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Schlaf in himmlischer Ruh

Schlaf in himmlischer Ruh

Titel: Schlaf in himmlischer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Selleriestange von seinem unberührten Hors
d’œuvre-Teller und begann zu kauen. »Was für ein Irrenhaus! Ich mußte mir jeden
Schritt erkämpfen. Vielen Dank, Jackie. Das ging aber schnell.«
    Sie ergriff den Löffel und fing an,
sich mit unglaublicher Geschwindigkeit Suppe in den Mund zu schaufeln. Shandy
sah wie gelähmt zu. Offenbar wußte Mrs. Cadwall noch nicht, daß sie Witwe war,
aber wie sollte man es ihr beibringen, wenn sie sich gerade vollstopfte wie
eine verhungernde Wölfin? Als sie innehielt, um Butter auf ein Brötchen zu
schmieren, faßte er sich ein Herz.
    »Eh — Hannah?«
    »Was ist, Peter? Was starren Sie mich
an wie ein Fisch auf dem Trocknen? Ehrlich, Sie werden jeden Tag komischer. Was
wollte Mary Enderble?«
    »Ihnen sagen, daß die Polizei Sie
sucht.«
    »Wegen dieser blöden Erlaubnis für die
zusätzlichen Parkausweise, nehme ich an. Warum ich mich je habe breitschlagen
lassen, Jemimas Job zu übernehmen —«
    »Es ist wegen Ben«, schrie Shandy
beinahe.
    »Na, was ist mit ihm?« Sie biß ein
riesiges Stück von ihrem Brötchen ab. »Hat er eine Bank überfallen oder den
Präsidenten entführt?«
    »Er ist tot, Hannah.«
    Unglaublicherweise aß sie weiter ihr
Brötchen. Dann erreichte sie die Wirkung seiner Worte. Sie schluckte und schob
ihren Teller weg.
    »Peter, ist das noch eins von Ihren
Spielchen?«
    »Es ist die Wahrheit, Hannah. Ich habe
ihn selbst gefunden. Ich wollte ihn vor einer Weile aufsuchen und fand ihn an
seinem Schreibtisch sitzend. Er war einfach — tot. Es muß ziemlich plötzlich,
ohne Schmerzen passiert sein.«
    »Aber Ben konnte nicht sterben! Er hat
so sehr auf sich aufgepaßt, er — ich dachte immer, er würde hundert Jahre alt.«
    »Sollten Sie nicht besser Ihren Tee
trinken?«
    »Ich will keinen Tee! Ich will meinen
Mann!« Sie vergrub ihr Gesicht in einer Papierserviette und begann zu
schluchzen.
    Die junge Kellnerin kam an den Tisch
geeilt. »Was ist los? Haben Sie sich verschluckt? Mrs. Cadwall, sind Sie in
Ordnung?«
    »Mein Mann ist tot!«
    »Es tut mir leid«, berichtete Shandy
dem verwirrten Mädchen. »Der Finanzchef ist heute morgen plötzlich in seinem
Büro gestorben, während Mrs. Cadwall einkaufen war. Dies war die erste
Gelegenheit, es ihr zu sagen. Ich hätte es taktvoller anstellen müssen.«
    »Wie kann man bei so etwas taktvoll
sein? Meine Güte, ausgerechnet Dr. Cadwall! Soll ich noch etwas heißen Tee
bringen?«
    »Ich weiß nicht.«
    Shandy durchlebte das Unbehagen eines
Mannes in Gesellschaft einer hysterischen Frau. »Noch etwas Tee, Hannah?«
    »Nein.«
    »Soll ich Sie nach Hause bringen?«
    Die Witwe schneuzte sich in die feuchte
Serviette. »Vielleicht das beste.«
    »Ich hole ihren Mantel«, bot die
Kellnerin an.
    »Sie geben mir besser erst die
Rechnung«, sagte Shandy.
    »Oh nein! Ich kann Sie in so einem
Moment doch nicht bezahlen lassen.«
    »Meine liebe junge Frau, Sie werden
eine wunderbare Gattin und Mutter sein.«
    »Professor Shandy!«
    Trotzdem half ihm das Mädchen in den
Mantel und klopfte ihm auf den Arm. »Kümmern Sie sich gut um sie. Schauen Sie
zu, ob Sie eine Nachbarin dazubitten können. Ich würde selber mitgehen, aber
wir sind so knapp wegen der Lichterwoche.«
    »Vielen Dank. Ich möchte behaupten, wir
schaffen es.«
    Im Moment wußte Shandy noch nicht, wie.
Hannah hing ihm wie ein Sack im Arm und schien nicht mitzubekommen, wo sie die
Füße hinsetzte. Wenn er es schaffte, sie beide ohne einen verstauchten Knöchel
den gefährlichen Weg hinabzubekommen, wäre das eine angenehme Überraschung.
    »Peter, was soll ich nur tun?« jammerte
Hannah.
    Er faßte ihren Arm fester. »Das beste,
was Sie können, Hannah. Sie werden es schaffen.«
    »Aber ich bin glleine. Ich bin noch nie
alleine gewesen, noch nie in meinem ganzen Leben. Zuerst habe ich bei meiner
Familie gewohnt, dann bin ich zur Schule gegangen und habe im Wohnheim
geschlafen, dann bin ich ins Studentinnenwohnheim umgezogen, dann habe ich
gleich nach dem Abschluß geheiratet und die beiden Kinder gekriegt, und jetzt
sind sie weg, und Ben ist auch weg. Peter, ich glaube, ich ertrage es nicht.«
    »Natürlich werden Sie das.« Mein Gott,
war das gräßlich. »Ihre Freunde werden Ihnen beistehen.«
    »Welche Freunde? Jemima war die
einzige, die sich je mit mir abgab, und sie ist dahin wie die anderen.«
    Wunderbarerweise begann sie nicht zu
heulen. Daß ihr der ganze Umfang ihres Verlustes klar wurde, schien eine
beruhigende Wirkung zu haben.
    »Ich bin

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