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Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird

Titel: Schlaf Nicht, Wenn Es Dunkel Wird Kostenlos Bücher Online Lesen
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Motorrads gehört? Und bedeutete die Tatsache, dass er zurück war, dass auch Erica wieder da war?
    Ich träufelte mir Wasser in den Nacken, tupfte mir ein paar Tropfen hinter die Ohren, als wäre es Parfüm, und starrte mein Bild in dem schmutzigen Spiegel über dem Waschbecken an. Meine Mutter starrte zurück. »Gütiger Gott«, sagte ich laut, als mir klar wurde, wie sehr ihre Züge sich über meine eigenen zu legen begannen.
    Bis auf die Augen in ihrem Hinterkopf, dachte ich traurig, als mir die Ermahnung wieder einfiel, die mich als kleines Mädchen immer eingeschüchtert hatte. Versuche gar nicht erst, mich zu täuschen , hatte sie mich gewarnt. Ich sehe alles. Ich habe Augen im Hinterkopf .
    Schade, dass ich die nicht geerbt hatte, dachte ich auf dem Weg zurück auf die Terrasse, wo ich meinen Tisch leer vorfand. Ich blickte mich nach Lance um.

    Zuerst sah ich den Mann mit dem roten Stirnband. Er stand neben den am Bordstein geparkten Motorrädern, eine Hand auf einem Lenker. Er war in eine offenbar ziemlich ernsthafte Unterhaltung mit Lance vertieft. Ich sah, wie er sich vorbeugte und Lance etwas ins Ohr flüsterte, bevor er auf sein Motorrad stieg, rückwärts auf die Straße rollte und mir im Fahren kaum merklich zunickte. Lance blieb stehen, die Fäuste geballt und reglos wie die Pappfigur des Elvis-Imitators.
    »Was hatte denn das zu bedeuten?«, fragte ich, als Lance an den Tisch zurückkehrte.
    »Was hatte was zu bedeuten?«
    »Der Typ, mit dem Sie da geredet haben?«
    »Was ist mit dem?«
    »Woher kennen Sie ihn?«
    »Ich kenne ihn gar nicht.« Lance blinzelte in die Sonne.
    »Sie haben aber mit ihm gesprochen.«
    »Ich bin halt ein freundlicher Mensch.«
    »Spielen Sie keine Spielchen mit mir, Lance.«
    »Was für Spielchen denn?« Lance lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe.
    »Hören Sie, dieser Typ, mit dem Sie geredet haben, bedeutet bloß Ärger. Er hatte etwas mit meiner letzten Mieterin. Ich glaube, er ruft mich auch ständig an«, sagte ich und erkannte schlagartig, dass es genau so war.
    »Sie glauben ? Sie wissen es nicht?« Lance sah mich belustigt an.
    »Ich bin mir nicht sicher«, ruderte ich zurück, meinem Instinkt plötzlich misstrauend.
    »Tut mir Leid, Schätzchen, aber ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    »Warum haben Sie mit ihm gesprochen?«
    »Warum ist das so wichtig?«

    »Worüber haben Sie geredet?«, drängte ich mit wütend erhobener Stimme weiter.
    »Hey«, sagte Lance und strich mit seiner Hand über meinen Arm. »Kein Grund zur Aufregung. Es war nichts. Ich habe ihm nur gesagt, dass ich sein Motorrad toll finde. Das war alles. Geht’s wieder?«
    Ich nickte, einigermaßen besänftigt, und fing schon an, mir wegen meines Ausbruchs ziemlich dumm vorzukommen.
    Lance zückte sein Handy. »Zeit, Alison anzurufen.«

14
     
     
    Kurz nach Lance’ Anruf stieß Alison im Elwood’s zu uns, ihre Migräne schien glücklich besiegt. »Diese Pillen, die du mir gegeben hast, sind ein Gottesgeschenk«, erklärte sie mir in ihrem blauen Sommerkleid und strahlte, während sie gleichzeitig eine Portion Spareribs und Pommes frites vertilgte und ich die Anmut, mit der sie das bewerkstelligte, nur bewundern konnte. Ich staunte auch, dass ihre Kopfschmerzen offenbar keinerlei Auswirkungen auf ihren Appetit hatten. Alles in allem wirkte sie beinahe frischer als ich. »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte sie, als Lance bezahlte.
    »Wieso? Mir geht es gut.«
    »Du bist so still.«
    »Terry dachte, sie hätte einen Typ gesehen, der etwas mit ihrer letzten Mieterin hatte«, schaltete Lance sich ein.
    »Wirklich? Wen denn?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich war er es gar nicht. Muss die Hitze sein«, wiegelte ich ab, mittlerweile beinahe überzeugt, dass ich mich geirrt hatte.
    »Ist aber auch echt eine Affenhitze«, stellte Alison fest und sah sich auf der um drei Uhr immer noch vollen Terrasse um. »Okay, und wohin sollen wir jetzt gehen?«
    Ich schlug einen Besuch im Morikami-Museum und dem Japanischen Garten vor, was ich mir angenehm kühl und interessant vorstellte, doch Alison war nicht in der Stimmung für ein Museum, und Lance bekräftigte, dass Natur nicht sein Ding sei. Also spazierten wir am Intercoastal Waterway entlang, unternahmen eine Bootsfahrt mit der Ramblin’ Rose II
und saßen in der Dämmerung auf der Hafenmauer, wo wir zusahen, wie die Brücke für eine kleine Parade prachtvoller Yachten auf dem Weg zu den

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