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Schlaf in himmlischer Ruh

Schlaf in himmlischer Ruh

Titel: Schlaf in himmlischer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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ohne
unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Wenn er bereits Mrs. Ames
getötet hatte, litt er vielleicht an einer Schwächung des Moralempfindens bis
zu dem Punkt, wo eine Leiche mehr oder weniger wohl nichts mehr ausmachte.
    Mit welcher Berechtigung konnte Dysart
mit Jemimas Tod in Verbindung gebracht werden? Sie war auf seiner Party
gewesen, und er hatte sie weggehen sehen. War das alles? Da war der bisher noch
ungeklärte Umstand, daß sie ins Gebüsch gegangen war, aber niemand hatte sie
herauskommen sehen. Hatte Bob tatsächlich etwas Seltsames bemerkt, als sie
ging, und es für sich behalten?
    Shandy konnte sich nicht vorstellen,
daß der Ingenieur irgend etwas für sich behielt. Man mußte dabei allerdings
bedenken, daß niemand auf dem Crescent außer ihm selbst und Timothy Ames und
jetzt Helen Marsh wußte, daß Jemima planmäßig und nicht durch einen Unfall
umgekommen war. Vielleicht redete Bob einfach deshalb nicht, weil ihm nicht
klar war, daß er etwas zu berichten hatte. Das würde ihn aus der Sicht des
Mörders zu einer wandelnden Zeitbombe machen.
    Professor Dysarts eigener Aussage
zufolge war er allerdings, als Jemima sich zu ihrem tödlichen Gang aufmachte,
zu betrunken, um einen verläßlichen Zeugen abzugeben. Ben Cadwall, der den
Punsch der Dysarts boykottierte und wahrscheinlich wie gewöhnlich
herumschnüffelte, hätte viel eher etwas beobachten und sich erinnern können.
    Hannah war auch nicht auf der Party
gewesen. Sie hatte ihre Runden auf dem Crescent gedreht. Und wenn Ben sie bei
etwas erwischt hätte, was sie nicht sollte, etwas, das nicht einmal der
ergebenste Gatte durchgehen lassen konnte?
    Hannah wußte natürlich, daß ihr Mann
sich auf dem Weg zum Büro immer in der Mensa etwas zu essen holte. Wenn sie ihn
mit einem langsam wirkenden Gift gefüttert hatte, bevor er das Haus verließ,
sich halbwegs intelligent benommen hatte, um das Beweismaterial loszuwerden,
und bei ihrer Behauptung blieb, daß sie nichts dergleichen getan hatte, mußte
sich die Aufmerksamkeit auf die Möglichkeit richten, daß er es hier bekommen
hatte. Zum Zeitpunkt seines Todes müßte jeder Teller, den er benutzt hatte,
durch die effizienten Sterilisierer in der Küche gelaufen und mit Dutzenden
gleichartiger aufgestapelt worden sein. Dysarts Effekthascherei wäre ein
zusätzlicher Glückstreffer für sie gewesen, aber sie hätte ihn eigentlich nicht
gebraucht. Jeder gute Anwalt könnte sie aufgrund berechtigter Zweifel frei
bekommen, vorausgesetzt, sie würde je vor Gericht gestellt.
    Hatte Hannah wirklich genug Köpfchen
oder Mumm, um einen Doppelmord zu begehen und nicht erwischt zu werden? Die
Leute neigten dazu, sie als unscheinbar abzutun, weil sie immer im Schatten
zweier dominierender Persönlichkeiten stand. Aber Jemima und Ben waren jetzt
beide tot, und Hannah hatte zumindest keinen Mangel an Selbstvertrauen gezeigt,
in Mrs. Ames Fußstapfen zu treten.
    Shandy dachte an die Sammlung Buggins
und an das Haus, das Helen noch immer versuchte, bewohnbar zu machen, und
wunderte sich. Konnte eine Frau, die ihre Privatangelegenheiten in totalem
Chaos ließ, tatsächlich die große Organisatorin sein, die sie unbedingt sein
wollte? Hatte die vertrauensvolle Gefolgsfrau nicht den größten Teil der eigentlichen
Arbeit an den vielen öffentlichen Projekten geleistet, für die Jemima das Lob
einheimste?
    Mit Ben zu leben, war vielleicht auch
kein Zuckerschlecken gewesen, mit seinen Wehwehchen und Schrullen und seinen
persönlichen Fehden und seinem schleimigen, allwissenden Gehabe. Vielleicht war
es Hannah einfach leid und müde, drangsaliert zu werden.
    Und doch schien es ihm, als könnte eine
offenbar gesunde und vernünftige Frau eine Möglichkeit finden, sich ihre
Freundin und ihren Mann vom Hals zu schaffen, ohne sie beide umbringen zu
müssen.

Siebzehntes Kapitel
     
     
     
     
     
     
     
    S handy brütete noch über einem
halbvollen Teller Eintopf, als zu seiner erheblichen Verblüffung Hannah Cadwall
den Speisesaal betrat und abgekämpft, aber nicht verstört wirkte.
    »Hannah, was tun Sie hier? Hat Mary
Enderble Sie nicht gefunden?«
    »Sie hat mir über den Crescent was
zugerufen, aber ich habe nur gewunken und bin weiter. Ich verhungere gleich.
Jackie, bringen Sie mir einen Teller von dem, was Professor Shandy ißt, und ein
bißchen schnell, bitte. Wenn ich nicht bald was in den Magen kriege, kippe ich
um.«
    Sie ließ sich Peter gegenüber
niederplumpsen, schnappte sich eine

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