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Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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Konzept. Auch Renate reagierte darauf. Alles fiel aus ihrem Kopf. Sie konnte nicht mehr denken. Plötzlich umschlangen sie sich. Küssten sich. Renate wollte nur noch Jens, alles andere war weit entfernt. Sie verlor jedes Gefühl für Zeit. Wie lange standen sie da? Fünf Sekunden? Fünf Minuten?
    Ein Räuspern. »Herr Böttger?«
    Einer der Ermittler tauchte im Türrahmen auf. Renate löste sich von Jens. Ihr Kopf rauschte. Sie begriff nicht, was gerade passiert war. Jens schien genauso perplex zu sein. Ganz anders als der Kollege, der sich ein anzügliches Grinsen nicht verkneifen konnte. »Wenn Sie kurz einen Moment hätten?«, meinte er.
    Jens’ Wangen begannen zu glühen. Renate zupfte sich hastig den Wollmantel zurecht.
    »Warte bitte hier«, sagte er und verschwand nach draußen.
    Renate atmete mehrmals durch. In ihrem Kopf drehte sich alles. Es war eine Extremsituation, sagte sie sich. Weil sie Angst um Sanna hatte. Das hatte sich in diesem Kuss entladen. Mehr nicht. Trotzdem spürte sie plötzlich unstillbare Sehnsucht nach Jens. Sie schlug sich das aus dem Kopf. Sie musste jetzt an Sanna denken. Ihre Nichte war in Gefahr.
    Es dauerte nur wenige Minuten, dann kehrte Jens zurück. Renate nahm Haltung an. Sie wollte sich ihre Verwirrung nicht anmerken lassen. Diesmal ließ Jens die Tür zum Flur offen stehen. Er räusperte sich verlegen.
    »Hör zu. Ich … es tut mir leid, was gerade passiert ist.«
    »Ja, schon gut. Ich meine …«
    »Es kommt nicht wieder vor. Am besten, wir vergessen das Ganze, okay? Es war … eine Dummheit. Es war meine Schuld.«
    Renate nickte nur. Er holte Luft.
    »Ich habe Neuigkeiten«, sagte er. »Es geht um Sanna.«
    »Sanna? Ist ihr was passiert? Geht es ihr gut?«
    »Keine Sorge, es ist alles in Ordnung. Sie wurde an der A2 gesehen. An der Autobahnraststätte Rhynern, das ist in der Nähe von Hamm. Da war sie tanken. Eine Kamera hat sie dabei aufgenommen.«
    »In Hamm?« Renate war nun völlig durcheinander. »Aber …?«
    »Sie ist mit dem Smart vom Stift Marienbüren unterwegs. Da gibt es keinen Zweifel. Es waren zwei Personen im Auto. Ich gehe mal davon aus, bei der zweiten Person handelt es sich um Jakob.« Er räusperte sich. »Du musst dir also keine Sorgen machen. Sie sind nicht auf dem Hof. Wir haben eine Spur. Sie wollen nach Düsseldorf. Bestimmt können wir sie bald stoppen, und dann hast du deine Nichte heute Abend wieder bei dir zu Hause.«
    »Das ist … danke, Jens. Ich … Ich hätte geschworen, sie ist noch in Marienbüren. Da hab ich dir eine furchtbare Szene gemacht.«
    »Du hast dir eben Sorgen gemacht, Renate. Das kann ich verstehen. Ich ruf dich an, sobald ich mehr weiß. Davon steht auch ganz sicher morgen nichts in der Zeitung?«
    »Nein, du hast mein Wort.« Sie war immer noch verwirrt. Auch von der Tatsache, mit Jens allein in einem Raum zu sein. Sie wollte noch etwas zu dem Kuss sagen, doch sie musste zuerst ihre Gedanken sortieren.
    »Dann werde ich jetzt mal los«, sagte sie.
    Jens schien erleichtert. »Ja, also dann. Wir hören uns.«
    Sie verließ das Präsidium und kehrte zu ihrem Auto zurück. Das Ganze war ihr ziemlich unangenehm. Sanna war also tatsächlich auf dem Weg nach Düsseldorf. Bestimmt gab es Gründe, weshalb ihre Kurznachrichten so einsilbig klangen. Renate war gleich vom Schlimmsten ausgegangen.
    Eine halbe Stunde später erreichte sie Marienbüren. Sie fragte sich, was sie als Nächstes tun könnte. Einfach nach Hause zu fahren und Däumchen zu drehen, konnte sie sich nicht vorstellen. Sie blickte durch die Windschutzscheibe. Draußen war der Bahnhof Marienbüren, und ein Stück weiter das Hotel »Zur Linde«.
    Sie ließ ihren Blick über den Hotelparkplatz schweifen. Der weiße Lieferwagen war nirgendwo zu sehen. Sie seufzte. Dieser Typ mit dem Lieferwagen spielte eine Rolle in dieser Geschichte. Renate wusste nur nicht, welche.
    Plötzlich hatte sie eine Idee. Sie startete den Wagen und fuhr auf den Parkplatz. Dann kramte sie ein paar dünne Lederhandschuhe aus ihrer Handtasche hervor. Auf der Rückbank fand sie zwischen der Kamera und ein paar leeren Einkaufstaschen ihre große violette Stickmütze, in die sie ihre gesamte Mähne verschwinden lassen konnte, falls sie mal mit ungewaschenen Haaren zum Bäcker wollte. Sie setzte die Mütze auf und packte ihre Lederhandschuhe ein, die sie später überstreifen wollte, in der Hoffnung, dass es ausreichte, um keine Spuren zu hinterlassen. Dann verließ sie den Wagen und betrat das

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