Schlaflos in Schottland
ihm hinterher, wie er den Weg zu den Ställen entlangging, bis sie ihn nicht mehr sehen konnte. Dann ließ sie sich in den nächstbesten Sessel fallen, am ganzen Körper bebend, weil sie so verwegen mit ihm gesprochen hatte.
„Warte nur, Hugh MacLean!“, sagte sie laut zu sich selbst und lächelte dabei. Er mochte zwar behaupten, er wolle nicht, dass sie zu einem Teil seines Lebens wurde, aber er irrte sich. Sie würde ihre Rolle als seine Frau sowohl im Bett als auch außerhalb desselben einnehmen. Sie war eine Hurst und, bei Gott, eine Hurst gab niemals auf.
Doch Triona wusste, dass sie Hilfe brauchte. Und sie wusste auch ganz genau, wo sie die finden würde. Rasch sprang sie auf und eilte hinaus in die Halle, um nach Papier und Feder zu fragen.
12. Kapitel
Ach, es ist nett von eurem Vater, euch jedes Jahr zu Michaelis hierher zu schicken. Es tut meinem alten Herzen gut, mich im Licht so hübscher Mädchen zu sonnen.
So sprach die alte Heilerin Nora in einer kalten Winternacht zu ihren drei jungen Enkelinnen.
Ich dachte, Papa hätte gesagt, sie würde nur ein paar Tage hier bleiben“, murrte Devon. Sie warf sich in ihrem Unterkleid aufs Bett und starrte die Decke an. Christina zog ihre Reitstiefel aus. „Er hat gesagt, sie bleibt ein paar Monate, und jetzt ist erst eine Woche davon vorbei.“
Devon rollte sich auf den Bauch und sah ihre Schwestern unter zusammengezogenen Brauen hervor an. „Bei unserem Ausritt heute Nachmittag war er sehr schweigsam.“
„Er hat fast gar nicht gelächelt“, stimmte Aggie zu. „Bis sie in die Scheune kam.“
Sie pflegten Catriona als ,sie‘ zu bezeichnen und auch nur mit ,Sie‘ anzureden.,Mylady* blieb Christina in der Kehle stecken, und sie würde diese Anrede niemals über die Lippen bringen.
„Er muss über viele Dinge nachdenken“, sagte Devon düster. Sie schwieg eine ganze Weile und setzte dann kampflustig nach: „Ich mag sie nicht.“
Christina warf Devon einen verdrießlichen Blick zu. „Papa ist derjenige, der sie mögen muss, nicht wir.“
Aggie ließ sich auf einem Hocker nieder. Sie trug ein blaues Kleid, das die Farbe ihrer Augen betonte. Ihr saphirblaues Reitkostüm lag auf einem Stuhl, damit das Zimmermädchen es zum Ausbürsten mitnehmen konnte. In einer Hand hielt Aggie einige Haarnadeln und in der anderen eine Bürste. Sie wartete darauf, dass Christina ihr die Haare hochsteckte. „Sie war sehr nett zu uns.“
Es stimmte, dass die neue Frau ihres Vaters freundlich gewesen war, aber auch ziemlich distanziert. Nichts anderes hatte Christina erwartet. ,Sie‘ war nur an Papa interessiert, und seine Töchter waren ihr vollkommen gleichgültig.
,Sie‘ war genau wie Mutter.
Christinas Magen zog sich zusammen.
Aggie, die glücklicherweise keine Ahnung von den Gedanken und Gefühlen ihrer älteren Schwester hatte, fügte hinzu: „Papa mag sie mehr, als er zugibt. Sie ist ziemlich hübsch.“
Devon rollte sich auf die Seite und starrte Aggie erbost an. „Das kannst du unmöglich ernst meinen!“
„Sie hat ein nettes Lächeln“, beharrte Aggie.
„Sie trägt eine Brille“, bemerkte Devon voll Abscheu.
„Ja. Aber ihre Haare sind sehr lang und ganz weich.“ Aggie berührte ihre eigenen Locken und erklärte mit wehmütiger Stimme: „Ich wünschte, meine Haare wären so weich wie ihre.“
„Nun, ich finde, dass sie schrecklich hässlich ist“, stellte Christina klar. „Ich fühle mich überhaupt nicht wohl, wenn sie in der Nähe ist.“
„Ich auch nicht“, stimmte Devon zu, stemmte den Ellenbogen auf die Matratze und stützte das Kinn auf ihre Handfläche. „Ich glaube, sie hat Papa eine Falle gestellt, sodass er sie heiraten musste.“
„Ich finde auch, dass an der ganzen Sache irgendwas faul ist.“ Christina begann, Aggies Haare zu brüsten. „Ich glaube, sie nutzt Papa nur aus.“
„Das glaube ich auch“, mischte Aggie sich ein, aber es war klar, dass sie nur versuchte, in die Unterhaltung einbezogen zu werden.
Christina suchte über Aggies Kopf hinweg Devons Blick. „Ich wünschte, wir könnten irgendetwas tun, um Papa zu helfen. Sie scheint sich hier häuslich niederzulassen.“
Devon machte ein finsteres Gesicht. „Sie hat Mrs Wallis, Liam und Angus auf ihre Seite gebracht, und auch Annie und Moira.“
„Beide Zimmermädchen?“, erkundigte sich Christina entsetzt.
Devon nickte. „Und heute Morgen hat die Köchin gesagt, dass die neue ,Missus‘ das Herz auf dem rechten Fleck hat.“
Es war alles noch viel
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