Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schlaflos - Insomnia

Titel: Schlaflos - Insomnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Neugier. »Mach dir nichts draus, Trig. Ist schon lange her.«
    »Aber was , zum Teufel …?«, fragte Trigger sich selbst. Er sah zur Decke seiner kleinen Kabine, als könnte die Antwort dort geschrieben stehen.
    »Ralph, wir müssen los«, sagte Lois. »Und nicht nur wegen des Frühstücks.«
    »Ja. Du hast recht.« Er ließ den Oldsmobile langsam anrollen. »Wenn es dir wieder einfällt, Trig, ruf mich an. Ich steh im Telefonbuch. War schön, dich zu sehen.«
    Trigger Vachon schenkte ihm überhaupt keine Beachtung; tatsächlich schien er Ralph gar nicht mehr zu bemerken. »War es was, das wir gesehen ham?«, wollte er von der Decke wissen. »Oder was wir getan ham? Mann!«
    Er sah immer noch zur Decke und kratzte sich das dünne Haar im Nacken, als Ralph nach links abbog, zum Abschied grüßend die Hand hob und den alten Oldsmobile mit einem letzten Winken den Hospital Drive hinunter zu dem flachen Backsteingebäude von WomanCare steuerte.

5
    Nachdem die Sonne aufgegangen war, stand nur noch ein Wachmann da, und die Demonstranten hatten sich ganz verzogen. Ihre Abwesenheit rief in Ralph Erinnerungen an alle Dschungelfilme wach, die er in seiner Jugend gesehen hatte, besonders an den Teil, wo die Trommeln der Eingeborenen
verstummten und der Held - Jon Hall oder Frank Buck - sich zum Anführer seiner Träger umdrehte und sagte, dass ihm das nicht gefiele, dass es zu still sei. Der Wächter zog ein Klemmbrett unter dem Arm hervor, betrachtete Ralphs Olds mit verkniffenen Augen und schrieb etwas auf - wahrscheinlich die Autonummer, vermutete Ralph. Dann kam er auf dem mit Laub übersäten Gehweg auf sie zugeschlendert.
    Zu dieser frühen Morgenstunde konnte sich Ralph einen der 10-Minuten-Parkplatz gegenüber dem Gebäude aussuchen. Er parkte, stieg aus und ging um das Auto herum, um Lois die Tür zu öffnen, wie er es gelernt hatte.
    »Wie willst du vorgehen?«, fragte sie, als er ihr die Hand reichte und aus dem Auto half.
    »Wahrscheinlich müssen wir ein bisschen nett sein, aber wir wollen es nicht übertreiben. Richtig?«
    »Richtig.« Sie strich nervös mit der Hand an der Vorderseite ihres Mantels hinunter, als sie über den Rasen gingen, dann strahlte sie dem Wachmann ein Megawattlächeln entgegen. »Guten Morgen, Officer.«
    »Morgen.« Er sah auf die Uhr. »Ich glaube nicht, dass um diese Zeit jemand da ist, außer der Dame am Empfang und der Putzfrau.«
    »Genau zu der Dame am Empfang möchten wir«, sagte Lois fröhlich. Das war neu für Ralph. »Barbie Richards. Ihre Tante Simone hat eine Nachricht, die ich ihr überbringen soll. Sehr wichtig. Sagen Sie ihr, es ist Lois Chasse.«
    Der Wachmann dachte darüber nach, dann nickte er in Richtung Tür. »Das wird nicht nötig sein. Gehen Sie ruhig rein, Ma’am.«

    Lois sagte strahlender lächelnd denn je: »Wir werden keine zwei Minuten brauchen, oder, Norton?«
    »Eher anderthalb«, stimmte Ralph zu. Als sie sich dem Gebäude näherten und den Wachmann hinter sich zurückließen, beugte er sich zu ihr und murmelte: »Norton? Großer Gott, Lois, Norton? «
    »Das war der erste Name, der mir eingefallen ist«, antwortete sie. »Ich schätze, ich habe an The Honeymooners gedacht - Ralph und Norton, weißt du noch?«
    »Ja«, sagte er. »Eines Tages, Alice … peng! Bis zum Mond!«
    Zwei der drei Türen waren verschlossen, aber die ganz links ging auf, und sie traten ein. Ralph drückte Lois’ Hand und spürte, wie sie den Druck erwiderte. Im gleichen Augenblick spürte er, wie seine Aufmerksamkeit stark gebündelt wurde und sein Wille und seine Konzentration sich verstärkten und klarer wurden. Rings um ihn herum schien das Auge der Welt zuerst zu blinzeln und dann weit aufgeschlagen zu werden. Um sie beide herum.
    Der Empfangsbereich war schmucklos, fast nüchtern. Bei den Plakaten an den Wänden handelte es sich um den Typus, den die Fremdenverkehrsämter fremder Länder gegen Portoerstattung verschickten. Die einzige Ausnahme befand sich rechts von der Rezeption: ein großes Schwarz-Weiß-Foto einer jungen Frau im Umstandskleid. Sie saß auf einem Barhocker und hielt ein Martiniglas in einer Hand. WENN SIE SCHWANGER SIND, TRINKEN SIE NIE ALLEIN!, lautete der Text unter dem Foto. Nichts deutete darauf hin, dass in einem oder mehreren Zimmern hinter diesem freundlichen, unaufdringlichen Büro auf Verlangen Abtreibungen durchgeführt wurden.

    Nun, dachte Ralph, was hast du erwartet? Eine Werbung? Ein Plakat mit abgetriebenen Föten in einem emaillierten

Weitere Kostenlose Bücher