
hinaufbegleiten, oder haben Sie etwas anderes vor?«
»Ja zu beidem. Ich werde Sie Ihrem Job
übergeben und Sie gegen halb eins zum Essen abholen, wenn das genehm ist.«
»Sind Sie sicher, daß Sie wollen?«
»Natürlich.« Er war sich in seinem
Leben noch
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