Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
keine Anrufe entgegennimmt, wie sollen wir dann mit ihr Verbindung aufnehmen?«
    »Nun, ich will dir was sagen. Ich bin den größten Teil dessen, was Faye Chapin mein wirkliches Leben nennen würde, Vertreter gewesen, und ich denke, wenn es drauf ankommt, bin ich immer noch recht einfallsreich.« Er dachte an die Dame mit der orangefarbenen Aura am Informationsschalter und grinste. »Und vielleicht sogar überzeugend.«
    »Ralph?« Ihre Stimme klang piepsig.
    »Was, Lois?«
    »Mir kommt dies hier wie das wirkliche Leben vor.«
    Er tätschelte ihre Hand. »Ich weiß, was du meinst.«

4
    Ein vertrautes hageres Gesicht lugte aus dem Kartenhäuschen des Krankenhausparkhauses; ein vertrautes Grinsen - aus dem mindestens ein halbes Dutzend Zähne desertiert waren - breitete sich darauf aus.
    »Eyyy, Ralph, bist du das? Isses die Möglichkeit? Schön! Schön!«
    »Trigger?«, fragte Ralph bedächtig. »Trigger Vachon?«
    »Kein annerer!« Trigger schüttelte das fettige braune Haar aus der Stirn, damit er Lois besser sehen konnte. »Und
wer ist diese reizende Blume? Ich kenne sie von irgendwo her, der Teufel soll mich holen, wenn’s nicht so ist!«
    »Lois Chasse«, sagte Ralph und holte den Parkschein, den er an der Sonnenblende festgeklemmt hatte. »Du hast vielleicht ihren Mann Paul gekannt …«
    »Verdammt richtig, das hab ich!«, rief Trigger. Damals, neunzehnsibbenzich oder einundsibbenzich sind wir am Wochenende immer rumgezogen! Mehr als einmal bis zur Sperrstunde in Nan’s Tavern! Da brat mir doch einer einen Storch! Wie geht es Paul heute so, Ma’am?«
    »Mr. Chasse ist vor etwas mehr als zwei Jahren von uns gegangen«, sagte Lois.
    »O verdammt! Tut mir leid, das zu hören. War ein dufter Kumpel, Paul Chasse. Wirklich ein rundum dufter Kumpel. Alle haben ihn gemocht.« Trigger sah so betroffen aus, als hätte sie ihm gesagt, dass es erst heute Morgen passiert sei.
    »Danke, Mr. Vachon.« Lois sah auf die Uhr, dann Ralph an. Ihr Magen knurrte, als wollte er das letzte Wort zu dem Thema beisteuern.
    Ralph reichte seinen Parkschein durch das offene Fenster des Autos, und als Trigger ihn nahm, wurde ihm bewusst, der Datumsstempel würde zeigen, dass er und Lois seit Dienstagabend hier waren. Fast sechzig Stunden.
    »Was ist mit der chemischen Reinigung geworden, Trig?«, fragte er hastig.
    »Ahhh, ham mich gefeuert«, sagte Trigger, »Hab ich dir das nicht erzählt? Ham fast alle gefeuert. Zuerst war ich’n bisschen traurig, aber letzten April hab ich hier angefangen, und … eyyy! Gefällt mir viel besser, hab’nen kleinen Fernseher, wenn nix los is, und hier hupt keiner, wenn
ich nicht sofort losfahr, wenne Ampel grün wird, oder schneidet mich draußen auf der Extension. Alle hams eilig, wohin zu kommen, nur warum weiß ich nicht. Außerdem will ich dir was sagen, Ralph: Im Winter war der Scheißlastwagen kälter als Hexentitten. Pardon, Ma’am.«
    Lois antwortete nicht. Sie schien mit größtem Interesse die Rückseite ihrer Hände zu studieren. Derweil sah Ralph erleichtert, wie Trigger den Parkschein zusammenknüllte und in den Mülleimer warf, ohne auch nur einen Blick auf Datum- und Uhrzeitstempel zu werfen. Er drückte einen Knopf der Registrierkasse, worauf auf dem Bildschirm im Fenster der Kabine $ 0,00 erschien.
    »Mensch, Trig, das ist echt nett von dir«, sagte Ralph.
    »Eyyy, nicht der Rede wert«, sagte Trigger und drückte mit großer Geste einen weiteren Knopf. Die Schranke vor der Kabine ging in die Höhe. »Schön, dich zu sehen. Sag, erinnerste dich noch an den Tag draußen beim Flughafen? Himmel! War heißer als inner Hölle, und die beiden Typen sind einander fast anne Hälse gegangen. Und dann hats geregnet wie der Teufel. Und gehagelt. Du warst zu Fuß, und ich hab dich nach Hause gefahren. Hab dich seit da nur ein oder zweimal gesehn.« Er sah Ralph eingehender an. »Siehst heute verdammt viel besser aus als damals, Ralphie, das kann ich dir sagen. Verdammt, siehst kein Tag älter als fünfundfünfzich aus. Schön!«
    Lois’ Magen knurrte wieder, diesmal lauter. Sie betrachtete weiter ihre Handrücken.
    »Ich fühle mich aber ein bisschen älter«, sagte Ralph. »Hör zu, Trig, es war schön, dich zu sehen, aber wir müssen …«
    »Verdammt«, sagte Trigger, und seine Augen sahen in die Ferne. »Ich wollte dir was sagen, Ralph. Glaub ich jedenfalls.
Wegen diesem Tag. Herrje, hab ich’n dummen alten Kopf!«
    Ralph wartete noch einen Moment unbehaglich zwischen Ungeduld und

Weitere Kostenlose Bücher