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Schlaf in himmlischer Ruh

Schlaf in himmlischer Ruh

Titel: Schlaf in himmlischer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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in einen Stuhl neben Stott sinken, als Dysart die
Chance bemerkte, sein Publikum zu vergrößern.
    »He, Pete, warum so ungesellig? Komm
rüber, und stell deinen Wanst ab. Was gibt’s Neues bei den Rüben?«
    »Ich hatte noch keine Zeit
nachzuschauen.«
    Widerwillig begab sich der Agrostologe
zu den Ingenieuren. Er war im Zweifel, ob er Cadwalls Tod erwähnen solle, doch
kam er zu dem Schluß, der Versuch, ihn zu verschweigen, wäre zwecklos. Dysart
zumindest wäre tödlich beleidigt, und er hatte schon genug getan, um seine
Nachbarn gegen sich aufzubringen.
    »Eigentlich«, setzte er an, »habe ich
einen ziemlich üblen Vormittag hinter mir, Bob. Ich schaute bei Ben Cadwall
herein und fand ihn stocksteif an seinem Schreibtisch sitzen.«
    Dysart war verblüfft, aber nicht zum
Schweigen gebracht. »Jesus, Pete, was bist du denn, so eine Art Typhusmarie?«
    »Das frage ich mich allmählich selber.«
    »Sie meinen, Dr. Cadwall ist tot?« rief
einer der jüngeren Burschen. »Was ist ihm passiert?«
    »Ich fürchte, das kann ich Ihnen nicht
sagen. Nichts, eh, Spektakuläres jedenfalls. Er saß einfach da.«
    »Haben Sie nicht den Arzt gerufen oder
so etwas?«
    »Doch, natürlich. Ich habe Dr. Melchett
angerufen, der seinerseits den County-Coroner angerufen hat, der eine Abordnung
der Staatspolizei herübergeschickt hat.«
    »Die Polizei? Wozu?«
    »Ich nehme an, weil man es eben so
macht. Ich nehme die Suppe, Miss.«
    »Tomatencreme oder Maiseintopf?«
    »Eh — Eintopf.«
    »Und was zu trinken? Kaffee?«
    »Tee«, sagte Shandy bestimmt.
    »He, Kaffee.« Dysart haute seine fast
leere Tasse mit einem seltsamen Gesichtsausdruck auf den Tisch. »Das erinnert
mich an was. Ned, du warst hier heute morgen, als Cadwall seinen Kaffee
verschüttete.«
    »War ich das?«
    »Sicher warst du das.«
    »Wenn du es sagst. Warum? Meinst du, er
begann, ohnmächtig zu werden oder so?«
    »Ohnmächtig, zum Teufel. Er war stark
wie ein Pferd. Du weißt, was für ein Gesundheitsapostel er war. Hat besser für
sich gesorgt als Sieglinde für Thorkjeld.«
    Bei dieser Majestätsbeleidigung
schauten einige der jüngeren Männer alarmiert drein, aber niemand widersprach
Professor Dysart.
    »Was genau ist passiert?« bohrte Shandy
nach.
    »Also, Pete, du weißt, was hier morgens
los ist. Die Leute bedienen sich selbst an der Theke, und meist gibt es ein
großes Tohuwabohu. Hinz bleibt stehen, um mit Kunz zu reden, während Franz
versucht, an die Käsebrötchen oder was auch immer zu kommen. Es ist eine Plage,
aber sie tun es.«
    Shandy nickte. Derjenige, der es am
häufigsten tat, war Dysart.
    »Jedenfalls«, fuhr der Ingenieur fort,
»war ich mit ein paar Jungs hier an meinem üblichen Tisch. Ned brauchte hier
offenbar noch eine Tasse Kaffee zum Aufwachen, da er sich nicht einmal erinnern
kann, was passiert ist, also nahm er seinen Becher und ging wieder an die
Theke. Ich dachte, das ist vielleicht gar keine schlechte Idee, und schrie ihm
nach: >Bring mir einen mit.< Verstanden? Inzwischen hatte Cadwall sein
Müsli und seinen Pflaumensaft geholt, oder womit er gerade seine Gedärme
vergiftete, und war auf dem Weg zu einem Tisch. Jemand stieß an seinen
Ellbogen, und der Kaffee ging fliegen. Ben war mächtig sauer, wie zu erwarten
war. Kurz und gut, ich sagte Ned, er sollte ihm meinen geben. Ich muß mich gut
mit dem Kerl stellen, der die Schecks unterschreibt, weißt du.«
    »Sicher, Bob, das wissen wir alle«,
sagte einer seiner Satelliten. »Hast du diese Handschellen in einer Wundertüte
gefunden?«
    Dysart ließ den massiven neuen
Goldschmuck mit mehr als nur einem Hauch von Blasiertheit aufblitzen. »Adele
hat sie mir zu Weihnachten geschenkt.«
    »Nett«, raunzte Shandy. »Es läuft also
darauf hinaus, daß Cadwall eine Tasse Kaffee getrunken hat, die für dich
bestimmt war.«
    »Das ist der Kern der Haselnuß, Pete.
Läßt dich das nicht ein bißchen aufhorchen?«
    »Doch.« Shandy nahm einen Löffel
Eintopf und kaute nachdenklich. »Doch, das tut es.«
    »Sag mal, Ned«, fuhr Dysart mit einem
halben Lachen fort, um zu demonstrieren, daß er die Sache eigentlich nicht
ernst nahm, »ich nehme an, es ist zwecklos, dich zu fragen, ob du dich
erinnerst, wer neben dir stand, als du den Kaffee eingeschenkt hast?«
    »Merkwürdigerweise — ja, jetzt, wo du
es erwähnst. Es war Shirley Wrenne. Ich versuchte, mich zu entscheiden, ob ich
Gentleman sein und sie vorlassen sollte, womit ich einen Schlag aufs Auge wegen
sexistischer Diskriminierung

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