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Schlaflos in Tofuwuerstchen

Schlaflos in Tofuwuerstchen

Titel: Schlaflos in Tofuwuerstchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Salchow
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Entstehung in Luft aufgelöst? War es das? Ist es wirklich zu spät, Peter davon zu überzeugen, dass seine Entscheidung falsch war? Wird der Zauber, der von Clara ausgeht, möglicherweise erst seinen Glanz verlieren, wenn ich alt, verbittert und unfruchtbar bin? Und wenn ja, was tue ich bis dahin? Warten?
    Ich brauche Ablenkung. Ablenkung von Peter. Ablenkung von meinen Gedanken an ihn. Ablenkung von meinen Gefühlen für ihn. Ablenkung von mir.
     
    Eve78: ich habe über deinen vorschlag von neulich nachgedacht. du hast recht: wir sollten uns treffen. wozu länger warten?
    Rafael: ich bin froh, dass du es genauso siehst
     
    Diesmal werde ich nicht davonlaufen. Rafael ist anders. Rafael ist klug. Rafael wird mir endlich das Gefühl geben, dass das Leben auch außerhalb meiner Erinnerung an Peter stattfindet.
     
    Ich sehe meinem Vorhaben zuversichtlich entgegen, während ich zu unserem Treffpunkt im Park eile. Zum ersten Mal seit langem empfinde ich Nervosität. Sie tut mir gut. Wer braucht schon die 2sam -Bar, wenn er die wirklich interessanten Männer längst kennt? Und tatsächlich habe ich das Gefühl, Rafael zu kennen. Unser Treffen von Angesicht zu Angesicht ist lediglich die Vervollständigung unserer Bekanntschaft.
    Mein Blick wandert über die Parkbänke am Rande des Weges, die beruhigend leer sind. Gott sei Dank. Ich kann keine Zuschauer gebrauchen, die mich dabei beobachten, wie ich Rafael zum ersten Mal begegne.
    Auf einer Bank neben der größten Eiche des Parks entdecke ich ihn schließlich. Ja, das muss er sein. Das Profil, die Haare. Alles stimmt mit dem Bild überein. Mein Magen macht sich bemerkbar.
    "Eve?"
    "Du musst Rafael sein." Ich lächle und gehe zu ihm, während ich mich darüber wundere, dass er keine Anstalten macht, mich zur Begrüßung zu umarmen. Nicht mal ein flüchtiger Kuss auf die Wange, stattdessen streckt er mir unpersönlich seine Hand entgegen. "Freut mich, dich kennen zu lernen."
    Das ist alles?, denke ich. Mehr hast du nicht zu sagen, nach all den wortreichen Chatlogs?
    "Ich mich auch", sage ich.
    Er steht auf. "Was hältst du davon, wenn wir einen kleinen Spaziergang machen?"
    "Warum nicht?"
    Er schweigt. Wir gehen nebeneinander her durch den verlassenen Park. Meine Bewegungen sind mechanisch. Ich fühle mich unwohl. Sollte das Vorurteil, dass man in geschriebenen Worten mehr wagt als in gesprochenen, etwa auf Rafael zutreffen?
    "Schon seltsam, wenn man sich das erste Mal live und in Farbe sieht, oder?", sage ich.
    "Ja, stimmt", sagt er und macht nicht den Eindruck, dem noch etwas hinzufügen zu wollen. Bekommt er Rabatt auf kurze Sätze?
    "Und? Was wollen wir machen?" Ich versuche, die Stimmung aufzulockern.
    "Wir machen doch etwas." Die Bewegung seines Mundes kommt einem Lächeln gleich.
    "Und das wäre?"
    "Wir gehen spazieren."
    "Ach so. Ja, vermutlich zählt das auch als Tätigkeit."
    Keine Reaktion. Seine Antworten beschränken sich auf das Minimum an Informationen.
    "Aber vielleicht", füge ich an, "gibt es irgendwo ein nettes Café in der Nähe?"
    "Nicht dass ich wüsste."
    Erneutes Schweigen. Merkwürdig, wie schnell man sich dem Verhalten des Anderen anpasst. Mein eher redseliges Gemüt wird innerhalb von Sekunden zum stummen Begleiter meiner glanzlosen Bewegungen. Warum sagt er nichts? Ist er schüchtern, vielleicht sogar verklemmt? Warum wollte er mich unbedingt treffen, wenn er weiß, dass er in der realen Welt nicht so wortgewandt ist wie in der virtuellen? Hat ihn womöglich etwas an mir abgeschreckt und so irritiert, dass er nun nichts herausbringt als ausdruckslose Floskeln?
    Die Verabredung, die mich von meiner Einsamkeit ablenken sollte, erinnert mich nur noch mehr daran, wie einsam ich wirklich bin. Ich möchte ihn schütteln und anbrüllen, um eine Reaktion in ihm wachzurufen. Irgendeine Reaktion, die etwas Lebendigem gleichkommt.
    Neben einem weitläufigen Gebüsch bleibt er plötzlich stehen. Sein Blick wandert den Weg entlang, den wir gerade zurückgelegt haben, dann schaut er wieder nach vorn und mustert die Strecke, die noch vor uns liegt.
    "Ist etwas nicht in Ordnung?", frage ich.
    Er schaut mich an. Es scheint, als wolle er etwas sagen. Doch statt meine Frage zu beantworten, legt er die Hand auf meinen Mund, während er die andere Hand gegen meinen Hinterkopf drückt und mich mit gefühlten fünf weiteren Händen in das Gebüsch zerrt. Ich fühle Matsch unter meinen Beinen, während er mich zu Boden drückt.
    Das kann nicht wahr sein. Verlassen,

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