Schlaflos - Insomnia
selbst herum webte wie eine giftige Gebärmutter. Dieser Vergleich rief die Stimme von Ed Deepneau in seiner Erinnerung auf den Plan, der gesagt hatte, dass die Zenturionen Babys aus dem Schoß ihrer Mütter rissen und sie in Lastwagen wegbrachten, die mit Planen abgedeckt waren.
Hast du dich schon mal gefragt, was sich unter diesen Planen befindet?, hatte Ed gefragt.
Hatte das etwas hiermit zu tun? Ja?
Doc Nr. 3 stand da und sah grinsend auf Rosalie herab. Dann löste er den Knoten ihres Tuchs, legte es sich selbst um den Hals und band einen großen, lockeren Knoten, sodass es aussah wie die Krawatte eines Boheme-Künstlers. Als er das getan hatte, sah er mit einem Ausdruck abscheulicher Selbstgefälligkeit zu Ralph und Lois auf. Da!, sagte dieser Ausdruck. Ich habe letztlich doch getan, was ich wollte, und ihr habt nicht das Geringste dagegen unternehmen können, richtig?
[»Tu etwas, Ralph! Bitte tu etwas! Er soll aufhören!«]
Dazu war es jetzt zu spät, aber möglicherweise noch nicht, ihn seines Weges zu schicken, bevor er den Anblick genießen konnte, wie Rosalie tot am Fuß des Baums zusammenbrach. Er war sich ziemlich sicher, dass Lois keinen Karateschlag mit blauem Licht zustande bringen konnte, so wie er, aber möglicherweise konnte sie etwas anderes.
Ja - sie kann auf ihre Weise auf ihn schießen.
Er wusste nicht, warum er sich da so sicher war, aber plötzlich war er es. Er packte Lois an den Schultern, damit sie ihn ansah, dann hob er die rechte Hand. Er winkelte den Daumen an und richtete den Zeigefinger auf den kahlköpfigen Mann. Nun sah er wie ein kleines Kind aus, das Räuber und Gendarm spielt.
Lois reagierte mit einem bestürzten, verständnislosen Blick. Ralph nahm ihre Hand und zog ihr den Handschuh aus.
[»Du! Du, Lois!«]
Sie verstand, was er meinte, hob selbst die Hand, streckte den Zeigefinger aus und machte wie ein Kind eine schießende Geste: Peng! Peng!
Zwei kompakte, rhombusförmige Strahlen, deren graublauer Farbton identisch mit Lois’ Aura war, nur viel heller, schossen aus ihren Fingerspitzen den Hügel hinunter.
Doc Nr. 3 kreischte und sprang in die Höhe, hielt die zu Fäusten geballten Hände in Schulterhöhe, und die Absätze seiner schwarzen Schuhe knallten gegen seinen Hintern, als die erste dieser »Kugeln« unter ihm durchging. Sie schlug auf dem Boden auf, prallte ab wie ein flacher Stein auf einer Wasseroberfläche und traf das Portosan
mit der Aufschrift FRAUEN. Einen Augenblick glühte die ganze Fassade so grell wie zuvor das Fenster des Buffy-Buffy.
Das zweite blau-graue Geschoss traf die linke Hüfte des Kahlkopfs und heulte als Querschläger himmelwärts. Er schrie - ein hohes, schrilles Geräusch, das sich wie ein Wurm in Ralphs Kopf zu fressen schien. Ralph hob die Hände zu den Ohren, obwohl es nichts nutzen würde, und sah, dass Lois seinem Beispiel folgte. Er war sich sicher, wenn dieser Schrei lang anhalten würde, würde er ihm so gewiss den Schädel spalten, wie das hohe C feines Kristallglas zerschmettern kann.
Doc Nr. 3 fiel neben Rosalie auf den nadelübersäten Boden, rollte sich hin und her, heulte und hielt sich die Hüfte wie ein kleines Kind sich die Stelle halten würde, die es sich gestoßen hat, als es vom Dreirad gefallen ist. Nach einigen Augenblicken wurde der Schrei leiser, und er rappelte sich auf die Füße. Seine Augen funkelten sie unter seiner weißen Stirn an. Bills Panama hatte er jetzt weit nach hinten geschoben, und die linke Seite des Kittels war schwarz und rauchte.
[Das zahle ich euch heim! Das zahle ich euch beiden heim! Gottverdammte kurzfristige Scheiß-Störenfriede! DAS ZAHLE ICH EUCH BEIDEN HEIM!]
Er wirbelte herum und lief den Weg hinunter, der zum Spielplatz und den Tennisplätzen führte; er rannte in großen, fliegenden Sprüngen wie ein Astronaut auf dem Mond. Seiner Schnelligkeit nach zu urteilen, konnte Lois’ Schuss nicht viel Schaden angerichtet haben.
Lois packte Ralph an den Schultern und schüttelte ihn. Dabei begannen die Auren wieder zu verblassen.
[»Die Kinder! Es ist unterwegs zum Ki …!«]
Ihre Stimme verklang, und das schien vollkommen logisch zu sein, denn plötzlich sah er, dass Lois überhaupt nicht redete, sondern ihn mit ihren dunklen Augen nur starr ansah, während sie seine Schultern umklammert hielt.
»Ich kann dich nicht hören!«, rief er. »Lois, ich kann dich nicht hören!«
»Was ist los, bist du taub? Es ist zum Spielplatz unterwegs! Zu den Kindern! Wir dürfen nicht
Weitere Kostenlose Bücher