Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schlaf in himmlischer Ruh

Schlaf in himmlischer Ruh

Titel: Schlaf in himmlischer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
Vom Netzwerk:
eingreifen
konnten. »Das ist nicht Ihre Frau.«
    Es war nicht Sieglinde. Es war Heidi
Hayhoe, Meisterin der Verkleidung und augenscheinlich auch Bob Dysarts.
Schnaubend strampelte der Präsident, um sie zu erwischen.
    »Metze!«
    »He, hören Sie«, rief das Mädchen mit
nervösem Kichern, »jeder kann sich zufällig wie jemand anders anziehen. Ich
habe diese Sachen schon oft getragen.«
    »Das hat sie wahrscheinlich, Herr
Präsident«, sagte Shandy, »ich nehme an, daß dieses Paar lustiger Spaßmacher
Sie und Ihre Frau bei zahlreichen Gelegenheiten verkörpert hat. In, eh, Motels
und so weiter.«
    »Arrgh!«
    »Natürlich, zum Henker!« Wie immer
ergriff Dysart seine Chance schnell. »Ihr wißt, wie es ist. Ich bin Yang, sie
ist Yin. Sehen Sie, Präsident, ich kenne die Regeln über die Beziehungen
zwischen Professoren und Studenten so gut wie Sie, also sagen wir einfach, ich
kündige hier auf der Stelle wegen moralischer Verwerflichkeiten. Ich schick’
Ihnen einen Schrieb und mache es offiziell, aber jetzt im Augenblick müssen meine
Freundin und ich ein Flugzeug erwischen, das wir verpassen werden, wenn wir
nicht rennen wie verrückt.«
    Er war so überzeugend als auf frischer
Tat ertappter Don Juan, daß er sich und Heidi vielleicht sogar ins Flugzeug
gerettet hätte, wenn Shandy nicht hinübergelangt und seine Reisetasche
aufgerissen hätte. Darin befanden sich Cotton Mathers Wonders ofthe
Invisible World und die zweibändige Erstausgabe von Hamiltons Federalist, unbeschnitten. Dysart hatte noch keine Zeit gehabt, die Exlibris der Sammlung
Buggins herauszudampfen.
    Schwer bewacht wurde das Pärchen nach
Balaclava Junction zurückgebracht. Grimble wurde in Gewahrsam genommen und
ihnen gegenübergestellt. Er verlor die Nerven und packte aus. Dann packte Heidi
Hayhoe aus, wodurch Bob Dysart niemandem mehr etwas aufpacken konnte, und der
Richter erließ Haftbefehl gegen ihn.
     
    Für Shandy endete das Abenteuer, wo es
begonnen hatte: im Backsteinhaus auf dem Crescent. Er hatte Helen vom Flughafen
und dann von Ottermoles Büro aus angerufen, um zu sagen, daß er Besuch
mitbringe. Sie hatte Feuer gemacht, Brote geschmiert, Kaffee gekocht und Sherry
bereitgestellt. Sieglinde Svenson, die sie abgeholt hatten, als sie den Wagen
des Präsidenten zurückbrachten, nickte mit ihrem schönen Kopf. »Jetzt haben Sie
ein Heim, Peter. Sherry bitte. Für Thorkjeld auch.«
    »Und Sie, Porble?«
    »Dasselbe.«
    Der Bibliothekar sah verblüfft und
argwöhnisch aus. Er wußte immer noch nicht, warum sie ihn zu dieser Abendstunde
von seinem eigenen Kamin fortgezerrt hatten, aber es konnte nichts Gutes
bedeuten.
    »Nimm dir selbst auch welchen«, bat
Helen, »und dann erzähl diesen Leuten um Himmels willen alles von Anfang an.«
    »Tja«, sagte Shandy, »ich glaube, man
könnte sagen, es hat mit den Murmeln angefangen.«
    Noch einmal beschrieb er, wie er Jemima
gefunden hatte, als er nach der fehlenden Murmel suchte, wie die flüchtige
Kugel in Cadwalls Schlafzimmer aufgetaucht war und ihn so dazu geführt hatte,
die Leiche des Finanzchefs zu entdecken.
    »Ich nehme an, wir werden irgendwo
darauf stoßen, daß entweder Dysart oder Heidi die Schale umgeworfen haben, als
sie den Unfall inszenierten. Sie hielten es ohne Zweifel für einen schlauen
Touch. Schlauheit im Unterschied zu Intelligenz war der Grundton der ganzen
Angelegenheit. Das hätte mich gleich zu Anfang an Dysart denken lassen sollen,
aber ich muß zu meiner Schande gestehen, daß das nicht der Fall war.«
    »Er ist ein schreckliches Risiko
eingegangen«, meinte Helen, »als er Mrs. Ames in seinem eigenen Haus umgebracht
hat. Zumindest nehme ich an, daß er das getan haben muß.«
    »Oh ja. Aber er hatte einen hübschen
Plan ausgearbeitet. Er beförderte sie allein ins Schlafzimmer, hieb ihr mit
einer Dachlatte oder so etwas auf den Schädel, und zwar mit der Kante, damit es
die richtige Art von Verletzung hinterließ, und schob ihre Leiche unter das
Bett.
    Dann warf er dieses extrem auffällige
und unverwechselbare Purpurcape aus dem Fenster Heidi zu, die unten in ihrem
Wichtelkostüm wartete, nachdem sie ihren Schlitten zum Haus gebracht und ihn
außer Sicht verstaut hatte. Sie zog sich das Cape über Kopf und Körper und ging
genau vor dem Wohnzimmerfenster hinab, wobei Dysart dafür sorgte, daß alle ihr
Weggehen bemerkten.«
    Porble fuhr zusammen. »Ich war dabei.
Meine Frau sagte: >Ich fürchte, Jemima ist nicht sie selbst heute abend<,
und Dysart lachte, als

Weitere Kostenlose Bücher