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Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schlaf süß im tiefen Grabe: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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entschuldigen, Frau Marquart. Wir sehen uns später.«
    Damit wandte er sich ab und trat wieder hinaus ins grelle Licht. Das Holztor fiel hinter ihm ins Schloss. Die Dunkelheit kehrte zurück. Sanna war durcheinander. Alles fühlte sich taub an. Ihre Gedanken rasten. Das durfte alles nicht wahr sein. Sie musste sich etwas einfallen lassen. Irgendwie musste sie hier herauskommen. Und Jakob mitnehmen.
    Sie mussten von hier fliehen. Gemeinsam. Sanna brauchte nur noch eine zündende Idee. Sie und Jakob würden nicht auf diese Weise sterben. Nicht hier. Das würde sie nicht zulassen.

16
    Im grauen Licht jenseits des Panoramafensters lag die Ortschaft Marienbüren. Renate stand in ihrem Arbeitszimmer und blickte hinaus. Sie machte sich Sorgen. Sanna hätte sich längst bei ihr melden müssen. Ihre Nichte ging nicht ans Telefon und antwortete auch nicht auf ihre zahlreichen Kurznachrichten. Das war äußerst untypisch für sie.
    Vor einer Stunde war eine SMS angekommen: »zug in bielefeld verpasst, bringe jakob mit auto zum flughafen«. Renate hatte sofort darauf geantwortet und Sanna gebeten, sie anzurufen. Aber keine Reaktion. Und seit der Nachricht hatte sie auch nichts mehr von ihr gehört. Renate las die SMS wieder und wieder. Das klang überhaupt nicht nach Sanna, so knapp und unherzlich. Irgendetwas stimmte nicht. Oder bildete sie sich das nur ein?
    Sie machte sich Sorgen. Immerzu dachte sie an das Telefonat, das sie neulich abends mit Berlin geführt hatte. Sanna durfte nicht zu tief in Jakobs Leben eindringen. Es war zu gefährlich. Sie sollte ihn einfach von hier fortbringen und ihn danach am besten vergessen. Der Junge brachte Unglück. Er war Teil einer Welt, von der sie alle besser nicht zu viel wussten. Das Beste wäre es, Abstand zu halten. Renate hoffte inständig, dass Sanna nicht dort hineingezogen worden war.
    Sie nahm ihr Smartphone und versuchte es erneut. Doch wieder sprang nur die Mailbox an. Also tippte sie eine weitere SMS : »ruf mich bitte an. ich mach mir sorgen«. Dann drückte sie auf Senden und legte das Handy zurück auf den Tisch.
    Ihr Blick wanderte wieder zur Ortschaft, die sich unterhalb des Fensters erstreckte. Wenn Sanna in Gefahr war, dann wäre es Renate sicherlich auch. Sie hätte ihrer Nichte einschärfen müssen, sich aus allem rauszuhalten. Niemals hätte sie zulassen dürfen, dass Sanna Jakob zum Bahnhof bringt. Vielleicht hätte Renate Jakob bei der Polizei verpfeifen sollen, so bitter das auch gewesen wäre. Aber dann würde sie sich jetzt immerhin weniger Sorgen machen.
    Das Smartphone vibrierte. Renate schnappte es sich. Sie hatte eine neue Nachricht. Von Sanna: »wir sind gleich in ddorf müssen uns beeilen melde mich später.«
    Renate betrachtete den Text. Sie hätte nicht genau sagen können, weshalb, aber sie wusste: Das war nicht ihre Nichte. Es passte nicht. Sanna hätte etwas anderes geschrieben, etwas Persönlicheres. Es war so ein Gefühl.
    Sie musste etwas tun. Wenn sie noch länger hier herumhockte und darauf wartete, dass Sanna sich meldete, würde sie wahnsinnig werden. Ihre Nichte war in Gefahr, das stand inzwischen außer Frage. Sie steckte ihr Handy in die Handtasche, schlüpfte in den Wollmantel und schnappte sich die Autoschlüssel. Auf dem Weg nach unten hörte sie Geräusche: heulende Motoren, das Quietschen von Autoreifen, immer wieder kurz Musik. Aron war zu Hause, er saß im Wohnzimmer vor der Playstation und fuhr virtuelle Autorennen. Renate ging in die Küche. Sie öffnete eine Lade, zog das Fleischmesser heraus und steckte es in die Handtasche. Nur für alle Fälle. Dann steckte sie den Kopf durch die Wohnzimmertür.
    »Aron, ich bin weg. Es ist dringend.«
    Er machte sich nicht einmal die Mühe, aufzusehen.
    »Klar, Mum. Mach’s gut.«
    Renate betrachtete ihn. Sie spürte Beklemmung.
    »Aron … Mir wäre es lieber, wenn du zu Justin rübergehst.«
    »Wieso das denn?«, fragte er, ohne den Fernseher aus den Augen zu lassen. Ein Motor heulte auf, er packte das Joypad und legte seinen Oberkörper zur Seite. »Ich komm schon alleine klar.«
    »Trotzdem, Aron. Ich möchte, dass du rübergehst.«
    »Ich bin kein Kind mehr. Außerdem schreibt Justin morgen eine Matheklausur. Der muss lernen.«
    »Bitte, Aron!«
    Jetzt sah er auf. Er schien zu bemerken, wie wichtig es seiner Mutter war. Etwas stimmte nicht. Er drückte auf Pause.
    »Alles in Ordnung, Mama?«
    Vielleicht übertrieb sie ja fürchterlich, aber sie fühlte sich besser, wenn Aron in

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