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Schlaf in himmlischer Ruh

Schlaf in himmlischer Ruh

Titel: Schlaf in himmlischer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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länger
hier herumhänge. Meine Frau wartet mit dem Essen. Sie und Grimble können die
Stellung halten, bis die Polizei eintrifft.«
    »Schicken sie wieder einen
unauffälligen Wagen?«
    Der Arzt schien die Anspielung nicht zu
begreifen. »Fühlen Sie sich wohl, Shandy?«
    »Nein. Ich glaube, ich habe mich
verkühlt.«
    »Nehmen Sie ein Aspirin und gehen Sie
ins Bett.«
    »Wie kann ich, wenn ich hier sitzen und
auf eine Leiche aufpassen soll, während Sie sich aus dem Staub machen?«
    Shandy redete mit der Luft. Melchett
war bereits zur Tür hinaus. Grimble starrte düster dem abfahrenden Oldsmobile
hinterher. »Dem Präsidenten wird das sicher nicht schmecken.«
    »Der Präsident wird es schlucken
müssen«, schnarrte Shandy.
    Er hatte die ganze Bande satt. Zwei
Leute waren ermordet worden, und alles, woran sie denken konnten, war, sich den
Wanst zu füllen und sich herauszuhalten. Er blieb in seinen guten grauen Tweed
gekuschelt und reagierte nicht auf Grimbles Bemerkungen, bis eine kleine
Karawane vorfuhr, angeführt von Ottermole im einzigen Polizeiwagen des Ortes,
dann einem Gefährt der Staatspolizei und einem Krankenwagen.
    »Da sind sie.« Grimble schluckte
geräuschvoll. »Was werden Sie ihnen sagen?«
    »Die Wahrheit natürlich. Ich kam, um
Dr. Cadwall aufzusuchen, und fand ihn tot an seinem Schreibtisch.«
    »Ja, aber mit dem Schlüssel und dem — dem
Rest?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Jesses, Professor, passen Sie auf, ja?
Svenson wird —«
    Er verstummte schnell, da die Tür aufging
und das Gesetz eintrat. Shandy realisierte, daß der Wachdienstchef einen Anfall
geistiger Paralyse hatte und stand auf.
    »Danke für Ihr Kommen, meine Herren.«
    Ottermole, von dem man hätte erwarten
können, daß er sie einander vorstellte, sagte ebenfalls nichts, also übernahm
Shandy es selbst.
    »Ich heiße Shandy. Ich bin Mitglied der
Fakultät. Dies ist Mr. Grimble, der Leiter der Campuswache. Der, eh,
Verstorbene, unser Finanzchef Dr. Cadwall, ist in seinem Büro, durch diese
Tür.«
    Grimble fand plötzlich seine Stimme
wieder. »Ja, sehen Sie, hier der Professor Shandy war in meinem Büro, und er
sagte: >Ich geh’ rüber zum Finanzchef<, und das nächste, was ich weiß,
ist, wie er mir über das Haustelefon erzählt —«
    »Brrr, nicht so schnell«, sagte der
Staatspolizist. »Ottermole, wollen Sie Notizen machen oder soll ich?«
    »Besser Sie«, murmelte der Polizeichef
von Balaclava.
    »Richtig. Ich heiße Olivetti. Also,
Professor Shandy, ich schlage vor, daß Sie das Reden übernehmen.«
    Er zog ein kleines schwarzes Notizbuch
und einen glänzenden goldenen Füller, genau wie der von Cadwall, hervor. »Wann
sind Sie hergekommen?«
    »Ja, wie Grimble gesagt hat, habe ich
das Wachbüro gegen halb zwölf verlassen.«
    »Elf Uhr zweiunddreißig«, warf Grimble
ein. »Es steht genau im Verzeichnis.«
    »Mein Gott! Ich hatte keine Ahnung, daß
Sie so gründlich sind.«
    »Aber sicher. Jeder wird ein- und
ausgetragen, und wenn sie nur vorbeikommen, um das Klo zu benutzen.«
    Olivetti räusperte sich. »Sie sind also
direkt hergekommen?«
    »Ja, das bin ich.«
    »Warum?«
    »Um mit Dr. Cadwall zu sprechen.«
    »Worüber?«
    Das war der Moment der Wahrheit. Shandy
wog ab, was er sagen sollte, als er ein kleines, unwillkürliches Anspannen
seiner Körpermuskulatur verspürte. Es war dasselbe instinktive Ziehen, das ihn
davon abgehalten hatte, den Embryo des Balaclava-Protz mit einer falsch
gemischten Lösung Flüssigdünger zu gießen, die die Babypflänzchen ganz bestimmt
zu Asche verbrannt hätte.
    »Über einen Schlüssel«, antwortete er
vorsichtig. »Ich dachte, er könne vielleicht einen, eh, von mir mitgenommen
haben.«
    »Passiert ständig«, fiel Grimble ein.
»Nicht, daß ich über zerstreute Professoren witzele oder so —«
    »Sicher«, sagte Olivetti. »Sie sind
also hereingekommen und dann was? Haben Sie mit seiner Sekretärin gesprochen?«
    »Sie war nicht an ihrem Schreibtisch.
Ich erfuhr hinterher, daß sie sich heute morgen krank gemeldet hat. Während der
Ferienzeit haben wir immer irgendeine mysteriöse Epidemie beim
Verwaltungspersonal .«
    »Sicher. Haben Sie angeklopft oder
was?«
    »Ich glaube, ich habe bloß die Tür
geöffnet und meinen Kopf hineingesteckt. Das ist, eh, Usus hier. Man fragt:
>Sind Sie beschäftigt?< oder so etwas, und dann tritt man entweder ein
oder geht wieder.«
    »Bißchen gefährlich, nicht wahr?«
fragte der kesse Jüngling in Weiß, der eine Klappbahre aus

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