Schlaflos in Schottland
sie.
„Triona“, forderte ihr Onkel mit fester Stimme auf. „Wir gehen, und zwar auf der Stelle.“ Er versuchte, sie aus dem Zimmer zu führen, doch sie riss sich los. Ihr Gesicht war eine gefrorene Maske der Entrüstung.
Hugh erkannte ihre aufflammende Rebellion, weil er genauso fühlte - er war der Regeln und der Forderungen der Gesellschaft überdrüssig und spürte den verzweifelten Wunsch nach Freiheit. Dummerweise saß Triona Hurst ebenso in der Falle wie er. Wie verzweifelt sie sich auch wehren mochte, es gab keinen Ausweg, dafür würde ihre Familie sorgen.
Plötzlich schaute Triona ihn mit diesen schönen klaren Augen an. „Mein Onkel ist nicht für meine Taten verantwortlich, MacLean. Ich selbst bin es.“
Lord Galloway presste seine Lippen missbilligend zusammen. „MacLean und ich werden die Angelegenheit bereinigen, Triona. Von jetzt an musst du dir nicht mehr den Kopf darüber zerbrechen. “ Hugh konnte deutlich die Verwirrung in ihren Zügen erkennen, und noch etwas anderes. War es ... Angst?
Hoffnung regte sich in seiner Brust. Sie fürchtete sich vor einer Ehe ebenso sehr wie er. Wenn sie sich weigerte ...
Aber nein. Wenn er dann auch seine Freiheit genießen könnte, wäre doch immer noch ihr Ruf ruiniert und ihre ganze Familie würde darunter leiden. Er durfte sich dieser Verantwortung nicht entziehen. Man konnte ihm vieles nachsagen, doch ein Feigling war er noch nie gewesen.
Nun stand Triona direkt vor ihm, und in den Augen hinter der Brille spiegelten sich zahllose Gefühle. Leise sagte sie: „Lassen Sie sich nicht von meinem Onkel dazu bringen, etwas Dummes zu tun, MacLean.“
Seine Lippen zuckten in einem Anflug von Galgenhumor. „Offensichtlich brauche ich keine Ermutigung, um etwas Dummes zu tun. Das ist mir ohne jede Unterstützung gelungen.“
„Triona!“, rief ihr Onkel.
Sie zog eine Grimasse, wandte sich aber nicht ab. „Wir haben beide einen Fehler gemacht. Sie waren besorgt wegen Ihres Bruders und ich wegen meiner Schwester. Keiner von uns sollte für etwas bezahlen müssen, was offensichtlich ein schlichtes Missverständnis war. Wir können einen anderen Ausweg aus dieser Misere finden, der uns nicht unsere Freiheit kostet, wenn wir einfach ...“
„Nein.“ Hugh war gleichzeitig gerührt und irritiert, aber es war an der Zeit, deutliche Worte zu sprechen. „Ich danke Ihnen für Ihre Großzügigkeit, doch so gern ich sie annehmen möchte, Ihr Onkel hat recht, was die Folgen unserer Verwechslungskomödie betrifft. Ihr Ruf wäre ruiniert, und Ihre Familie würde ebenfalls dafür bezahlen. Das ist nicht akzeptabel.“
Sie zog die Brauen zusammen. „Bestimmt können wir ...“ „Die Gesellschaft wird keine andere Lösung akzeptieren als unsere Heirat.“ Er bemerkte, dass seine Hand, mit der er sein Portweinglas umklammerte, vor Müdigkeit zitterte. Wenn er nicht bald zu seiner Kutsche ging, würde jemand ihn dorthin tragen müssen.
Trotzig presste sie die Lippen zusammen. „Ich will aber nicht heiraten!“
„Wenigstens das haben wir gemeinsam.“ Er zwang sich, seine müden Beine zu bewegen und ging zu dem Sessel vor dem Kamin. Obwohl es unglaublich unhöflich war, sich hinzusetzen, wenn Damen standen, ließ er sich erleichtert in die weichen Polster sinken. „Glauben Sie mir, Miss Hurst, wenn ich einen anderen Weg aus dieser Misere wüsste, würde ich ihn beschreiten. Aber ich kenne keinen, und deshalb sitzen wir in der Falle.“
„Da hast du deine Antwort, Triona“, erklärte ihr Onkel mit eisiger Stimme. „Jetzt komm.“
Sie rührte sich nicht von der Stelle.
Obwohl Hugh ihren Kampfgeist zu schätzen wusste, nickte er. „Überlassen Sie die Einzelheiten Ihrem Onkel und mir.“
„Aber ich ...“
„Gute Nacht, Miss Hurst“, verabschiedete er sie mit fester Stimme. Er wandte sich ab und füllte sein Glas neu, obwohl diese einfache Bewegung ihn sehr viel Kraft kostete. Er spürte immer noch Trionas Nähe, doch er wandte sich nicht um. Das war auch gar nicht nötig; er konnte ihre Wut ebenso deutlich spüren wie die Hitze des Feuers.
Er hörte Schritte, die den Raum durchquerten. „Komm, Triona. Lass das Ungeheuer in Ruhe!“, drängte Caitlyn.
Natürlich musste auch die alte Kinderfrau ihren Senf dazugeben. „Oje, was für traurige Zeiten, in denen ein unschuldiges Mädchen in keine Kutsche steigen kann, ohne dass ein Wüstling das ausnutzt!“
Hugh nahm einen großen Schluck Portwein und heftete seinen Blick auf ein Astloch in der
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