Schlaflos in Schottland
zu machen oder die Gefühle von jemandem zu verletzen.“
Mam seufzte tief. „Ach, du weißt ja gar nicht, wie oft ich schon gegen solche Gedanken anreden musste. Frauen sehen sich viel zu oft als diejenigen, die für alles und alle auf der Welt verantwortlich sind. Was wirklich sehr schade ist, wenn du mich fragst. Lasst die Männer doch auch einen Teil der Last tragen! Sie erzählen doch dauernd, wie stark sie sind. Dazu kann ich nur sagen: Dann benutzt doch wenigstens ein paar eurer Muskeln, um die wirklich wichtige Arbeit zu tun!“
Mam verzog voll Abscheu das Gesicht und schüttelte den Kopf. „Ich denke, du hast zugelassen, dass der Zauber der MacLeans dir den Kopf umnebelt, sodass du nicht so klar denken kannst, wie du solltest.“
„Es ist kein Zauber, nur ein Fluch. Weißt du, ich habe immer geglaubt, du hättest dir das ausgedacht, die Sache mit den Unwettern und so.“
Erstaunt schaute Mam sie an. „Warum sollte ich denn so etwas tun?“
„Ich weiß nicht. Ich habe einfach gedacht, es ist ein Märchen.“ Das einzige Märchenhafte hier waren bislang ihre Stunden mit MacLean im Bett gewesen. Diese Form von Magie faszinierte Triona auch weitaus mehr als die Sache mit dem Gewittermachen.
„Ich muss lernen, meine Bedürfnisse besser auszudrücken“, erklärte sie ihrer Großmutter nachdenklich. „Hugh denkt sehr logisch, und er spricht mit solcher Autorität und Selbstsicherheit, dass seine Art, die Dinge anzupacken, die einzig richtige zu sein scheint. So wie in dieser Angelegenheit mit den Mädchen. Er hat mir sehr ruhig erklärt, weshalb er möchte, dass ich nichts mit ihnen zu tun haben sollte. Und als er zum ersten Mal darüber sprach, schien es mir durchaus sinnvoll zu sein, also stimmte ich zu. Später, nachdem ich Zeit hatte, alles zu überdenken, wurde mir klar, dass ich mich nicht hätte darauf einlassen sollen. Die Mädchen brauchen mich, und ich brauche sie auch, zumindest jetzt.“ „Genau! Du musst tun, was du für richtig hältst, sonst kann dein Partner dir nicht vertrauen, wenn es darum geht, wirklich schwierige Entscheidungen zu treffen.“
„Dann sollte ich es ihn also wissen lassen, wenn ich entscheide, dass unsere Abmachung wegen der Mädchen falsch war?“
„Unbedingt. Vielleicht irritiert ihn das, aber denk doch mal drüber nach: Er hat dich geheiratet, weil es richtig war, also ist er ein ehrenhafter Mann.“
„Du hast recht. Ich werde mit ihm reden.“
„Da ist aber noch etwas zu bedenken: Kaum hattest du den ersten Schritt in sein Haus getan, hat er dir schon gesagt, dass du dich nicht einmischen sollst. Vielleicht geht es dabei weniger um die Mädchen als um MacLean selber. Vielleicht will er in Wirklichkeit sich selbst beschützen und weiß es nicht einmal.“
Triona runzelte die Stirn. „Ich weiß nicht, ob das stimmt. Er kann ziemlich arrogant sein.“
„Alle MacLeans sind arrogant.“
„Das habe ich auch festgestellt. Ich weiß nicht, wie ich ihn davon überzeugen soll, dass ich im Recht bin, was die Mädchen betrifft. Er wird sehr abweisend, sobald ich sie erwähne.“
„Es könnte sein, dass es ziemlich viel Zeit brauchen wird. Zuerst musst du Vertrauen aufbauen.“
Triona seufzte. „Ich weiß. Ich habe versucht, ihm zu zeigen, dass ich eine Frau bin, die zu ihrem Wort steht, aber ich bin mir nicht sicher, ob er das überhaupt bemerkt.“
„Sei einfach nur du selbst, und verhalte dich so, wie du es normalerweise tust. Du schaffst Vertrauen, indem du einfach da bist und nicht fortgehst. MacLean wird das irgendwann begreifen.“ „So lange will ich nicht warten! Ich bin daran gewöhnt, meine Familie um mich zu haben. Ich ... ich bin einsam und ...“ Ihre Stimme begann zu zittern.
Zärtlich drückte Mam ihre Hand. „Wenn du traurig bist, kannst du mich jederzeit besuchen kommen, und wir füttern deine Seele mit Scones und Konfitüre, bis du genug Kraft hast, um wieder zurückzugehen. Außerdem ... ich glaube nicht, dass er es lange durchhält, dich auf Abstand zu halten.“ Ihre Augen funkelten.
„Hoffentlich hast du recht.“
Mam schaute sie nachdenklich an. „Ich habe gehört, dass MacLean Pferde züchtet. Deshalb schlage ich vor, du nimmst ein paar Reitstunden, mein Mädchen.“
Das konnte sie tun. MacLeans oberster Stallbursche, Ferguson, war sicher in der Lage, ihr das Reiten beizubringen - und dann konnte sie Hugh mit ihren neu erworbenen Fähigkeiten überraschen. „Das werde ich machen. Danke für den Ratschlag. Und ich werde
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