Schlaflos in Schottland
Meinung. “ Galloway starrte ihn finster an. „Wer auch immer Sie sind, wie konnten Sie es wagen, meine Nichte zu entführen!“
„Ich habe nichts dergleichen getan! Sie ist freiwillig in meine Kutsche gestiegen. Gott ist mein Zeuge, ich habe sie nicht in den Wagen gezerrt.“
„Ich weiß, dass Sie das nicht getan haben“, erklärte Galloway gereizt. „Sie hat Sie eingeholt, als Sie anhielten, um die Pferde zu wechseln. Sie schlüpfte in die Kutsche, um ihre Schwester zu retten, sie hoffte, Caitlyn überzeugen zu können, ihren dummen Plan aufzugeben. Natürlich war Caitlyn gar nicht in dem Wagen, aber das konnte die arme Triona nicht wissen.“ Galloways Lippen wurden schmal. „Und was dann geschah, wissen Sie.“
Hughs Brust schmerzte so sehr, als würde ein schweres Gewicht darauf liegen. Ja, er wusste ganz genau, was dann geschehen war. Sie hatte ihm die Wahrheit gesagt, und er hatte ihr nicht geglaubt. Schlimmer noch, er hatte sie behandelt wie eine Straßendirne. Gütiger Gott, was für ein furchtbares Durcheinander!
Lord Galloway schien zu wissen, was Hugh dachte. „Trionas alte Kinderfrau kehrte in aller Eile nach London zurück, um uns zu sagen, dass Ihre Kutsche mit meiner Nichte darin abgefahren war. Zu Trionas Glück kannte ich eine Abkürzung und war in der Lage, Sie abzufangen.“
Vielleicht zu Trionas Glück, aber nicht zu Hughs. An diesem Umstand war nichts Glückliches, nicht das kleinste verdammte Stückchen Glück.
Die Tür von Galloways Kutsche wurde aufgestoßen, und zwei Frauen kletterten aus dem Wagen. Die erste war klein und dick und in Kleidungsstücke in zwölf verschiedenen Lavendeltönen gehüllt. Auf Anhieb erkannte er Lady Galloway. Eine zweite Frau folgte mit geschmeidigen, anmutigen Bewegungen. Sie trug einen dicken, weiten Umhang.
Die Kapuze ihres Umhangs flatterte im Wind, und das helle Licht, das die Tür zum Gasthaus beleuchtete, schien ihr direkt ins Gesicht. Es war ein zartes, herzförmiges Gesicht von atemberaubender Schönheit, umgeben von schimmernden goldfarbenen Locken. Caitlyn Hurst.
Hugh wandte seinen Blick wieder der Frau zu, die er entführt hatte. Obwohl ihr Gesicht genau die gleiche Form hatte wie das ihrer Schwester, waren ihre Wangen voller, ihre Haare goldbraun und nicht golden und ihre von dichten Wimpern beschatteten Augen zwar ebenso groß, jedoch heller.
Lord Galloway schob seine freie Hand in die Hosentasche und zog sie wieder hervor. „Wir haben deine Brille gefunden, Triona.“ Er schaute Hugh missbilligend an. „Es ist ein Wunder, dass sie nicht zertrampelt wurde.“
Triona nahm von ihrem Onkel eine Brille mit Drahtgestell entgegen, klappte die Bügel auseinander und setzte sich die Brille auf. Durch den Rahmen sah sie ihn mit ihren haselnussbraunen Augen missbilligend an. Der prüde Eindruck, den die Brille erweckte, stand in einem seltsamen Kontrast zur Sinnlichkeit ihrer honigblonden, seidigen Haare.
Die Erinnerung an den Kuss überfiel ihn wieder, an ihren Schreck, ihre Unsicherheit und endlich ihren Widerstand. Es war der Kuss einer vollkommen unerfahrenen Frau gewesen.
Zur Hölle, was habe ich getan?
Der Arm des älteren Mannes umschlang seine Nichte deutlich noch fester. „Die Sache ist absolut nicht akzeptabel. Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass Trionas Vater ein Vikar ist!“
Obwohl der Druck auf seiner Brust stärker wurde, stieß Hugh ein kurzes, bitteres Lachen hervor. „Natürlich. Ich nehme an, ich muss froh sein, dass sie nicht auch noch eine Nonne ist.“
Galloways Gesicht färbte sich in noch kräftigerem Rot. „Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt für Scherze.“
„Nein“, stimmte Hugh ihm nachdrücklich zu. „Keinesfalls. Ich verstehe nur nicht, wie ...“ Er stockte, als ihm die interessierten Blicke mehrerer in der Nähe stehender Diener auffielen. Mit angespanntem Kiefer fuhr er fort: „Wir sollten diese Unterhaltung in einem privateren Rahmen führen.“
Lord Galloway wandte den Kopf in die Richtung, in die Hugh schaute. „Ich werde einen Salon reservieren lassen.“ Dann winkte er einen der Diener herbei und gab ihm einige Aufträge. Der Mann nahm Trionas Arm und führte sie fort. Sie wehrte sich und schien etwas sagen zu wollen, aber bevor sie ein Wort hervorbringen konnte, war sie von ihrer Tante, ihrer Schwester und einer weiteren Frau umgeben, die soeben aus der Kutsche geklettert war. Die dritte Frau hatte eine Hakennase, erinnerte stark an einen Drachen und warf Hugh einen wütenden Blick
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