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Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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nicht richtig verstanden!‹, sagte ich. ›Ich werde nicht mitkommen. Weshalb sollte ich so einen schönen Tag damit vergeuden, mir ein Haus anzusehen, in dem ich nie wohnen werde? Und was gibt euch überhaupt das Recht, hierher zu kommen und mich derart damit zu überrumpeln? Warum hat nicht einer von euch zumindest angerufen und gesagt: Wir haben uns etwas überlegt, Mama, möchtest du es hören? Hättet ihr so nicht einen eurer Freunde behandelt?‹
    Als ich das gesagt hatte, haben sie sich noch mal angesehen …«
    Lois seufzte, wischte sich zum letzten Mal die Augen ab und gab Ralph das Taschentuch zurück, feuchter, aber sonst noch zu gebrauchen.
    »Nun, an diesem Blick sah ich, dass wir noch nicht fertig waren. Überwiegend lag es daran, wie Harold aussah - wie damals, wenn er gerade eine Handvoll Schokostreusel
aus der Tüte in der Vorratskammer stibitzt hatte. Und Janet … die betrachtete ihn mit dem Blick, den ich am allermeisten hasse. Ich nenne ihn ihren Bulldozerblick. Und dann fragte sie ihn, ob er mir erzählen wolle, was der Arzt gesagt hätte, oder ob sie es tun solle.
    Am Ende erzählten sie es beide, und als sie fertig waren, da war ich so wütend und erschrocken, dass ich mir die Haare hätte ausreißen können. So sehr ich es versuchte, ich kam einfach nicht darüber hinweg, dass Carl Litchfield Harold alles erzählt hat, was ich für vertraulich gehalten hatte. Dass er Harold einfach angerufen und es ihm erzählt hatte, als wäre das vollkommen in Ordnung.
    ›Also denkst du, ich bin senil?‹, fragte ich Harold. ›Läuft es darauf hinaus? Du und Jan denkt, ich bin im biblischen Alter von achtundsechzig nicht mehr ganz dicht im Oberstübchen? ‹ Harold wurde knallrot im Gesicht und scharrte unter dem Tisch mit den Füßen, während er vor sich hinmurmelte. Dass er das nicht dächte, aber er müsste an meine Sicherheit denken, wie ich immer an seine gedacht hätte, als er ein Kind war. Und Janet saß die ganze Zeit am Tisch, knabberte an einem Muffin und betrachtete ihn mit einem Blick, für den ich sie hätte töten können - als würde sie ihn für eine Küchenschabe halten, die gelernt hatte, wie ein Anwalt zu sprechen. Dann stand sie auf und fragte, ob sie ›die Toilette benutzen‹ dürfte. Ich sagte, nur zu, und verkniff mir die Bemerkung, wie erleichtert ich war, sie zwei Minuten aus dem Zimmer zu haben.
    ›Danke, Mutter Lois‹, sagte sie. ›Wird nicht lange dauern. Harry und ich müssen bald wieder gehen. Wenn du meinst, du kannst nicht mit uns kommen und deinen Termin wahrnehmen, gibt es nichts mehr zu sagen.‹«

    »Was für ein Herzchen«, sagte Ralph.
    »Nun, was mich betraf, war das das Ende; ich hatte genug. ›Ich nehme meine Termine wahr, Janet Chasse‹, sagte ich, ›aber nur die, die ich selbst vereinbare. Wenn andere Leute welche für mich treffen, kümmert mich das einen feuchten Furz.‹
    Sie warf die Hände hoch, als wäre ich die unvernünftigste Frau, die jemals auf dem Antlitz dieser Erde gewandelt ist, und ließ mich mit Harold allein. Er sah mich mit seinen großen braunen Augen an, als wartete er darauf, dass ich mich entschuldigen würde. Und ich hatte fast das Gefühl, als sollte ich mich entschuldigen, und sei es nur, damit sein Gesicht nicht mehr diesen Cockerspanielausdruck hatte, aber ich habe es nicht getan. Ich wollte nicht. Ich sah ihn nur an, und nach einer Weile ertrug er es nicht mehr und sagte mir, ich sollte nicht mehr wütend sein. Er sagte, er würde sich nur Sorgen machen, weil ich ganz allein hier unten lebte, dass er nur versuchte, ein guter Sohn zu sein, und Janet eine gute Tochter.
    ›Ich denke, das verstehe ich‹, sagte ich, ›aber du solltest wissen, dass man Liebe und Sorge nicht dadurch ausdrückt, dass man hinter dem Rücken von jemandem intrigiert. ‹ Da wurde er stocksteif und sagte, er und Jan würden es nicht als intrigieren bezeichnen. Als er das sagte, sah er eine oder zwei Sekunden zum Badezimmer, und ich dachte mir, er wollte mir damit zu verstehen geben, dass Jan es nicht als intrigieren betrachtete. Dann sagte er mir noch, dass es keineswegs so war, wie ich es darstellte - Litchfield hätte ihn angerufen, nicht umgekehrt.
    ›Na gut‹, antwortete ich, ›aber was hat dich daran gehindert, einfach aufzulegen, als dir klar wurde, worüber er
mit dir reden wollte? Das war schlicht und einfach falsch , Harry. Was, in Gottes Namen, ist in dich gefahren?‹
    Er fing wieder an zu zappeln und herumzudrucksen - ich glaube, er

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