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Schlaflos in Tofuwuerstchen

Schlaflos in Tofuwuerstchen

Titel: Schlaflos in Tofuwuerstchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Salchow
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das tatsächlich? Meine Vorstellung von einem Traummann? Meine Illusion von dem perfekten Gegenstück? Wie konnte ich nur so blind sein? So verzweifelt?
    "Aber ich dachte, wir wären uns endlich wieder näher gekommen, Eve."
    "Ich glaube, es ist besser, wenn du jetzt gehst", sage ich.
    "Ich will nicht gehen." Sein Unterton hat beinahe etwas Weinerliches. Ist es Mitleid, wirklich Mitleid, das ich für ihn empfinde?
    Ich schaue ihm in die Augen. Der letzte Blick, bevor ich zurück ins Haus gehen und ihm die Tür vor der Nase zuschlagen werde.
    "Aber ich will es", sage ich leise. " Ich will, dass du gehst, Peter."

Kapitel 13 : Tofuwürstchen
     
     
    Die Gänge des Supermarkts sind wie leergefegt. Kurz nach halb Acht. Kaum jemand, der jetzt noch Einkäufe erledigt. Ich bin dankbar für die Stille. Der Tag war lang. Erst das dreistündige Meeting in der Agentur, danach die Betreuung der Band vor dem Konzert. Und dann auch noch Ben, der Schlagzeuger, der mir seine Telefonnummer zum dritten Mal zugesteckt hat. Ob ich ihn diesmal endlich zurückrufe? Seine Hartnäckigkeit hat es eigentlich verdient, dass ich nachgebe.
    Die eingelegten Gurken sind schon wieder zehn Cent teurer. Abzocker. Im Kühlregal neben den Tofuwürstchen erkenne ich sie beinahe nicht. Aber es steht außer Frage, sie ist es. Dieselbe schmale Taille. Dasselbe honigblonde Haar, zu einem unkomplizierten Dutt geknotet. Das Kleid ungewohnt unspektakulär. Im Einkaufswagen lediglich ein einzelnes Fertiggericht. Ein Single-Einkauf?
    Unsere Wagen berühren sich. Ich lasse es nach Zufall aussehen.
    "Clara?"
    Sie dreht sich um. "Eve?"
    "Das ist ja eine Überraschung", sage ich friedlich und merke, dass ich es so meine.
    "Ja, wirklich. Eine Überraschung", wiederholt sie verunsichert.
    "Kaufst du öfter hier ein?", frage ich. "Ich habe dich noch nie hier gesehen."
    "Ich wohne erst seit einer Woche in der Nähe", sagt sie.
    "Tatsächlich?"
    Ihr Blick ist ruhig. Kein Anflug von Traurigkeit oder Missgunst. Keine Wut. Weder auf die Situation noch auf irgendeinen Menschen.
    "Ja", sagt sie. "Meine erste Wohnung, die ich allein gemietet habe. Bisher habe ich nie allein gewohnt, weißt du?"
    Ich lächle. "Glaub mir. So verkehrt ist das gar nicht. Und sicher ist es nicht für immer."
    Ich schaue in ihren Einkaufswagen. Das Singlegericht.
    "Wie hast du ..." Ich stocke für einen Moment. "Wie hast du herausgefunden, dass er…"
    "Ein Arsch ist?"
    Ich lächle. "Ja genau."
    "Oh." Sie zuckt mit den Schultern. "Ich habe eure SMS auf seinem Handy gefunden."
    Für einen Augenblick erschrecke ich. Welch albernes Klischee. Die SMS der Anderen. Ich frage mich, wer von uns beiden letztendlich wirklich die Andere war.
    "Es tut mir leid, dass du es auf diese Weise erfahren musstest."
    "Tatsächlich?" Sie schaut mich fragend an.
    "Nein." Ich lache. "Nein, eigentlich nicht."
    Sie schweigt. Für einen Moment. Dann scheint das Schweigen zu Verständnis zu werden. Das Verständnis zu einem Lächeln. Und das Lächeln zu einem Lachen. Ein Lachen, das durch die Gänge des Supermarkts hallt und sich mit meinem vereint, als könnten sie zusammen die Dummheit von Jahrhunderten auslöschen. Die Dummheit aller verlassenen Frauen, die vergessen haben, was sie eigentlich wert sind. Und doch, hoffentlich , nie zu spät erkennen, dass in jeder Dummheit auch sehr viel Kluges liegen kann.
     
     
    E N D E
     
     
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