Schlaflos in Tofuwuerstchen
noch mal probieren will. Und wenn er alles andere geklärt hat."
"Alles andere geklärt."
"Ja. Und er hat zugestimmt. Ich habe ihn nie so sicher erlebt, Julia."
"Und wenn er es doch nicht geklärt hat? Wäre nicht das erste Mal, dass er einen Rückzieher macht."
"Wenn er es nicht hinbekommt, wird er auch nicht im Ferienhaus auftauchen. Aber er wird auftauchen, da bin ich mir sicher. Dazu hat er zu große Angst, mich wieder zu verlieren."
"So so ... er hat Angst. Und woher soll diese Angst so plötzlich kommen?"
"Er hat Wind von Tom und mir bekommen."
"Echt?"
"Er ist ausgerastet vor Eifersucht."
"Sehr gut. Das geschieht ihm recht."
"Ich fand es auch toll, ihn so in Rage zu erleben. Und das nur wegen nem Typen, der mir noch nicht mal was bedeutet."
"Trotzdem musst du es ihm deswegen nicht so leicht machen, Eve, und ihn direkt zurücknehmen. Lass ihn doch zappeln. Verdient hätte er es."
"Ich lasse ihn schon seit Tagen zappeln. Jetzt ist der richtige Moment, um ihn zu treffen."
"Seit Tagen? Süße, er hat dich wochenlang leiden lassen. Hast du das vergessen?"
"Nein, das habe ich nicht vergessen. Aber ich werde es ihm verzeihen, Julia. Weil man auch mal Dinge verzeihen muss. Findest du nicht auch, dass das Leben sehr traurig wäre, wenn man nicht auch mal verzeihen könnte."
"Das einzige, das hier traurig ist, ist deine Naivität, Eve."
"Ich werde jetzt auflegen, Julia."
"Haben wir einen Streit?"
"Nein. Ich möchte nur nicht mehr darüber reden. Mein Entschluss steht fest und ich habe es satt, ständig von euch beratschlagt zu werden."
"Von euch?"
"Ja. Tom hat genauso geredet. Ich würde die schöne Sache mit ihm das Klo runterkippen ..."
"Sag ich doch. Hör auf den Mann. Der weiß, wovon er spricht."
"Vor allem wissen seine männlichen Bedürfnisse, wovon er spricht. Das ist der einzige Grund, aus dem er mich davor bewahren wollte, zu Peter zurückzukehren."
"Du musst wissen, was du tust."
"Das weiß ich auch, Julia."
"Du kennst meine Nummer, wenn du merkst, dass es ein Fehler war, dich wieder auf ihn einzulassen."
"Ich kenne deine Nummer, wenn ich dir sage, dass wir jetzt wieder zusammen wohnen."
"Mach’s gut, Süße."
"Mach’s gut."
Kluge Ratschläge hin oder her. Manchmal können sie auch einfach nur nerven. Warum glaubt alle Welt zu wissen, was das Beste für mich ist?
Kapitel 12 : Schätzchen
Die Kieselsteine auf dem Weg knirschen unter den Autoreifen, als ich neben dem Grundstück parke. Mein Herz schlägt so laut, dass ich es beinahe hören kann. Ich bin da. Endlich da. Viel zu früh und doch erleichtert, unterwegs nicht vor Aufregung einen Pfeiler oder irgendein parkendes Auto umgenietet zu haben.
Ich ziehe den Schlüssel aus dem Schloss, greife nach der Reisetasche auf dem Rücksitz und werfe die Autotür hinter mir zu. Vor dem Häuschen bleibe ich stehen. Die Sonne scheint pünktlich für diesen Tag herausgekommen zu sein. Sie scheint sich der Wichtigkeit des Datums bewusst zu sein.
Mein Blick wandert über die Außenfassade zu der kleinen Sitzecke aus weiß lackiertem Holz. Wir können den Wein draußen trinken, wenn wir gegessen haben. Die Einkäufe sind noch im Kofferraum. Ich werde die beste Lasagne machen, die Peter je gegessen hat. Sein Lieblingsessen. Umso mehr wird er sich darüber freuen, dass ich ihm zur Feier unserer Wiedervereinigung etwas ganz Besonderes zubereite.
Ich öffne den Kofferraum. Auch die frischen Tulpen haben die Fahrt gut überstanden. Die Atmosphäre des Hauses wird mit den Blumen und unserem gemeinsamen Abendessen regelrecht heimisch sein. Die perfekte Stimmung für einen gelungenen Abend.
Nach und nach trage ich die Utensilien ins Haus. Kurz vor der Veranda bleibe ich mit einer Einkaufstüte im Arm stehen. Hier hatte er mir damals die Augenbinde abgenommen, um seine Überraschung sichtbar zu machen. Der Trip ins Grüne. Unsere erste Reise und der sichere Beweis, dass er es ernst mit mir meinte. Ich lächle. Was auch immer in der letzten Zeit falsch gelaufen ist, heute wird es endlich richtig werden.
Die Zimmer haben sich kaum verändert. Eine kleine Küche im Landhausstil. Das Wohnzimmer mit dem Sofa, das noch immer denselben blassgrauen Bezug mit gelben und roten Blumen trägt. Die pastellgrünen Kissen auf dem Sofa und den Sesseln. Der Schrank mit der knarrenden Tür. Und überall an den Wänden scheinbar zusammenhanglose Gemälde von Frauen in altertümlichen Gewändern, Landwegen oder einsamen Kirchen. Die Wendeltreppe, die
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