Schlaflos in Tofuwuerstchen
gedemütigt und jetzt auch noch ermordet? So hab ich mir das nicht vorgestellt.
Seine Finger beginnen, an meinem Kleid herumzufummeln. Der Stoff ist widerspenstig und lässt sich schlecht zerreißen. Er wird nervös. Das hättest du einfacher haben können, denke ich und sammele all meine Kraft für einen kräftigen Tritt in seine empfindlichste Stelle.
Rafael, wenn er wirklich so heißt, kippt stöhnend zur Seite. Ich staune über meine Geistesgegenwart, die mich aufstehen und davonlaufen lässt. Er scheint keine Anstalten zu machen, mir zu folgen. Und wenn, dann merke ich es nicht.
Ich stürze und stehe auf. Laufen. Ich laufe um mein Leben. Der Park, der eben noch interessante Kulisse für eine weniger interessante Unterhaltung war, verschwimmt zu grünen Streifen, die an mir vorüberziehen, während ich in eine Richtung renne, die mir fremd ist.
Ich stürze und stehe auf. Laufen. Ich stolpere über Stufen, die den Eindruck erwecken, mich auf belebtere Wege zu führen. Noch immer keine Menschenseele. Ich höre Straßenlärm. Autohupen. Wieder eine Stufe.
Ich stürze und stehe auf. Laufen. Wie bin ich hier nur rein geraten? Ein Psychopath unter dem Deckmantel eines charmanten Online-Flirts?
Ich stürze und stehe auf. Laufen. Bloß weg von hier. Der Straßenlärm kommt näher. Mit einem Schlag werde ich Teil davon. Bremsen. Ein Knall.
Ich stürze.
Kapitel 5 : Kopfschmerzen
Das Licht sticht mir grell ins Gesicht, als ich erwache. An meinem Kinn klebt ein Pflaster. Ich stecke in einem unschönen Nachthemd. Über mir eine strammbezogene Bettdecke. Das Fenster scheint unendlich weit entfernt.
" Wo bin ich?"
Eine warme Hand drückt meinen Arm. "Eve. Endlich."
Ich erkenne ihn sofort. Sein Anblick erscheint mir seltsam vertraut, als hätte ich noch vor wenigen Sekunden von ihm geträumt.
"Peter. Was machst du hier?"
"Ich stand als Notfall-Kontaktperson in deinem Ausweis. Man hat mich vor fünf Stunden angerufen. Du bist in ein Auto gelaufen." Die Angst steht ihm ins Gesicht geschrieben. "Deine Kleider waren zerrissen, unter deinen Fingernägeln klebten Hautfetzen. Was ist passiert, Eve? Kannst du dich erinnern, was vor dem Unfall geschehen ist? Wer hat dich so zugerichtet?"
"Vor fünf Stunden? Bist du etwa schon so lange hier?"
"Ich habe gewartet, bis du aufwachst. Du hast eine Gehirnerschütterung und ein paar geprellte Rippen. Die Polizei war auch schon da. Die wollen dir Fragen stellen."
"Fragen?" Ich versuche, mich zu erinnern. Kopfschmerzen. Verschwommene Bilder tauchen vor meinem inneren Auge auf. Rafael. Der Park. Das Gebüsch. Wie konnte das passieren? Wie konnte mich meine Verzweiflung so blind werden lassen, dass ich mich auf ein Treffen in einem einsamen Park einlasse? War es tatsächlich Verzweiflung, die mich dazu getrieben hat? Ich bin müde. Wem nützt es, wenn ich Fragen beantworte? Er wird längst über alle Berge sein. Kopfschmerzen. Ich weiß nicht, wo er wohnt. Er weiß nicht, wo ich wohne. Ich kenne nur seinen Vornamen und auch der könnte erfunden sein.
Ich will nicht darüber reden. Nur schlafen. Mit der Gewissheit, dass Peter neben mir sitzt.
"Bist du ..." Er zögert. "Bist du vergewaltigt worden?"
Seine Frage erschreckt mich. Erst jetzt wird mir bewusst, dass ich haarscharf einem Drama entgangen bin.
"Nein", antworte ich schnell. "Ich bin abgehauen."
"Und dann vor dieses Auto gelaufen ..."
Ich nicke, auch wenn ich mich nicht wirklich an ein Auto erinnere.
"Wer war das, Eve? Wer ist über dich hergefallen? Und wo?"
"Rafael. Im Park."
"Rafael? Wer ist Rafael? Und welchen Park meinst du?"
Für einen Moment schließe ich die Augen. "Was spielt das noch für eine Rolle?"
"Was das für eine Rolle spielt? Eve, dieser Typ wollte dich vergewaltigen, wenn nicht sogar ..." Er bricht ab.
"Aber er hat mich nicht vergewaltigt. Ich bin jetzt in Sicherheit."
"Aber er könnte dich aufspüren und es wieder versuchen."
"Er hat keine Ahnung, wie ich mit vollem Namen heiße. Er weiß nicht, wo ich wohne. Wir sind praktisch Fremde."
"Du hast dich mit einem Fremden getroffen?" Sein Blick hat etwas Vorwurfsvolles. Ich sehe, dass er sich Sorgen macht. Noch vor wenigen Stunden hätte es nichts Schöneres für mich gegeben, als seine Fürsorge zu spüren. Jetzt registriere ich sie lediglich. Kopfschmerzen.
"Das ist eine lange Geschichte."
"Dann erzähl sie mir."
Ich drehe meinen Kopf zur Seite. "Ich würde jetzt lieber schlafen."
Er scheint ungeduldig. Nicht willig, länger zu
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