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Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Stefan Holtkötter
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Die alten Scharniere am Eingang knarrten, das Türblatt glitt zur Seite.
    Da war ein Mann. Er war schwarz gekleidet, sein Gesicht verbarg er unter einem Basecap. Sannas Herz schlug bis zum Hals. Sie drückte sich tief in den Schatten hinein. Es war unmöglich, dass er sie hier entdeckte. Das hoffte sie jedenfalls inständig.
    Die Tür glitt ins Schloss zurück, es wurde wieder still und eine Taschenlampe wurde angeknipst. Der Lichtkegel huschte durch den Raum. Sanna hielt die Luft an. Doch der Einbrecher kehrte ihr den Rücken zu, der Schrank und die Anmeldung interessierten ihn nicht. Er zog einen großen Stoffsack hervor und ging zu den Schreibtischen. Wahllos riss er Schubladen auf, wühlte darin herum und warf alles in den Sack, was Wert hatte. Die Barkasse, das Heftchen mit den Briefmarken, ein paar antike Rosenkränze, das kleine Netbook der Sekretärin. Dann warf er den Sack auf einen Tisch und ging zum Aktenschrank. Er zog eine Lade auf, steckte sich die Taschenlampe zwischen die Zähne und begann, in den Akten zu blättern.
    Sanna überlegte, ob sie es bis zur Kellertür schaffen würde. Sie musste unbedingt Erika Eckart oder besser gleich die Polizei anrufen. Doch das Risiko war zu groß.
    Gebannt lugte sie hinter den Schrank hervor. Er blätterte immer noch in den Akten. Sanna fragte sich, was er da überhaupt vorhatte. Welcher Dieb interessierte sich denn für Krankenakten?
    Plötzlich schien es, als hätte er gefunden, was er suchte. Eilig warf er die Lade zu, wandte sich ab und schnappte seinen Sack. Er blickte sich in dem Büroraum um, trat dann an die Schreibtische und fegte mit dem Arm über die Tischplatten. Telefone, Tastaturen, Stifte, Notizblöcke, alles landete krachend auf dem Fußboden. Schließlich stieg er über das Chaos am Boden, ging zur aufgebrochenen Eingangstür und verschwand wieder.
    Sanna lauschte eine Weile, doch es passierte nichts mehr. Er war fort. Zaghaft trat sie aus dem Schatten des Bauernschranks hervor. Sie wollte lieber nichts anfassen, wegen der Spuren. Mit spitzen Fingern zog sie die Eingangstür auf und spähte hinaus. Vor ihr der Klosterhof, die Nebengebäude mit den Sandsteinfassaden, die alte Fachwerkscheune, dahinter die Klostermauer. Es war keiner zu sehen. Der dunkle Typ war verschwunden. Sie trat auf den Hof und sah sich um. Auf der Straße vor dem Tor stand ein weißer Lieferwagen, der nicht zum Stift gehörte.
    Sie musste die Polizei rufen. Eilig zog sie das Handy hervor. Der Empfang war schlecht, wie meistens hier draußen auf dem Stiftsgelände, doch sie hatte ein Netz. Sie wählte den Notruf. Die Verbindung wurde hergestellt, und eine dunkle Männerstimme meldete sich am anderen Ende.
    »Ja, Guten Tag«, sagte sie. »Mein Name ist Sanna Marquart, ich …« Plötzlich war die Leitung tot. Sie sah aufs Display. Offenbar war sie in ein Funkloch gerutscht.
    Am besten ging sie zurück in die Verwaltung, um vom Festnetz anzurufen. Auch wenn sie dabei Spuren hinterließ. Doch da bemerkte sie eine Gestalt auf dem Schotterweg zum Gesindehaus. Der Typ war anscheinend immer noch auf dem Gelände. Sanna drückte sich hinter die Hecke am Eingangsbereich.
    Er hatte sie nicht bemerkt. Sie fragte sich, was er dort drüben wollte. Im Gesindehaus lebten die Jugendlichen vom betreuten Wohnen. Da gab es nichts zu holen, was irgendeinen Wert hätte. Das machte doch keinen Sinn.
    Sie sah aufs Handy. Immer noch kein Netz. Sie musste zurück in die Verwaltung. Es waren nur wenige Meter von der Hecke bis zum Eingangsportal.
    Dann war da eine zweite Gestalt. Sie tauchte im Garten zwischen den Fichten auf. Es war Jakob. Er stromerte wieder übers Gelände. Den fremden Mann schien er gar nicht bemerkt zu haben. Sein Hemd war durchnässt, und aus seinen schwarzen Haaren tropfte Regenwasser. Sanna hätte ihm am liebsten zugerufen, er solle abhauen, aber dann wäre ihr Versteck aufgeflogen.
    Jakob lief dem Fremden direkt in die Arme. Sanna blickte verzweifelt aufs Handy, doch es gab weiter keinen Empfang. Jetzt blieb der düstere Typ stehen. Er hatte Jakob entdeckt. Sah ihn auf sich zukommen. Sanna hielt die Luft an.
    Doch etwas Seltsames passierte. Jakob, der sonst so scheu war, ging ihm furchtlos entgegen. Der Mann schien sogar auf ihn zu warten. Als würden sich die beiden kennen. Sanna fragte sich, ob er deshalb zum Gesindehaus gegangen war. Weil er im Aktenschrank herausgefunden hatte, dass Jakob dort untergebracht war.
    Der Mann trat auf Jakob zu, legte ihm die Hand auf die
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