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Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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für meinen Sohn und meine Schwiegertochter aufgelegt … sie kamen zum Frühstück … wir wollten den Vormittag miteinander verbringen ›Wir werden uns nett unterhalten, Ma‹, hatte Harold gesagt … aber der Grund , weshalb sie gekommen sind … weißt du, der wahre Grund …«
    Ihre Worte wurden von einem neuerlichen Weinkrampf erstickt. Ralph tastete in die Gesäßtasche, fand ein Taschentuch, das zerknittert, aber sauber war, und drückte es Lois in die Hand. Sie nahm es, ohne ihn anzusehen.

    »Nur weiter«, sagte er. »Du kannst dir ein bisschen die Augen wischen, wenn du möchtest, aber du siehst nicht schlecht aus, Lois; ehrlich nicht.«
    Ein bisschen waschbärmäßig, mehr nicht, dachte er. Er lächelte, aber dann erlosch das Lächeln. Er erinnerte sich plötzlich an den Tag im September, als er zum Rite Aid aufgebrochen war, um sich ein rezeptfreies Schlafmittel zu holen, und Bill und Lois vor dem Park getroffen hatte, wo sie sich über die Demonstration und das Puppenwerfen unterhielten, das Ed vor WomanCare organisiert hatte. An dem Tag war sie eindeutig aufgeregt gewesen - Ralph erinnerte sich, sie hatte trotz ihrer Aufregung und Sorge müde ausgesehen -, aber sie war auch fast wunderschön gewesen: Ihr beachtlicher Busen hatte gewogt, ihre Augen geblitzt, ihre Wangen waren gerötet gewesen wie die eines jungen Mädchens.
    Heute war diese so gut wie unwiderstehliche Schönheit kaum mehr als eine Erinnerung; mit ihrer verlaufenen Wimperntusche sah Lois Chasse wie ein trauriger, alter Clown aus, und Ralph spürte Wut auf das oder denjenigen in sich auflodern, der für die Veränderung verantwortlich war.
    »Ich sehe schrecklich aus!«, sagte Lois und rieb wie wild mit Ralphs Taschentuch an ihren Augen herum. »Ich bin eine Schreckschraube! «
    »Nein, Ma’am. Nur ein bisschen verschmiert.«
    Nun drehte Lois ihm endlich das Gesicht zu. Das kostete sie sichtliche Anstrengung, da ihr Rouge und Augen-Make-up nun weitgehend an Ralphs Taschentuch klebten. »Wie schlimm sehe ich aus?«, hauchte sie. »Sag die Wahrheit, Ralph Roberts, oder du wirst schielen.«

    Er beugte sich nach vorn und küsste ihre feuchte Wange. »Nur reizend, Lois. Ätherisch werden wir uns für einen anderen Tag aufheben müssen, glaube ich.«
    Sie lächelte ihm unsicher zu, und bei der Bewegung quollen zwei neue Tränen aus ihren Augen. Ralph nahm ihr das zusammengeknüllte Taschentuch ab und wischte sie behutsam weg.
    »Ich bin so froh, dass du vorbeigekommen bist, und nicht Bill«, sagte sie ihm. »Ich wäre vor Scham gestorben, wenn Bill mich in aller Öffentlichkeit weinen gesehen hätte.«
    Ralph sah sich um. Er entdeckte Rosalie wohlbehalten in Sicherheit am Fuß des Hügels - sie lag zwischen zwei Portosan-Toiletten, die da unten standen, und hatte die Schnauze auf den Pfoten liegen - sonst war dieser Teil des Parks verlassen. »Ich glaube, wir haben den Park für uns allein, zumindest im Augenblick«, sagte er.
    »Gott sei Dank, wenigstens etwas.« Lois nahm das Taschentuch und widmete sich wieder ihrem Make-up, diesmal weniger hektisch. »Da wir gerade von Bill sprechen, ich war auf dem Weg hierher rasch im Red Apple - das war, bevor ich mir selber leidtat und mir die Augen aus dem dummen Kopf geheult habe -, und Sue sagte, dass du und Bill vor einer Weile einen Riesenstreit gehabt hättet. Ihr habt euch angeschrien und so, mitten im Vorgarten.«
    »Nee, so riesig auch wieder nicht«, sagte Ralph und lächelte unbehaglich.
    »Darf ich neugierig sein und fragen, worum es ging?«
    »Schach«, sagte Ralph. Das war das Erste, das ihm in den Sinn kam. »Das Startbahn-Drei-Turnier, das Faye
Chapin jedes Jahr veranstaltet. Aber im Grunde genommen ging es eigentlich um gar nichts. Du weißt ja, wie das ist - manchmal stehen die Leute eben mit dem linken Fuß zuerst auf und nehmen den nächstbesten Anlass, um sich zu streiten.«
    »Ich wünschte, bei mir wäre es auch nichts anderes«, sagte Lois. Sie öffnete ihre Handtasche - diesmal ohne Schwierigkeiten - und holte den Taschenspiegel heraus. Dann seufzte sie und steckte ihn wieder in die Tasche, ohne ihn aufzuklappen. »Ich kann nicht. Ich weiß, ich bin albern, aber ich kann einfach nicht.«
    Ralph griff mit der Hand in ihre Handtasche, bevor sie diese wieder zuklappen konnte, nahm den Taschenspiegel heraus, klappte ihn auf und hielt ihn ihr vor das Gesicht. »Siehst du? So schlimm ist es nicht, oder?«
    Sie wandte das Gesicht ab wie ein Vampir, der vor einem Kruzifix

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