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Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Stefan Holtkötter
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Rücken«, sagte sie sanft. »Lass ihn ganz entspannt auf der Matte ruhen. Dann hebe deine Beine, als würdest du auf einem Stuhl sitzen. Siehst du?«
    Sie legte sich neben ihn und machte es vor. »Atme ein und aus. Spüre, wie der Atem durch deinen Körper fließt.«
    Es wurde still. Sie hörte den Regen, der gegen die Scheiben fiel. Er schien sich zu entspannen. Sie hockte sich hin, um seine Bewegung zu kontrollieren. »Spanne jetzt beim Einatmen den Beckenboden an«, sagte sie und legte dabei ihre Hand auf seinen Bauch. »Hier fühlst du Spannung.«
    Die Berührung schien ihn aus dem Konzept zu bringen. Sanna fragte sich, ob sie zu weit gegangen war. Doch dann konzentrierte er sich wieder auf die Übung. Er ließ die Nähe zu.
    »Beim nächsten Ausatmen hebst du den Oberkörper Wirbel für Wirbel an. Genau so. Wunderbar.«
    Er lächelte. »Das fühlt sich gut an.«
    »Ja, das tut es«, sagte sie. »Lass den Atem weiterfließen. Beim nächsten Ausatmen legst du den Oberkörper wieder Wirbel für Wirbel ab.«
    Er wirkte plötzlich nicht mehr so unnahbar. Sein Lächeln wurde breiter.
    »Ist es so richtig?«, fragte er.
    »Ja, das hast du gut gemacht, Jakob. Soll ich dir noch eine Übung zeigen?«
    »Ich heiße nicht Jakob«, meinte er.
    Also doch. Erika Eckart hatte ja bereits gesagt, dass er vielleicht einen falschen Namen genannt hatte, um nicht zu seinen Eltern zurückzumüssen.
    »Das wusste ich nicht. Wie heißt du denn?«
    »Ich bin Jannis.«
    Augenblicklich gefror ihr das Herz. Alle Zuneigung für ihn war weggewischt. Sie schnellte hoch und wich einen Schritt zurück. Das konnte unmöglich wahr sein. Hier trieb doch jemand einen grausamen Scherz mit ihr. Was wusste dieser Junge über sie?
    Sie wurde laut. »Wenn das ein Witz sein soll, dann kann ich nur sagen: Das ist überhaupt nicht witzig. Kein Stück.«
    Er starrte sie an. Seine wasserblauen Augen schienen sich zu verdunkeln. Sein Blick wurde unergründlich.
    »Du heißt doch gar nicht Jannis«, rief sie. »Was soll der Unsinn eigentlich?«
    Mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung erhob er sich von der Matte. Er stand Sanna nun gegenüber. Sie war so wütend, dass sie ihn am liebsten geschlagen hätte.
    Er starrte sie unverwandt an. Dann, ohne weiter auf sie zu achten, drehte er sich um und verließ den Raum. Sanna sah ihm ungläubig hinterher.
    »Jetzt warte doch mal. Du kannst mit mir reden.«
    Doch es wehte nur noch ein feuchtkalter Luftzug herein, dann fiel die Tür hinter ihm zu, und er war fort.
    Sanna lief hinterher und trat ins Freie. Jakob war nirgends mehr zu sehen. Regen fiel auf das Gelände nieder. Hinter den offenen Fenstern der Cafeteria war Gelächter zu hören. Der Hausmeister fuhr mit seinem Rover vom Hof. Sonst tat sich nichts. Sanna war allein.
    Sie bereute ihre heftige Reaktion. Vielleicht hatte dieser Junge nur etwas aufgeschnappt. Vielleicht wusste er gar nicht, wie grausam dieser Scherz für sie war. Oder war es am Ende nur ein dummer Zufall und er hieß wirklich wie ihr Bruder? Sie nahm sich vor, später mit Erika Eckart über den Vorfall zu reden. Die Aussicht auf das Gespräch mit der Leiterin beruhigte sie ein wenig. Sie ließ ihren Blick ein weiteres Mal über das Klostergelände schweifen. Jakob blieb verschwunden. Schließlich trat sie zurück in die Turnhalle, schob ihren Ärger vorerst beiseite und bereitete sich auf die nächste Stunde vor.

4
    Später Nachtmittag im Präsidium. Schon wieder ein Tag, der so gut wie vorbei war. Seit dem Leichenfund flog die Zeit nur so dahin. Jens Böttger hatte die Tür hinter sich geschlossen und saß nun allein in seinem Büro. Er gönnte sich den Luxus, eine kleine Auszeit zu nehmen. Kurz zu entspannen und bei einer Tasse Tee durchzuatmen.
    Sie befanden sich in der heißen Phase der Ermittlung. Es wurde Tag und Nacht gearbeitet, alle waren hoch konzentriert. Die Ermittlung schweißte das Team zusammen, das war immer so, besonders in der ersten Phase. Alle zogen an einem Strang, Adrenalin wurde freigesetzt und für den Moment waren Konkurrenz und Hierarchien vergessen. Es ging jetzt nur noch darum, gemeinsam Ergebnisse zu bekommen. Den Täter zu fassen. Das Spiel zu gewinnen.
    Jens Böttger spürte diese Stimmung in seinem Team. Er kannte das von seinen zahllosen Ermittlungen. Wie schnell es gehen konnte, ein Teil davon zu werden. Keiner verschwendete mehr einen Gedanken daran, dass er hier eigentlich ein Neuer war.
    Die Spurenlage gab wenig her, brauchbare Zeugenaussagen waren
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