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Schlaflos in Tofuwuerstchen

Schlaflos in Tofuwuerstchen

Titel: Schlaflos in Tofuwuerstchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Salchow
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nicht mit euch zusammen auf eine Couch setzen. Das kannst du doch auch unmöglich wollen."
    "Ich will dir helfen, Eve. Das ist alles", sagt er. "Du hast schlimme Dinge erlebt."
    "Ja, schlimme Dinge", wiederhole ich monoton. Ob er weiß, dass die Trennung von ihm ein viel größeres Drama ausgelöst hat als der Überfall im Park? Ob er ahnt, wie viel öfter ich an ihn denke als an das Szenario mit Rafael? Und wie viel sagt diese Tatsache über mich aus? Über mich und meine Abhängigkeit von ihm?
    "Geht es dir wirklich gut?", fragt er schließlich.
    Ich schaue in den Himmel. Die Sterne scheinen sich mit jeder Sekunde zu vermehren.
    "Weißt du noch", beginne ich schließlich, ohne auf seine Frage einzugehen, "als wir vorletzten Sommer spontan den Campingausflug an den See gemacht haben? Es war eine Nacht wie diese. Sternenklar, als läge eine Art Magie in der Luft."
    Sein Blick wandert zum Himmel, als müsste er sich selbst von der besonderen Art des Zaubers überzeugen. Ich schaue zu ihm, während er schweigend nach oben starrt. Die kräftigen Züge seines Gesichts, die Anzeichen eines Dreitagebarts, den ich immer so an ihm mochte.
    "Es hat damals geregnet", sagt er leise.
    "Nur ein ganz kleines bisschen", antworte ich. "Wir haben es kaum gemerkt."
    Ich lächle beim Gedanken an die Nacht am See.
    "Das ist so lange her", sagt er.
    "Aber ich denke noch oft daran", antworte ich. "In Nächten wie diesen."
    Er faltet die Hände in seinem Schoß und senkt den Blick. Ganz sicher sind es dieselben Bilder, die uns in diesem Moment verbinden. Eine der Nächte, in denen wir uns besonders nah waren. Nicht nur körperlich. Wann immer ich an Peter dachte, egal ob nun während oder nach unserer Beziehung, war es vor allem das Erlebnis am See, das mir immer wieder in den Sinn kam.
    Er hebt den Kopf und schaut mich für einen kurzen Augenblick wortlos an. Beinahe ist das Schweigen zwischen uns peinlich. Es fällt mir schwer, die Botschaft in seinen Augen zu deuten. Ist es noch immer das schlechte Gewissen, das ihn quält? Der Unfall, das Ereignis im Park, an dem er sich aus unerklärlichen Gründen die Schuld gibt? Ich möchte ihm sagen, dass es albern ist, sich Vorwürfe zu machen. Dass es allein meine Entscheidung war, in den Park zu gehen und mich mit Rafael zu treffen. Doch im selben Augenblick verwerfe ich den Gedanken wieder. Schuldgefühle sind besser als gar keine Gefühle. Der Gedanke, dass mir etwas zustoßen könnte, macht ihm zu schaffen. Ja. Tatsächlich. Es muss weit mehr sein als nur ein schlechtes Gewissen.
    Er nimmt die Hand aus seinem Schoß und sammelt einen Fussel von meiner Schulter. Erst jetzt wird mir der ausgewaschene Pullover, den ich trage, peinlich. Ich möchte etwas sagen, doch noch während ich nach Worten suche, sehe ich seine Lippen näher kommen.
    Es ist nur ein kurzer Kuss, der beinahe den Eindruck erweckt, Einbildung zu sein. Eher ein Hauch als eine Berührung. Bevor ich ihn realisiere, schreckt er zurück und steht auf.
    "Es tut mir leid."
    "Was tut dir leid?", frage ich, während ich mit den Fingern ungläubig meinen Mund berühre.
    "Ich… das hätte ich nicht tun dürfen."
    Ich möchte ihm um den Hals fallen, ihm sagen, dass nun endlich alles gut wird. Dass ich ihm sein kurzzeitiges Abkommen vom Weg verzeihe. Das mit Clara. Das mit seinem Auszug. Doch die Worte fehlen. Selbst der Atem. Was ist passiert?
    "Peter", sage ich leise. So leise, dass ich mir nicht sicher bin, es wirklich gesagt zu haben.
    Er dreht sich um und geht durch die Terrassentür zurück ins Haus. Ich will ihm nachlaufen, ihn zur Rede stellen und muss im selben Moment an Clara denken. Kann es tatsächlich sein, dass ich mir Sorgen um ihre Reaktion mache? Darum, dass er Ärger mit ihr bekommt, wenn sie von dem Kuss erfährt? Es ist sicher nur meine eigene Unfähigkeit, das Geschehene einzuordnen. Meine Angst vor unnötigen Schwierigkeiten. Das ist eine Sache zwischen Peter und mir. Und die müssen wir auch alleine klären.
    Ich lehne mich zurück und blicke erneut in den Himmel. Ist das tatsächlich wahr? Ein Kuss. Ein richtiger Kuss. Ein Kuss, der von ihm ausgegangen ist. Der Moment ist so schnell vorüber, dass ich mich frage, ob ich ihn mir vielleicht nur eingebildet habe. Er hat mich geküsst. Weil er noch immer etwas für mich empfindet. Weil er seine Gefühle für mich nicht verdrängen kann. Deshalb macht er sich solche Sorgen um meinen Zustand. Deshalb hat er mich zu sich geholt. Eindeutiger kann es nicht sein.
    Er liebt

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