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Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird

Titel: Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird Kostenlos Bücher Online Lesen
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die dritte Verabredung zum Mittagessen, die er in ebenso vielen Wochen absagte. Bis auf die paar kurzen Sätze, die wir wechselten, wenn er seine Mutter besuchte, hatten wir seit Thanksgiving nicht mehr miteinander gesprochen.
    »Aber wie wär’s stattdessen mit Abendessen?«, überraschte er mich. »Ich muss später ohnehin noch in deine Gegend und habe eine Kleinigkeit für dich.«
    »Du hast etwas für mich?«
    »Muss die Jahreszeit sein. Nur ein kleiner Ausdruck meiner
Wertschätzung. Dafür, dass du so nett zu meiner Mutter bist«, fügte er rasch hinzu. »Wie wär’s, wenn ich dich um sieben abhole?«
    »Sieben passt mir gut.«
    »Dann um sieben«, sagte er und legte auf, ohne sich zu verabschieden.
    »Na, irgendwer sieht hier aber mächtig selbstzufrieden aus«, sagte Margot und zwinkerte mir schelmisch zu.
    Ich sagte gar nichts, weil meine Gedanken bereits in die Zukunft rasten. Und wenn Josh drei Mittagessen hintereinander abgesagt hatte, was soll’s. Ein Abendessen war mindestens so gut wie drei Mittagessen. Und nicht nur das, er hatte auch noch ein Geschenk für mich – nur ein kleiner Ausdruck seiner Wertschätzung. Dafür, dass du so nett zu meiner Mutter bist . Ich versuchte mir vorzustellen, was es sein könnte. Parfüm? Irgendeine edle Seife? Vielleicht ein Seidentuch oder eine kleine Brosche? Nein, für Schmuck war es noch viel zu früh. Unsere Beziehung – wenn man ein paar Küsse und mehrere abgesagte Verabredungen zum Mittagessen so bezeichnen konnte – befand sich noch im Anfangsstadium. Es wäre unangemessen, wie meine Mutter vielleicht gesagt hätte, mich mit extravaganten Geschenken zu überhäufen. Außerdem spielte es keine Rolle. Was immer Josh mir schenken würde, war bestimmt wunderschön. Ich fragte mich, womit ich ihm eine Freude machen könnte, und beschloss Myra um Rat zu fragen. Doch ihr Zustand hatte sich in den letzten Wochen verschlechtert, was sie verständlicherweise deprimierte. Vielleicht würde die Neuigkeit von meinem bevorstehenden Abendessen mit ihrem Sohn sie aufheitern.
    Aber als ich ihr Zimmer betrat, schlief Myra, sodass ich nur ihre Infusion kontrollierte und ihre Decken glatt zog. »Ich gehe heute Abend mit Ihrem Sohn essen«, sagte ich schon in der Tür. »Wünschen Sie mir viel Glück.«
    Doch als Antwort erhielt ich nur ein Pfeifen, das ihren
Lippen beim Ausatmen unfreiwillig entwich. Ich schloss die Tür und trat in den Flur, wo ich nur knapp einem Pfleger ausweichen konnte, der atemlos an mir vorbei den Flur hinunterrannte. »Was ist denn los?«, rief ich ihm nach.
    »Die Patientin in 423 ist aus dem Koma aufgewacht«, antwortete er aufgeregt.
    »Sheena O’Connor?«, fragte ich, doch der junge Mann war bereits um eine Ecke verschwunden. »Mein Gott, ich glaub es nicht.«
    Ich eilte zum Zimmer 423, wo sich bereits etliche Ärzte und Schwestern drängelten, die zielstrebig und mit knappen und gleichzeitig übertriebenen Gesten ihrer Arbeit nachgingen, sodass es aussah, als würde die Szene in Zeitlupe und im Schnellvorlauf gleichzeitig abgespult. Ich entdeckte eine blasse junge Frau, die so etwas wie das ruhige Auge des Sturms war. Sie saß aufrecht, noch immer angeschlossen an ein Gewirr von Schläuchen, im Bett. Ich wollte mich gerade wieder aus dem Zimmer drücken, als sich unsere Blicke trafen.
    »Warten Sie!« Ihre leise Stimme durchbohrte die Luft. Ich erstarrte, ein Dutzend Köpfe wandten sich in meine Richtung.
    »Ich kenne Sie«, sagte das Mädchen. »Sie sind die Frau, die mir immer vorgesungen hat, nicht wahr?«
    »Du hast mich gehört?« Die Ärzte und Schwestern machten mir Platz, und ich trat an ihr Bett.
    »Ich habe Sie gehört«, erwiderte Sheena leise. Ihr Kopf sank zurück auf das Kissen, und ihre großen dunklen Augen fielen flatternd zu.
    »Ein Wunder«, flüsterte eine leise Stimme in einer Ecke des Zimmers.
    »Ist die Familie benachrichtigt worden?«, fragte jemand.
    »Ihre Eltern sind schon unterwegs.«
    »Sollten wir vielleicht auch die Polizei anrufen?«
    »Ist bereits geschehen.«

    »Ein Wunder«, sagte noch jemand. »Ein wahres Weihnachtswunder.«
     
    Ich konnte es nicht erwarten, Alison von Sheenas wundersamer Genesung zu erzählen, und fuhr deshalb bei der Galerie vorbei, in der sie arbeitete. Vielleicht konnte Alison mir auch helfen, ein Geschenk für Josh auszusuchen, etwas Angemessenes , dachte ich. Als auch noch direkt auf der Atlantic Avenue eine Parklücke frei wurde, fühlte ich mich regelrecht ausgelassen und

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