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Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird

Titel: Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird Kostenlos Bücher Online Lesen
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euphorisch. Ein weiteres Wunder!
    Als ich den Laden betrat, konnte ich weder Alison noch Denise entdecken. Die Galerie wirkte vielmehr vollkommen verlassen, und ich fragte mich, wie um alles in der Welt sie es schafften, genug Umsatz zu machen. Ich sah mich um und bemerkte, dass das Gemälde der Frau mit dem breitkrempigen Sonnenhut nicht mehr an seinem gewohnten Platz an der Wand hing. Ich empfand ein kurzes stechendes Bedauern. Alison hatte Recht gehabt, es wäre das perfekte Bild für mein Wohnzimmer gewesen. Wirklich schade, dass ich ihren Rat nicht befolgt und es ergattert hatte. Offensichtlich gehörte es nun einem entschlussfreudigeren Menschen.
    Mein Leben ist eine Sammlung verpasster Gelegenheiten, dachte ich düster und beschloss, dass sich das ändern sollte.
    Von heute Abend an.
    Mit Josh.
    »Hallo?«, rief ich. »Alison?«
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    Ich drehte mich um und sah eine attraktive Frau in meinem Alter auf mich zukommen. Ihre hohen Absätze klapperten über den Holzboden.
    »Verzeihung. Ich war in meinem Büro. Haben Sie schon lange gewartet?«
    »Ich bin gerade erst gekommen.«
    Die Frau lächelte, obwohl die Haut um ihren Mund derart
spannte, dass man nur schwer sagen konnte, ob sie froh war oder Schmerzen litt. Ich fasste mir instinktiv an die Wange und schob die kleinen Fältchen um meine Augen zusammen. »Suchen Sie etwas Bestimmtes?«, fragte sie.
    »Genau genommen suche ich jemanden, der hier arbeitet. Alison Simms.«
    Das Lächeln der Frau erstarrte zu einem schmalen Strich. »Alison arbeitet nicht mehr hier«, erwiderte sie knapp.
    »Nicht?«
    »Sie hat letzte Woche aufgehört.«
    »Sie hat aufgehört? Warum?«
    »Ich musste sie leider entlassen.«
    »Sie mussten sie leider entlassen?«, wiederholte ich und kam mir vor wie ein Papagei. »Warum?«
    »Vielleicht sollten Sie sie das lieber selbst fragen.«
    Alison hatte kein Wort davon erwähnt, dass ihr gekündigt worden war. Sie hatte mir allerdings berichtet, dass ihre Chefin sie gebeten hatte, auf der Arbeit keine privaten Telefonate mehr entgegenzunehmen. Gütiger Gott, war ich vielleicht der Grund dafür, dass sie ihren Job verloren hatte? »Und das war vergangene Woche?«, hörte ich mich
    »Kann ich Ihnen vielleicht irgendwie weiterhelfen?« Fern Lorelli war sichtlich daran gelegen, das Thema zu wechseln.
    Ich murmelte, dass ich ein Weihnachtsgeschenk für einen Freund suchte, und kaufte schließlich einen geschmackvoll maskulinen Kugelschreiber, der Josh meiner Meinung nach gefallen würde, aber ich war nicht mit dem Herzen bei der Sache. Warum war Alison gefeuert worden? Und noch wichtiger, warum hatte sie es mir nicht erzählt? Ich beschloss, sie zu Hause als Erstes danach zu fragen.
    Als ich in die Einfahrt bog, hörte ich schon das Telefon klingeln. Unter dem Geläut der Glöckchen, die Alison vor der Haustür aufgehängt hatte, stürzte ich ins Haus, rannte ins Wohnzimmer und riss den Hörer von der Gabel. Die
kleine Tüte mit Joshs Geschenk stellte ich neben drei kleine Plastiknikoläuse auf die Anrichte. »Hallo?«
    Eine leise Männerstimme kroch durch die Telefonleitung wie eine Schlange. »Hast du was für mich gekauft?«
    Mir stockte der Atem, während mein Blick nervös zum Fenster irrte. War mir jemand gefolgt? Wurde ich beobachtet? Und warum, fragte ich mich und kreuzte schützend die Arme vor der Brust, als würde ich vollkommen nackt dastehen. »Wer ist da? Was wollen Sie?«
    Als Antwort erhielt ich ein leises Glucksen, gefolgt von Stille und dem vertrauten Tuten des Freizeichens.
    »Verdammt!« Ich legte auf und drückte sofort *69, doch der Anrufer hatte die Nummernverfolgung blockiert. Ich knallte den Hörer auf die Gabel.
    Beinahe unmittelbar danach klingelte das Telefon wieder.
    »Hören Sie, ich hab keine Ahnung, was für ein Problem Sie haben«, sagte ich als Begrüßung. »Aber wenn Sie nicht aufhören, mich zu belästigen, ruf ich die Polizei.«
    »Terry?«
    »Josh!«
    »Ich weiß, dass ich dich gleich mehrfach versetzt habe, aber meinst du wirklich, es ist nötig, die Polizei einzuschalten?«
    »Tut mir Leid. Ich kriege in letzter Zeit irgendwelche seltsamen Anrufe … nichts Schlimmes.« Ich seufzte und schüttelte mir die Gedanken an irgendwelche anderen Stimmen aus dem Kopf.
    »Anstrengenden Tag gehabt?«
    »Nein, eigentlich nicht«, sagte ich und versuchte, mich zu sammeln. »Es war ein großartiger Tag.« Ich fragte mich kurz, warum er anrief. Bestimmt nicht, um über meinen Tag zu reden.

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