Schlaflos in Schottland
geritten und deshalb müde.“ Seine Stimme wurde ein wenig tiefer, als er hinzufügte: „Es sei denn, Sie bieten mir eine andere Unterhaltung als sinnloses Gerede.“
„Unterhaltung? Wie sollte ich ...“ Plötzlich, dämmerte ihr, was er meinte, und eine heiße Welle der Verlegenheit durchlief sie. „Lieber esse ich Dreck!“
Der volltönende Klang seines leisen Lachens traf sie überraschend. „Dann halten Sie den Mund und lassen Sie mich schlafen.“ Er rutschte noch weiter in die Ecke, doch seine langen Beine beanspruchten immer noch mehr als die ihm zustehende Hälfte des Platzes. „Schlafen Sie, Caitlyn oder Catriona oder wie auch immer Sie sich selbst nennen. Schlafen Sie, oder seien Sie zumindest still.“
Triona schäumte vor Wut, aber ihr blieb nur zu hoffen, dass der Kerl bessere Laune haben würde, wenn er wieder aufwachte. Sie wickelte sich vom Hals bis zu den Zehenspitzen in die Decken und lehnte sich in ihre eigene Ecke.
Sobald sie irgendeinen Ort erreichten, an dem es eine Laterne gab, würde MacLean seinen Irrtum erkennen und sie nach Hause schicken. Bis dahin konnte sie nichts anderes tun, als sich auszuruhen. Die überstürzte Reise nach London und anschließend die Enttäuschung, Caitlyn zweimal knapp verpasst zu haben, hatten sie erschöpft. Außerdem schmerzten ihre Glieder vom Rütteln der Kutsche.
Sie kuschelte sich ins Plüschpolster, schob eine Hand unter ihre Wange und zwang sich zu entspannen. Doch immer wieder ertappte sie sich dabei, wie sie den tiefen Atemzügen ihres Entführers lauschte. Außerdem fragte sie sich beunruhigt, wo Caitlyn sein mochte. Hatte ihre Schwester es sich in letzter Minute anders überlegt? Oder war ihr etwas zugestoßen?
Aus Sorge um Caitlyn, aber auch um sich selbst, rutschte Triona unruhig auf dem Sitz herum. Sie war erschöpft, aber der Schlaf wollte nicht kommen. Ihr Knie schmerzte, ihr ganzer Körper kribbelte immer noch von MacLeans Kuss, und ihre Lippen fühlten sich geschwollen und empfindlich an. Sie führte ihre Fingerspitzen zum Mund und erschauderte unter der prickelnden Berührung.
Noch nie zuvor hatte jemand gewagt, sie zu küssen. Erst jetzt begriff sie, dass die Strenge ihres Vaters sie vor vielen Dingen bewahrt hatte, und in gewisser Weise machte sie das traurig. Sie war dreiundzwanzig Jahre alt und hatte noch nie echte Leidenschaft gefühlt.
Als Triona klar wurde, dass sie ihren Mangel an Erfahrung bedauerte, runzelte sie die Stirn. Eine moralisch denkende und fühlende Frau hätte empört sein müssen. Sie konnte jedoch nicht das kleinste bisschen Entrüstung zustande bringen.
Der Kuss hatte sich ... interessant angefühlt. MacLean ging gründlich vor und war erfahren, Eigenschaften, die selbst eine bisher ungeküsste Frau erkennen konnte. Sie vermutete, dass sie unter anderen Umständen das Küssen vielleicht genießen könnte. Wahr-scheinlich würde sie es sogar sehr genießen. Schließlich und endlich - welches Unheil konnte ein schlichter Kuss schon anrichten?
Sie gähnte. Die schaukelnde Kutsche und die dicken, weichen Kissen wiegten sie allmählich doch ein, während sie durch die Nacht rasten. MacLeans tiefe Atemzüge beruhigten sie. Endlich übermannte sie der Schlaf und entführte sie in eine glückselige, gedankenfreie Dunkelheit.
Triona erwachte, und langsam drangen das Schwanken der Kutsche, das Knarren der Haltegurte über ihr und die wohlige Wärme, die sie umgab, in ihr Bewusstsein. Sie bewegte sich und strich mit den Fingern über das raue Kissen unter ihrer Wange. Die kratzige Oberfläche wunderte sie, dann berührten ihre Finger etwas Hartes. Sie öffnete die Augen, fand sich in einer Kutsche, im schummerigen Licht einer Laterne wieder und betrachtete blinzelnd das Ding an ihren Fingerspitzen.
Es war ein Knopf. Ein Perlmuttknopf.
Auf einem Kissen?
Verwirrt wanderte ihr Blick von dem Knopf aufwärts, hinauf zu einem weiteren Knopf, einem hohen Kragen und einer schneeweißen Krawatte, und noch weiter nach oben - über ein festes, mit schwarzen Bartstoppeln bedecktes Kinn und einen sinnlichen Mund zu einem Paar amüsiert dreinblickender grüner Augen. MacLean!
Triona schnappte nach Luft, schoss hoch und verließ die Wärme des Arms, der sie umschlungen hatte.
Hugh, der die unterschiedlichsten Gefühlsregungen, die sich in ihrer Miene spiegelten, genüsslich beobachtet hatte, lachte leise. „Sachte, meine Süße. Sie stoßen sich den Kopf am Dach.“
Seine verwirrte Reisegefährtin schlang sich schützend
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