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Schlaflos in Tofuwuerstchen

Schlaflos in Tofuwuerstchen

Titel: Schlaflos in Tofuwuerstchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Salchow
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sollte ich rufen? Nach ihm, damit er zu mir ins Bett steigt und mich tröstet?
    "Gut zu wissen."
    Er legt die Tasche auf das frischbezogene Bett und bleibt mit den Händen in den Hosentaschen stehen. Ich gehe zum Fenster.
    "Ein schönes Zimmer", sage ich.
    "Freut mich, wenn es dir gefällt. Clara hat dir extra frische Blumen reingestellt."
    Ich schaue zu den Tulpen auf dem Tisch und frage mich, mit welchen Gefühlen sie das Zimmer für mich hergerichtet hat. Blauäugig liebevoll oder mürrisch eifersüchtig? Ist sie trotz der Tatsache, dass ich nun mit ihr und Peter unter demselben Dach wohne, noch immer die Nettigkeit in Person?
    Die Situation ist absurd. Aber ich bin zu müde, um darüber nachzudenken.
     
    Eine überdimensionale Hand legt sich auf meine Kehle. Hitze. Kälte. Ein Windzug. Ich schreie, aber der Ton erstickt im Keim. Sein Atem riecht nach kaltem Kaffee. Irgendwo ruft jemand. Hitze. Kälte. Ich schreie. Wieder ist nichts zu hören. Wo ist meine Stimme? Warum kann ich meine Beine nicht bewegen? Fingernägel, die sich in meine Oberarme bohren. Ich bin weg. Weit weg von allem.
    "Eve! Wach auf!"
    Seine Stimme passt nicht zu der aus meinem Traum. Peter.
    "Was… was ist los?", murmele ich.
    "Du hast schlecht geträumt."
    Das Zimmer nimmt langsam Konturen an. Das Licht brennt, durch die Schlitze der Jalousien dringt Mondlicht. Der Radiowecker zeigt in schwammigem Rot 3:29 Uhr.
    "Geträumt. Ja." Ich lasse mich wieder aufs Kissen fallen. "Es war nur ein Traum."
    Das Verblassen der Bilder ist mir willkommen. Realität und Traum fangen an, sich langsam wieder voneinander zu entfernen.
    Peter ist da. Ich bin in Sicherheit.
    "Es tut mir leid, wenn ich dich geweckt habe." Ich bemerke Schweißperlen auf meiner Stirn. Noch immer sind mir solche Dinge vor ihm peinlich.
    "Genau genommen hat Clara deinen Schrei gehört. Wir dachten schon ..."
    "Was dachtet ihr?"
    "Keine Ahnung. Dass du dich verletzt hast."
    "Wie sollte ich mich verletzen, Peter? Hier, im Gästezimmer."
    "Vielleicht wäre es besser, wenn du näher bei uns wärst."
    "Noch näher? Wie meinst du das? Soll ich zwischen euch in der Besucherritze schlafen?"
    "Natürlich nicht. Ich dachte nur… Na ja, und Clara meint auch ..."
    Ich richte mich auf. "Peter. Ich bin dir wirklich dankbar, dass du mich zu dir geholt hast, aber bitte erwarte nicht von mir, es normal zu finden, wenn sich deine Neue um mein Wohlergehen sorgt."
    "Aber das tut sie. Genau wie ich."
    "Vielleicht tut sie es, weil du es tust."
    "Was soll das heißen?"
    "Dass eine Frau einiges in Kauf nehmen würde, nur um den Mann, den sie liebt, zu beeindrucken."
    Ich begutachte meine Fingernägel, die aussehen, als hätten sie noch vor wenigen Sekunden durch Rafaels Gesicht gekratzt. Bringt der Traum das Verdrängte näher? Zeigt er uns Ängste auf, die wir im wachen Zustand nicht bemerken?
    Peters Anwesenheit beruhigt mich. Trotzdem schmerzt es zu wissen, nicht in der Sicherheit seiner Arme einschlafen zu können.
    "Vielleicht solltest du wieder ins Schlafzimmer gehen. Clara wartet sicher schon."
    "Aber…"
    "Mach dir keine Gedanken um mich. Ich werde mich bemühen, von nun an lautlos zu träumen."
    Er lächelt. "Ich habe das Handy auf meinem Nachtschrank liegen. Wenn etwas ist, brauchst du nur anzurufen."
    Ich nicke. Sein Name steht noch immer auf meiner Kurzwahltaste. Doch es ändert nichts an der Tatsache, dass nun eine Andere seine Socken aus der Sofaritze sammelt.
     
    "Ich habe heute Katrin getroffen."
    "Katrin aus der Agentur?"
    "Ja. Sie lässt dich ganz lieb grüßen. Alle freuen sich schon darauf, wenn du wieder da bist."
    Julias Versuch, durch das Entfernen des Papiers die Herkunft der Blumen zu vertuschen, ist gescheitert. Zu oft habe ich selbst in letzter Minute die Tankstelle einem Blumenladen vorgezogen.
    "Und wenn du wieder zurück bist, gibt es ein großes Willkommensfrühstück mit allen Kollegen."
    Ich nicke. Die Tasse in meinen Händen fühlt sich fremd an. Genau wie der Stuhl, auf dem ich sitze.
    "Und sie sind beide nicht da?", will Julia wissen.
    "Clara ist in der Redaktion. Peter macht Einkäufe. Er hat sich ein paar Tage frei genommen."
    "Wie geht es dir?" Sie klingt besorgt.
    "Na ja, die Schmerzen lassen langsam nach."
    "Ich meine nicht die geprellten Rippen. Wie geht es dir in dieser Wohnung? Mit Peter. Mit dieser Tussi."
    "Um ehrlich zu sein weiß ich es nicht."
    "Was heißt, du weißt es nicht?"
    "Na ja, es ist der zweite Tag. Ich habe Clara nur flüchtig gesehen und die

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