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Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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breiten Grinsen. »Aber ja. Es sieht so aus, als würde er überleben.«

    In den folgenden Tagen kehrte der Sommer zurück. Die Nächte waren zwar bereits empfindlich kühl und ließen den nahen Herbst spüren. Doch am Tage brannte die Sonne von einem wolkenlosen Himmel, und überall waren die Straßen voller Menschen. Das Eiscafé am Markt platzte regelmäßig aus den Nähten, am Brunnen hockten Teenager, alberten stundenlang herum und zeigten dabei furchtbar viel Haut, und junge Eltern waren mit ihren Kindern auf Fahrrädern unterwegs, um das Freibad zu erobern. Draußen war ein Lebenshunger zu spüren, wie er sich nur durch diesen ewig tristen und verregneten Sommer erklären ließ.
    Sanna, die sich am Morgen noch eilig ein schwarzes T-Shirt gekauft hatte, stieg in ihre dunkle Stoffhose und machte sich auf den Weg zu der Beerdigung. Vincent hatte angeboten, sie zu begleiten, doch Sanna wollte lieber alleine gehen. Der Friedhof von Marienbüren lag ein wenig außerhalb des Orts. Eine alte Backsteinkapelle, eine steinerne Friedhofsmauer und rundherum die Wälder, die bis zum Höhenzug hinaufreichten. Da draußen war der Himmel voller Vogelgeschrei, überall blühten Gräser und Wildblumen, und Insekten surrten durch die Luft. Die Natur explodierte regelrecht, alles war feucht und satt und überschwänglich. Wie seltsam es war, einen Menschen zu Grabe zu tragen, während die Natur solch ein Schauspiel bot.
    Tante Renate wartete am Friedhofstor auf Sanna. Auch sie war ganz in schwarz gekleidet, trug einen schlichten Rock und eine unauffällige schwarze Bluse. Sanna hatte nur mit einer kleinen traurigen Prozession gerechnet, die unter Umständen nur aus ihr, ihrer Tante und Jens Böttger bestehen würde. Doch nun stellte sie fest, dass sie sich getäuscht hatte. Der Friedhof war voller Menschen. Trotz des schönen Wetters waren sie alle gekommen. Es waren Marienbürener, die Abschied nehmen wollten. Keiner von ihnen hatte Maike zu Lebzeiten gekannt, trotzdem hatte das Mädchen in ihren Augen zur Gemeinschaft gehört. Sie fühlten sich mitverantwortlich für das, was geschehen war.
    Auch Jens Böttger entdeckte sie, gemeinsam mit Frau Schulte, die schwarze Jeans und einen dunklen Blazer trug. Der Kommissar wirkte aufrichtig und ernst. Als er Sanna und Renate entdeckte, nickte er ihnen knapp zu und wandte sich sofort wieder zur Trauergemeinde.
    Sanna und ihre Tante verfolgten das Geschehen aus der hintersten Reihe heraus. Ein kleiner weißer Kindersarg wurde von ehrenamtlichen Trägern zum Grab gebracht. Beerdigung und Grabstelle waren mit Spendengeldern finanziert worden. Die Kirchengemeinde hatte dazu aufgerufen, und eine Menge Leute waren diesem Aufruf gefolgt. Der Pfarrer hielt eine Ansprache, und der Sarg verschwand langsam in der Erde. Sanna versuchte sich die Kinderleiche vorzustellen, die sie am Hang gefunden hatte. Die schwarzen Augen, die sie tagelang verfolgt hatten. Doch sie merkte, das Bild war nun verblasst. Es hatte nichts Furchteinflößendes mehr.
    Nach der Beerdigung folgten Sanna und Renate der Trauergemeinde hinaus auf die Straße. Sanna entdeckte Vincent, der abseits unter einem Baum stand und dort auf sie wartete. Er hatte sich kurzerhand die Woche freigenommen, auch wenn das in seiner Firma Ärger gegeben hatte. Sie verbrachten jetzt viel Zeit miteinander, lagen den halben Tag im Bett, frühstückten im Café und unternahmen Ausflüge in die Umgebung. Sanna erzählte ihm nach und nach alles, was in den vergangenen Wochen passiert war. Und er hörte zu, ganz ohne belehrende Kommentare abzugeben. Es lief gut zwischen ihnen, Sanna war gespannt, wie lange noch.
    Tante Renate hatte Vincent ebenfalls bemerkt.
    »Geh ruhig, Liebes, ich werde alleine zurückfahren.«
    Ihre Tante wirkte ein bisschen angeschlagen. Beerdigungen brachten sie aus dem Konzept, das war schon immer so gewesen.
    »Hast du nicht Lust mitzukommen, Tante Renate? Wir könnten irgendwohin fahren, zu einem Ausflugslokal, und einen Kaffee trinken.«
    »Nein, nein. Unternehmt ihr beiden Turteltäubchen lieber was alleine. Ich muss noch arbeiten.«
    Sie gab Sanna einen Kuss auf die Wange, dann drehte sie sich um und stöckelte davon. Jens Böttger verließ gerade mit Frau Schulte den Friedhof. Sanna bemerkte, wie er und seine Tante einen Blick wechselten. Sie nickten sich förmlich zu, dann ging Renate weiter und steuerte ihren Wagen an.
    Vincent empfing sie mit einer langen Umarmung. Sanna atmete seinen Duft ein. Sie war ihm dankbar für

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